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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Kohlen brannten ihre dunklen Augen in dem spitzen Gesicht.
    Im Saal wurde es totenstill. Alle Rücken schienen sich zu straffen und keiner wagte es mehr, mit seinem Nachbarn zu tuscheln. Die schwarze Hexe ließ ihre Augen über die Menge wandern und lächelte.
    »Komme ich zu spät?«, fragte sie den Vorsitzenden.
    Der Vorsitzende war blass geworden und rang nach Luft. »Eigentlich haben wir nicht mehr mit Euch gerechnet.«
    »Was sicher ein Fehler war«, erwiderte die schwarze Hexe.
    »Es ist ... Eigentlich ist es nicht erlaubt, so zu erscheinen«, sagte der Vorsitzende schwach.
    »Tatsächlich?« Die schwarze Hexe sah ihn kurz an. »Das muss ich wohl vergessen haben.« Ihr Lächeln schwand. »So wie man es auch vergessen hat, mir eine Einladung zu schicken.«
    Der Vorsitzende schluckte. »Ihr wart plötzlich verschwunden. Keiner wusste, wo Ihr zu finden seid.«
    »Gut, dass ich wenigstens noch ein paar Freunde hier habe.«
    Die schwarze Hexe sah auf die jungen Zauberer in der ersten und zweiten Reihe. Ein Mann stand auf, brachte ihr einen Stuhl auf die Bühne und verneigte sich linkisch. Die Hexe setzte sich neben den Vorsitzenden und verschränkte die Arme, während sie kalt in den Saal lächelte. »Also dann, macht nur weiter! Ich wollte nicht stören!«
    Der Ratsvorsitzende räusperte sich. »Punkt acht war also ...«, er sah für einen kurzen Moment so aus, als hätte er den Faden verloren, »… Punkt acht behandelt die weitere Vorgehensweise gegen die weißen Zauberer.« Er sah sich im Saal um, als suche er dort Halt. »Gibt ... gibt es dazu Wortmeldungen?«
    Eine Frau in der hintersten Reihe hob ihren zitternden Arm.
    »Ich habe gehört, dass es ein Mittel gibt, dass die weißen Zauberer für immer in ein Tier verwandelt bleiben lässt?«
    Die Hexe sah den Vorsitzenden kurz an. »Wenn ich dazu etwas sagen darf?«
    Der Vorsitzende nickte ihr kurz zu, wobei er es vermied, sie anzusehen.
    Die Hexe lächelte der Fragestellerin zu. »Oh ja, dieses Mittel gibt es. Ein paar von euch haben es sogar schon ausprobiert! Es funktioniert ausgezeichnet!«
    Mira und Rabeus sahen sich an. Es war mittlerweile sehr unbequem in der Nische unter dem Fenster. Mira stützte sich an dem Gitter ab, vor dem ein paar lose Steine lagen. Was war das für ein Mittel, von dem die Frau sprach?
    Die schwarze Hexe blickte auf die Versammelten. »Die Wirkstoffe in dieser Medizin sind mächtig. Jede Verwandlung wird damit endgültig. Schluss mit diesem lästigen Hin und Her. Mal Mensch – mal Tier. Wer dieses Pulver bekommt und verwandelt ist, der bleibt es für immer.«
    Der hagere Mann, der sich vorhin mit Netaxa angelegt hatte, stand auf. »Mit Verlaub«, begann er langsam. »Früher oder später heißt das, dass die weißen Zauberer von uns vernichtet werden.«
    Die schwarze Hexe erhob sich und lief nun langsam auf der Bühne auf und ab, ohne die Menge aus den Augen zu lassen.
    »Nun, vernichten ist ein sehr großes, sehr böses Wort, nicht wahr? Sagen wir mal so: Wir wollen den weißen Zauberern eigentlich nur helfen! Sie sind nicht wie wir. Sie sind wie Kinder. Wir müssen für sie die Verantwortung übernehmen.« Es gelang ihr, nun ganz freundlich zu lächeln, und ihre Stimme hatte etwas Einschmeichelndes, als sie fortfuhr. »Die weißen Zauberer konnten sich immer für die richtige Seite entscheiden. Viele haben sich uns schon angeschlossen. Einige von ihnen sehe ich sogar hier im Saal.«
    Die Angesprochenen senkten den Kopf, um sich vor dem Blick der schwarzen Hexe zu verstecken.
    »Willkommen in der Erwachsenenwelt! Wir freuen uns, dass ihr hier seid.«
    Mira spürte, wie Rabeus neben ihr die Luft anhielt.
    Die Hexe hörte auf, hin und her zu gehen, und blieb in der Mitte der Bühne stehen. »Und was ist mit den anderen? Den weißen Zauberern, die sich entschlossen haben, weiter in ihrer kindischen Verblendung zu leben? Was tun die am liebsten? Richtig! Sich verwandeln! Oh, wie sie es lieben, Tiere zu sein! Sie fliegen, krabbeln, schwimmen und springen, dass es eine Freude ist. Sie sind in ihrem Lieblingszustand. Wie schön für sie! Faul und träge in der Sonne. Beneidenswert.« Die Hexe lächelte kurz. »Oh nein, ich will die weißen Zauberer nicht vernichten! Ich will nur, dass sie das tun, was ihnen am meisten Spaß macht. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, für immer ein Tier zu sein!«
    Es war ganz still im Saal. Die jungen Zauberer vorne hatten schon die Hände zum Applaus erhoben, als sich eine Frau meldete. »Aber wenn sie

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