Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
die Treppe hinunter.
    Ein paar Sekunden, die sich wie Stunden anfühlten, vergingen.
    »Er ist weg«, dachte Mira schließlich erleichtert.
    »Und er wird gleich wiederkommen«, hörte sie die Stimme der Katze. »Jetzt, da sie wissen, wo du wohnst, musst du schnell weg von hier!«
    »Aber woher wissen sie das?«
    »Das war eine Panne«, sagte die Katze.
    »Eine Panne?«
    »Das erkläre ich dir später.«
    »Und wer bist du?«
    »Später«, erwiderte die Katze knapp.
    »Und was ist mit Tante Lisbeth und meiner Mutter?«, fragte Mira beklommen.
    »Hör zu!«, sagte die Katze »Sie interessieren sich nicht für deine Mutter oder deine Tante. Sie wollen nur dich!«
    Sie warteten ein paar Sekunden, dann schlüpften sie leise durch die schmale Tür wieder ins Treppenhaus.
    »Los! Nach oben!«, befahl die Katze. Sie klang so, als ob sie es gewohnt wäre, dass man ihr widerspruchslos gehorchte. Mira lief mit zitternden Knien hinter ihr die Treppe hoch.
    Im vierten Stock stand immer noch Tante Lisbeth mit einem Geschirrtuch bewaffnet an der Türschwelle. »Hallo, Tante Lisbeth«, flüsterte Mira.
    »Mira!« Tante Lisbeth starrte ihre Großnichte verwirrt an.
    »Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
    Doch Mira schüttelte nur den Kopf und legte den Finger an die Lippen.
    »Du hast mich nicht gesehen!«
    »Was waren das für Leute?« Tante Lisbeth beäugte Mira misstrauisch.
    »Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle keine Elektriker! Und sie werden wiederkommen. Sag ihnen bitte nichts, ja?« Mira sah sie flehentlich an. »Bitte!«
    »Also, ich weiß nicht ...«, begann Tante Lisbeth zögernd.Doch dann verstummte sie, als sie die graue Katze neben Mira bemerkte.
    »Du treibst dich wieder mit ihnen rum, nicht wahr?«
    Die Katze musterte Tante Lisbeth. In diesem Moment klangen Schritte die Treppe hoch. Die Männer. Sie kamen zurück. Die Katze miaute laut.
    »Ich muss jetzt weg, Tante Lisbeth!«, flüsterte Mira. »Die ... die Wäsche ist übrigens noch unten!«
    Tante Lisbeth blickte ihr finster nach, als sie hinter der Katze die schmale Stiege zum Dachboden hinaufrannte.
    »Mira!«
    Mira drehte sich zu ihrer Tante um. Die knetete das Geschirrtuch in ihrer Hand. »Du passt auf dich auf, ja? Ich ... ich weiß sonst nicht, was ich deiner Mutter sagen sollte!«
    Mira sah sie an.
    »Passt auch auf euch auf! Ich ... ich melde mich«, versprach sie leise, dann machte sie kehrt und folgte der Katze nach oben.
    Kurz nachdem Mira die schwere Tür zum Dachboden zugezogen hatte, hörte sie die Stimmen der beiden Männer näher kommen. Hoffentlich würde Tante Lisbeth sie nicht verraten!
    Auf Zehenspitzen folgte Mira der Katze über den kahlen Dachboden. Hier war es merkwürdigerweise noch kälter als draußen. Große Holzbalken stützten das Dach ab, und eine kleine Leiter führte zu eine der beiden Luken, durch die das weiße Winterlicht in den Raum fiel.
    »Öffne die Luke!«, befahl die Katze. Mira stemmte das kleine vergitterte Fenster auf. Schneeflocken wirbelten in den Raum. Mira reckte ihren Kopf hinaus und sah über die verschneiten Dächer.
    »Das ist aber ganz schön hoch!«
    Der Wind fuhr ihr ins Gesicht und die kalte Luft brannte auf ihren Wangen. Die Katze machte an ihr vorbei einen Satz und landete weich auf dem Dach.
    »Siehst du diese Glaskuppel dort drüben?«
    Mira nickte. Die Glaskuppel! Schon als sie ganz klein gewesen war, hatte sie zu ihr emporgeblickt und sich gefragt, wer das Glück hatte, darunter wohnen zu dürfen. Jetzt schimmerte sie silbern gegen den weißen Himmel und war oben mit einer Mütze aus Schnee bedeckt.
    »Dort sind wir sicher.«
    Mira schluckte. »Und wie sollen wir dorthin kommen?«
    Die Katze lachte leise. »Über die Dächer natürlich! Da sind Trittleitern für die Schornsteinfeger. Hangle dich einfach dort entlang.« Sie fing Miras verzweifelten Blick auf. »Keine Sorge, sie sind nicht vereist.«

    »Wie beruhigend«, murmelte Mira, während sie sich langsam aus der Luke schälte. Sie trat auf einen der Stapfen, rutschte weg, und etwas Schnee fiel über das Dach und traf auf einen riesigen Eiszapfen, der von der Regenrinne hing.
    Nach ein paar Sekunden zerschellte er mit einem leisen Klirren auf dem Boden des Hinterhofs. Mira sah dem Eiszapfen nach. Eine Fahne warmen Atems entwich ihrem Mund und verschwand in der Kälte.
    Nein, sie würde nicht mehr nach unten sehen. Wo auch immer sie hingehen würde, sie würde nicht mehr nach unten sehen!
    Die Katze sprang inzwischen elegant von einer

Weitere Kostenlose Bücher