Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
vorwärts. Doch wo vorher eine Stufe gewesen war, tat sich ein gähnend schwarzes Loch vor ihr auf und sie fiel ins Nichts.

18. Kapitel

    in dem Mira eine Truhe öffnet
    Wieso nur war hier keine Stufe? Das Letzte, was Mira sah, war eine Tür, die sich zu ihrem großen Schreck auf dem Fußboden befand. Sie rutschte über das Türblatt nach unten und spürte, wie ihr Magen zugleich nach oben gedrückt wurde, etwas, das sie bisher nur von Fahrten mit der Achterbahn kannte. Dann fiel sie zwei Sekunden lang und landete unsanft auf hartem Steinboden. Die Tür, durch die sie gekommen war, sah nun wieder wie eine ganz normale aufrechte Tür aus und war nur ein paar Meter von ihr entfernt.
    Mira stand langsam auf, rieb sich ihren schmerzenden Rücken und sah sich erstaunt in dem Raum um, in den sie so unsanft gefallen war. Die Kammer war schummrig, nur von dem Licht einer einzigen Kerze erhellt, die auf einem schmalen Tisch stand.
    »Komisch, nicht ...«, sagte plötzlich eine schnarrende Stimme, »... wenn die Schwerkraft sich ändert!«
    Aus dem Dunkel hinter dem Tisch trat eine gebückte Gestalt mit einer Kapuze, die das Gesicht fast völlig verdeckte.
    Mira schrie auf und wich zwei Schritte zurück. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    »Diese Kammer ist nämlich die einzige Möglichkeit, von einer Ebene in die andere zu wechseln«, fuhr die Stimme fort. Die Gestalt kam näher und schlug dann die Kapuze zurück.
    Zunächst konnte Mira nur wirre weiße Haare erkennen, die nach allen Seiten hin abstanden. Dann kam unter dem Stoff ein langer, zerzauster Bart zum Vorschein.
    »Thaddäus!«, rief sie überrascht aus.
    Der alte Zauberer sah sie aus wässrigen blauen Augen an. »Ja, ich bin’s. Nicht mehr lange, aber noch bin ich’s.« Er kicherte leise. »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe!« Mit zitternden Händen öffnete er die Schnalle seines Kapuzenmantels, der eher einem unförmigen Kartoffelsack glich, und schleuderte das schmutzige Ding in eine dunkle Ecke. »Ich bin schon länger in diesem Treppenhaus. Inkognito – wenn du verstehst, was ich meine.«
    Mira schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nicht ich.« Thaddäus fuhr sich für einen Moment durch den Bart, und sein Blick wurde abwesend, als ob er über etwas scharf nachdenken müsste.
    »Also zumindest weiß niemand, dass ich ich bin. Und da hab ich ganz vergessen, dass du mich so nicht erkennen kannst.«
    Mira warf Thaddäus einen unsicheren Blick zu. »Und wo sind wir hier?«
    »Wir sind da, wohin keiner gelangt, außer uns beiden!«
    Mira blickte sich in dem Raum um. Er war völlig schmucklos und bestand aus denselben kahlen, hohen Wänden aus grauem Stein, die sie schon im Treppenhaus gesehen hatte. Vor ihr stand ein Holztisch, und an der Wand im Hintergrund befand sich eine alte Truhe, auf die Thaddäus eben seinenKartoffelsack-Umhang geworfen hatte. Die Kerze auf dem Tisch war bis auf einen kleinen Stummel niedergebrannt, und ihre Wachstränen hatten sich in großen getrockneten Seen auf dem Tisch verbreitet, woraus Mira schloss, dass Thaddäus schon länger hier sein musste.
    »Ja, schon seit einiger Zeit!«, antwortete ihr der Zauberer.
    Mira blinzelte verwirrt. Hatte er ihre Gedanken gehört?
    Thaddäus schmunzelte. »Ich habe hier auf dich gewartet.«
    »Aber woher wussten Sie, dass ich komme?«, fragte Mira verblüfft.
    Thaddäus starrte in die Kerzenflamme. »Ich habe doch meinem Bruder aufgetragen, es dir zu sagen.«
    »Welchem Bruder?«
    »Egbert. Scheinbar hast du mit ihm gesprochen, denn sonst wärst du nicht hier!«
    Mira warf Thaddäus einen langen Blick zu. Wovon sprach er nur?
    »Vielleicht hat er sich dir nicht vorgestellt. Weißt du, Höflichkeit ist nicht gerade seine Stärke.« Thaddäus räusperte sich. »Ich finde, er ist mit der Zeit ganz schön wunderlich geworden. Das kommt vom Leben unter Wasser, fürchte ich.«
    »Der Karpfen!«, rief Mira aus. »Das war Ihr Bruder?«
    »Oh ja!« Thaddäus’ Augen bekamen einen sehnsüchtigen Ausdruck. »Er gehört zur Gemeinschaft der Fische .«
    »Er hat mir verraten, dass wir zu seinen Abbildern aus Stein gehen sollen«, erklärte Mira.
    »Ja, die Wandermaskarone. Folgen der schwarzen Hexe, wohin auch immer sie geht.« Thaddäus fuhr mit seinem Finger langsam über die Kerzenflamme. Das Feuer nahm erst die Gestalt eines Fisches an, dann sah es aus wie ein Drache und schließlich verformte es sich zur Gestalt der schwarzen Hexe.
    »Weißt du, ich hatte ja ein bisschen Zeit, um nachzudenken in

Weitere Kostenlose Bücher