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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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flüsterte sie dem Zwerg zu. Sie nahm ihn in die Hand und ging mit ihm zu der Brombeerheckean der kleinen Mauer, die Frau Fingerhuts und Tante Lisbeths Garten voneinander trennte. Hier waren weit und breit keine Figuren zu sehen. Mira setzte sich auf einen Baumstumpf und stellte den Zwerg neben sich in das taufeuchte Gras.
    Dann erzählte sie vom Schicksal des Drachen und von ihrem Wiedersehen mit Rabeus und Miranda. Schließlich berichtete sie sogar, was sie in der Zeitkugel gesehen hatte, und dass nun weder Miranda noch Madame Pythia oder die Kugeln auffindbar waren. Während sie sprach, wurde ihr schon leichter ums Herz. Der Zwerg hörte ihr erstaunlich aufmerksam zu und stellte zwischendurch sogar kluge Fragen.
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte Mira, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte.
    »Nichts«, erwiderte der Zwerg. »Du tust einfach nichts!«
    Mira sah ihn verblüfft an und zupfte eine reife Brombeere von den stachligen Zweigen.
    »Da die Kugel immer die Wahrheit zeigt, wirst du deiner Freundin sowieso wieder begegnen und die drei Kugeln finden, ob du das nun willst oder nicht«, erklärte der Zwerg.
    Mira besah sich ihre rot gefärbten Fingerspitzen. An dem, was der Zwerg sagte, war etwas dran.
    »Aber ich kann doch nicht einfach dasitzen und nichts tun!«
    »Na ja«, erwiderte der Zwerg. »Das mache ich schon, seit ich auf der Welt bin. Ihr Menschen wollt natürlich die ganze Zeit herumspringen und sinnlose Taten vollbringen. Aber manchmal ist es einfach besser, nichts zu tun.«
    »Dann willst du also auch nichts tun, um deine Meerjungfrau wiederzufinden?«
    Der Zwerg verstummte. Es war so leise, dass Mira aus der Ferne einen Tropfen hören konnte, der in der Pfütze unter der Regenrinne zerplatzte.
    »Ich würde alles tun, um meine geliebte Najade wiederzusehen«, flüsterte er schließlich.
    »Dann hilf mir, die Kugeln zu finden«, flüsterte Mira zurück, »und ich bringe dich zu ihr.«
    Der Zwerg überlegte. »Na schön. Aber du musst mir felsenfest versprechen, mich zu ihr zurückzubringen.«
    »Das verspreche ich dir«, versicherte Mira feierlich.
    »Ich hätte eine Idee, wie du dieses Zimmer findest, in dem die Kugeln sind oder sein werden.«
    »Und die wäre?«, fragte Mira neugierig.
    »Was hast du in der Kugel gesehen, als du aus dem Fenster geblickt hast? Einen Wetterhahn?«
    »Nein, nein«, sagte Mira, »es war eine Krähe.«
    »Wenn du nun wüsstest, wo sich diese Krähe befindet, dann wüsstest du auch, wo dieses Zimmer ist.«
    Das klang logisch.
    »Und weißt du, wo diese Krähe ist?«, fragte Mira.
    »Leider nicht. Aber es gibt einen, der kennt alle Figuren hier in der Stadt.«
    Der Zwerg zögerte. »Der legendäre Neptun.«
    »Und wer ist das?«
    »Die älteste und berühmteste Brunnenfigur in dieser Stadt!«
    »Und du kennst ihn persönlich?«, wollte Mira wissen.
    Der Zwerg verzog nun das Gesicht. »Sagen wir mal, er ist so was Ähnliches wie ein guter Freund von mir!«

12. Kapitel

    in dem Mira einen klugen Schachzug macht
    Und so stahl Mira den Zwerg zum zweiten Mal.
    Dann aß sie Frau Fingerhuts vorzüglichen Apfelkuchen und bewunderte ausgiebig die vielen selbst gemalten Ölbilder in deren Wohnzimmer, die meistens etwas unförmig proportionierte Katzen zeigten. Ziemlich überhastet brach sie dann auf und ließ eine enttäuschte Frau Fingerhut zurück, die den Ausfall des gemeinsamen Bastelnachmittags sehr bedauerte.
    Wenig später war Mira mit dem Zwerg unterwegs in die Stadt. Um kein Aufsehen zu erregen, verbarg sie ihn diesmal ganz fest unter ihrer Jacke. Zu gut hatte sie noch die ganze Aufregung im Kopf, die der Zwerg verursacht hatte, als sie mit ihm das letzte Mal durch die Straßen gelaufen war. Er hatte sich so ziemlich mit jeder Stein- und Brunnenfigur gestritten, die ihren Weg kreuzte.
    Wie der Zwerg ihr vorher beschrieben hatte, stand auf dem Platz vor dem Rathaus ein prächtiger Brunnen. Eine muskulöse Bronzefigur mit einem großen Dreizack in der Hand blickte auf den kleinen Gemüsemarkt hinunter. Zu Füßen des Meergottes saßen drei kleine Meerjungfrauen. Eine wrang sich das Wasser aus den Haaren, die andere tauchte ihre Hand in den Wasserstrahl, der aus dem Brunnensockel herausschoss, und die dritte goss sich aus einem Krug Wasser über die Beine. Unter dem linken Fuß des Meergottes lag ein kleiner Seedrache, aus dessen Maul das Wasser in den Brunnen plätscherte.
    Mira zog den Zwerg ein wenig aus ihrer Jacke. »Ist er das?«, flüsterte sie.
    »Ja!«,

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