Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
gerade. Kurz bevor er nach unten fiel, zog Mira den Zwerg zur Seite und stellte ihn eilig auf die Terrassensteine.
    »Hier blendet mich aber die Sonne«, maulte der Zwerg.
    Sie rückte ihn ein wenig in den Schatten. »Du hast dich wirklich kaum verändert.«
    Der Zwerg stieß einen langen Seufzer aus. »Und du kommst in letzter Sekunde. Ich bin schon ganz verzweifelt! Sie will mich heute Nachmittag anmalen!«
    »Wer?«, fragte Mira.
    »Na, meine Besitzerin.«
    »Frau Fingerhut?«
    Der Zwerg nickte. »Stell dir vor! Anmalen. Mich. Eine Steinfigur! Dann sehe ich genauso aus wie dieses billige Gipsvolk da drüben!«
    Mira drehte sich zu den kleinen Elfen im Gummibaum. Sie waren in allen Farben des Regenbogens angepinselt und hatten giftgrüne oder neongelbe Flügelchen.
    »Gestern nahm sie mich in die Hand und überlegte, wie ich aussehen soll. Grüne Laterne, rosa Weste und lila Mütze. Oh, es ist schrecklich, ganz schrecklich.« Der Zwerg schüttelte sich.
    »Dieser Steinzwerg soll sich nicht so aufführen«, brummte der Löwe. »Hält sich wohl für was Besseres!«
    »Jawohl, genau!«, krähten die knollennasigen Tonköpfe.
    »Es war so schön ruhig hier, bis der Herr Zwerg auftauchte und sich ständig beschwerte. Wir haben uns alle gut verstanden, aber jetzt machen sich die Steinfiguren Gedanken, ob sie mit den Gipsfiguren sprechen sollen, und umgekehrt. Und alles nur, weil der Herr Zwerg sie aufgehetzt hat«, erklärte der Löwe streng.
    »Wie kommst du überhaupt hierher?«, fragte Mira den Zwerg.
    Zuletzt hatte sie ihn neben eine hübsche steinerne Wassernixe beim Keller der schwarzen Hexe gestellt.
    »Das würden wir auch gerne wissen!«, rief ein Tongesicht, das zwischen den Schnittlauchstängeln steckte.
    »Es war schlimm«, sagte der Zwerg nach einer Weile. »Wie du weißt, befand ich mich zuletzt neben meiner über alles geliebten Najade. Dann kam aber diese schreckliche Hexe und steckte mich in den Keller. Dort verbrachte ich viele Stunden in völliger Dunkelheit. Aber ich konnte mich wenigstens immer noch mit Najade unterhalten. Doch von einem Tag auf den anderen blieb sie stumm. Dann nach langer, langer Zeit öffnete sich der Keller und ich wurde hinausgetragen. Aber ich durfte mich nur kurz über das Sonnenlicht freuen, denn man brachte mich auf einen Laster und ich wurde zusammen mit all den anderen Dingen abtransportiert. Und Najade – wie gerne hätte ich sie wenigstens ein allerletztes Mal gesehen, aber wie du weißt, kann ich mich nicht umdrehen!«
    Der Zwerg schwieg lange, und aus den Seufzern um sich herum schloss Mira, dass die anderen Figuren mitgehört hatten.
    »Auf dem Laster wurde ich schrecklich durchgeschüttelt und verlor sogar ein Stück meiner Mütze! Hier oben. Als ich in einer Kurve gegen einen gusseisernen Blumentopf stieß.«
    Tatsächlich, oben an der Zipfelmütze fehlte ein großes Stück, sodass der Zwerg nun aussah, als hätte er ein komisch geformtes Horn auf dem Kopf.
    »Er soll sich nicht so haben!«, rief ein Tongesicht aus dem Gemüsebeet dazwischen. »Wir haben alle unsere Blessuren. Mir ist sogar die Nase abgefallen, was soll’s!«
    »Jetzt lass ihn doch weitererzählen«, sagte das schiefe Topfmännchen.
    »Wenn man aus Ton ist, trifft einen das nicht so hart, wie wenn man aus Stein ist, ich schwöre es dir«, flüsterte der Zwerg Mira zu.
    »Hey, Zwerg«, rief der Tonkopf, »hör auf zu flüstern und erzähl weiter!«
    »Nach mehreren ungemütlichen Nächten zwischen lauter Gerümpel …«, es schien Mira fast, als rümpfte der Zwerg die große Nase, »… landete ich auf einem billigen Flohmarkt und wurde von dieser Frau Fingerhut gekauft. Für 1 Euro 50! Dabei wollte sie mich sogar noch herunterhandeln. Stell dir das vor. Und sie hat mich nur gekauft, um mich anzumalen! Es ist grauenhaft!«
    »Ich würde sagen, es ist nur zu deinem Vorteil, wenn du angemalt wirst«, rief eine der kleinen Elfen aus dem Gummibaum mit einem hohen, schrillen Stimmchen.
    »Toll! Damit ich dann so aussehe wie ihr?«
    Lange Zeit sagte niemand mehr etwas.
    »Und wie ist es dir so ergangen?«, fragte der Zwerg schließlich. Mira sah sich unbehaglich um. Sie hatte keine Lust, von diesen geschwätzigen Ton-, Gips- oder was auch immer -Figuren belauscht zu werden. Wer konnte schon wissen, in welche Hände sie einmal geraten würden! Andererseits brannte sie darauf, endlich ihre Geschichte jemandem erzählen zu können, auch wenn es nur ein armer Steinzwerg war.
    »Ich bringe dich hier weg«,

Weitere Kostenlose Bücher