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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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hübschen Kopf. »Das ist schrecklich«, stieß sie hervor. »Was soll er nur tun, wenn er nicht mehr dichten darf?« Tränen blitzten in ihren Augen.
    »Wollen wir jetzt eigentlich da rein oder nicht?«, fragte Miranda ungeduldig und sah verständnislos von Mira zu Netaxa, die sich schnell die Augen abtupfte.
    »Natürlich gehen wir jetzt da rein«, erwiderte Netaxa schroff. »Wenn dir das Passwort noch einfällt!«
    Miranda gab keine Antwort. Sie blickte kurz zu Netaxa und dann zu dem Bild auf dem Stuhl. » Drei Welten !«, sagte sie dann laut und grinste breit.
    In diesem Moment wehte ein eisiger Wind durch den kleinen Raum. Der schwere Samtvorhang bewegte sich hin und her und der kalte Luftzug fuhr auch dem entsetzten Herrn Gwiseck durch die spärlichen Haare. Die Spieldosen und die anderen mechanischen Apparate in den Regalen klirrten leise. Mira blickte auf die Wand vor sich. Besser gesagt, sie starrte auf das, was vor wenigen Sekunden noch eine Wand gewesen war. Vor ihnen lag nun ein Treppenhaus. Genau so, wie es auf dem Bild gezeichnet war, nur dass sie die Zauberer, die sich auf den anderen Ebenen bewegten, nicht mehr sehen konnten. Eine breite Steintreppe mit einem hohen Geländer führte nach oben und bog dann nach rechts ab. Im Hintergrund waren weitere Treppen zu sehen. Sie verzweigten sich und führten auf schmale, mit Steingeländern gesicherte Terrassen, von denen wieder andere Treppen in obere oder untere Stockwerke führten. Mira stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf den schneebedeckten Garten zu erhaschen, der sichirgendwo im Hintergrund befinden musste, doch die Steintreppe verdeckte ihr die Sicht.
    »Gehen wir!«, rief Netaxa entschlossen. Mira, die das Geistwesen immer noch auf der Handfläche balancierte, stolperte einen Schritt nach vorne und erwartete eine Glasscheibe oder sonst eine Begrenzung. Doch sie gelangte ohne ein spürbares Hindernis in das dämmrige Treppenhaus. Mira zog mit der freien Hand ihren Mantel enger um sich und war froh, dass Netaxa mit ihrem hellen goldenen Schein die Stufen vor ihr ein wenig erleuchtete.
    Als sie auf halber Höhe der Treppe waren, warf sie noch einmal einen Blick zurück. Sie sah durch ein Tor in der Steinmauer Herrn Gwiseck in seinem Laden. Er stand zwischen den zwei Bahnen des roten Samtvorhangs und wurde mit jedem ihrer Schritte nach oben kleiner und kleiner.

17. Kapitel

    in dem Mira über viele Stufen geht
    Diese vielen Stufen! Dieses ewige Treppauf und Treppab! Mira stieg mit Netaxa auf ihrer Handfläche den anderen voran. Das Geistwesen leuchtete so hell wie eine Fackel und warf sein Licht auf die tristen Wände. Wie lange sie wohl noch gehen mussten?
    Blickte Mira nach oben, konnte sie keine Decke erkennen. Über ihr lagen nur weitere Treppenaufgänge, die kreuz und quer in den Himmel zu führen schienen. Es gab aber auch Stufen, die aus den Seitenmauern herauskamen und sich wie spitze Dachgiebel über ihnen erstreckten. Wer immer sich dort bewegte, den konnten die Kinder nicht sehen, wohl aber hören.
    Manchmal drangen Flüstern, Lachen und Gesprächsfetzen an ihr Ohr sowie das Klappern von hohen Absätzen und Stiefeln. Einmal streifte Mira ein Windhauch.
    »Und dann hat er mir gesagt, er würde uns heute Abend wieder ausladen.« Eine schrille weibliche Stimme schnaufte ärgerlich. Gehörte sie der dicken Hexe mit dem Mantel, die sie vorhin im Bild gesehen hatten?
    »Diese miese kleine Ratte. Ich frage mich wirklich, was er sich einbildet«, erklärte eine andere Stimme. Sie stammte von einem Mann. »Das wird der Ball des Jahres, und er will nicht, dass wir dabei sind!«
    »Sei leise«, meinte die schrille Stimme. »Wer weiß, wer sich hier in den anderen Ebenen herumtreibt.«
    »Wenn ich diesen Albert erwische, dann kann er sich aber warm anziehen!«, flüsterte nun die Männerstimme in ersticktem Zorn. »Seit er so wichtig ist, behandelt er uns wie Dienstboten.«

    Die Freunde und Netaxa sahen sich an. Mira hielt die Luft an und wartete, bis der Windhauch an ihr vorbeigezogen und die Schritte verstummt waren.
    Netaxa starrte den Stimmen der unsichtbaren Zauberer mit verächtlichem Gesichtsausdruck nach, dann winkte sie den anderen weiterzugehen.
    »Wann kommen wir endlich wieder hier heraus?«, flüsterte Rabeus nach einer Weile. »Ich dachte, das hier wäre eine Abkürzung!«
    »Das ist es auch!«, zischte Netaxa und drehte sich schnell auf Miras Hand nach hinten. »Es ist mir ja klar, dass Geduld nicht gerade eure Stärke

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