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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Versammlung!« Er bedeutete Mira, ihm zu folgen. Sie liefen zur Litfaßsäule und Rabeus tat es Hippolyt nach und klopfte dreimal gegen die Nüstern des Pferdes. Wie vorher teilte sich das Plakat lautlos.
    Im Inneren der Litfaßsäule befand sich eine Wendeltreppe, die in die schwarze Tiefe führte.
    »Hier runter!«, flüsterte Rabeus. »Ich kann noch ihre Schritte hören!«
    In dem Moment schloss sich hinter den Kindern die Säule wieder und es wurde stockdunkel. Mira stolperte hinter Rabeus die Treppe hinunter. Sie konnte weder etwas sehen noch hören, nur ein süßlicher Geruch hing in ihrer Nase.
    Etwas, das sie schon vorher gerochen hatte. Und ihr fiel ein, dass es der Vanilleduft der Räucherstäbchen war, der wohl immer noch in Madame Pythias Kleidern hängen musste.
    Nach einer Weile endete die Wendeltreppe, und Mira und Rabeus befanden sich in einem Gang, an dessen Ende etwas Licht aufschimmerte. Von dort konnte Mira auch ein leises Rauschen vernehmen.
    »Was ist das?«, fragte sie Rabeus, der neben ihr die Ohren spitzte.
    »Die Schritte höre ich nicht mehr«, murmelte Rabeus. »Aber da sind viele verschiedene Stimmen.« Die Kinder gingen langsam weiter, bis sie zu einem vergitterten Lüftungsschlitz über ihren Köpfen gelangten. Jetzt konnte Mira es auch hören. Gemurmel drang durch die Scharte, ab und zu ein vereinzelter Ruf oder ein Lachen.
    Rabeus zog sich an den Steinen hoch, die aus der Mauer ragten, und reichte Mira die Hand.
    Mira kletterte auf den Vorsprung, zwängte sich in die Nische neben Rabeus und äugte durch das schmale Fenster.
    »Wow«, flüsterte Rabeus. »Schau dir das mal an!«

17. Kapitel

    in dem Mira ein weiteres Geistwesen kennenlernt
    Unter den Kindern lag eine riesige weiße Halle, die vom kalten Schein großer Neonröhren erleuchtet war. Vor Tischen mit Stapeln von Papier saßen an die hundert Männer und Frauen. Mira erkannte einige von vorhin wieder. Sie sahen alle sehr beschäftigt aus. Manche blätterten in Ordnern oder diskutierten mit ihrem Nachbarn. Andere hatten ihre Laptops aufgeklappt und waren in ihre flimmernden Computerbilder versunken.
    Nach einer Weile betrat ein Mann mit stechendem Blick und tiefen Furchen im Gesicht den Saal. Er setzte sich an einen Tisch, der auf einer Bühne stand, die mit ein paar vertrockneten Blumen geschmückt war. Der Mann zog ein kleines, goldenes Notizbuch aus der Tasche, schlug es auf, flüsterte etwas hinein, blies auf die Seiten, und es erschien eine winzige Frau, die Mira kaum erkennen konnte. Sie war etwas kleiner als das Silbermännchen, trug einen Minirock und hohe Stiefel und schlenderte langsam zur Tischkante, an deren Rand sie sich setzte. Die kleine Frau leuchtete durchscheinend golden. Sieließ ihre Beine über den Tisch baumeln und spielte mit ihrem Zopf, der widerspenstig von ihrem hübschen Kopf abstand, während sie scheinbar gelangweilt die Versammlung der Zauberer im Saal betrachtete. Niemand schien groß Notiz von ihr zu nehmen.
    Es raschelte und flüsterte, bis der Mann auf der Bühne schnippte und ein Donnerschlag den Raum erzittern ließ. Es war augenblicklich still und alle Versammelten sahen ihn gespannt an.
    »Fangen wir an!«, sagte er. »Ich darf Sie alle begrüßen zur 765. Versammlung des Geheimrats der schwarzen Künste.«
    Mira spürte, wie ihr Herz schneller klopfte. Der Geheimrat der schwarzen Künste! Sie beugte sich ein wenig weiter nach vorne, um besser sehen zu können.
    »Kommen wir gleich zum Tagesordnungspunkt eins der Versammlung«, fuhr der Mann auf der Bühne mit monotoner Stimme fort.
    » Die Verabschiedung des Protokolls der 764. Sitzung . Hat hier noch jemand etwas anzumerken?«
    Der Mann ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen.
    Eine hagere Gestalt erhob sich aus der letzten Reihe und putzte sich umständlich die riesige dürre Nase.
    »Oh ja, Herr Vorsitzender, ich hätte da tatsächlich ein paar Verbesserungen! Ich habe nämlich mitgeschrieben. Ganz im Gegensatz zu diesem Geistwesen hier, das sich allein auf sein Gedächtnis beruft.« Er deutete auf die kleine Frau an der Tischkante, deren Gesicht nun einen dunkelgoldenen Schimmer annahm.
    Ein Aufstöhnen ging durch die Reihen der schwarzen Zauberer, als der Mann umständlich einen seinen zahllosen Notizzettel entfaltete.
    Die kleine Frau auf der Tischkante verschränkte die Arme und sah ihn böse an.
    Es folgte eine endlose Aufzählung von Kommafehlern und Verbesserungen einzelner Sätze, während das kleine Geistwesen immer

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