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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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stärker mit den Beinen baumelte, bis die Frau plötzlich aufsprang und einen starken goldenen Schein um sich herum verbreitete.

    »Wen kümmert denn die Kommasetzung!«, rief sie verärgert. »Hauptsache, ich habe alles richtig wiedergegeben!«
    »Netaxa!«, rief der Vorsitzende, »wir alle wissen, dein Gedächtnis ist legendär!«
    Der Vorsitzende nickte dem hageren Mann zu. »Ich möchte mich herzlich bei Ambrosius Lobwasser für seine … äh … Ausführungen bedanken.«
    Ambrosius blickte von seinen Zetteln auf. »Ich bin aber noch gar nicht fertig.«
    Der Ratsvorsitzende rang sich ein Lächeln ab. »Nun, trotzdem herzlichen Dank!« Er wandte sich rasch an die Menge. »Ich glaube, damit ist das Protokoll bestätigt?«
    Hundert Hände schnellten schleunigst nach oben.
    Die kleine Frau auf der Tischkante lächelte triumphierend, während sich der hagere Mann fluchend setzte.
    »Gut«, sagte der Vorsitzende gequält. »Kommen wir nun zum Tagesordnungspunkt zwei.«
    Tagesordnungspunkt zwei beschäftigte sich mit den Zielsetzungsvereinbarungen der unterschiedlichen Zaubergilden. Diverse gewichtige Männer traten nun auf, um lange Reden zu halten, von denen Mira nicht das Geringste verstand, die aber von den anwesenden Zauberern eifrig beklatscht wurden.
    Beim dritten Tagesordnungspunkt – Wahl des Vizeratsvorsitzenden – flogen kleine, mit Namen beschriftete Wahlzettelchen pfeilschnell durch den Saal und landeten neben Netaxa. Die sah jeden Zettel kurz an und verkündete in wenigen Sekunden das Wahlergebnis.
    Ein junger Zauberer aus der ersten Reihe stand auf und wurde beklatscht. Hektische rote Flecken zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, als er sich steif verbeugte.
    Mira fühlte sich bereits jetzt etwas schläfrig. Sie zwang sich, die Augen offen zu halten und nach Xenia, Hippolyt und Madame Pythia Ausschau zu halten. Doch die waren nirgendwo zu sehen. Dabei fiel ihr auf, dass nicht nur sie müde wurde. Auch ein paar der schwarzen Zauberer gähnten heimlich und kämpften im Verlauf der Versammlung sichtlich mit dem Schlaf. Um sich wach zu halten, fassten sie in die edlen Schalen vor sich, die mit gebratenen Heuschrecken und kandierten Schnecken gefüllt waren, und kauten andächtig auf denSnacks herum. Andere tippten in ihre Handys, die sie unter dem Tisch verborgen hielten.
    Nur in den ersten beiden Reihen neben dem frisch gewählten Vizeratsvorsitzenden saßen ein paar junge Zauberer, die vor Eifer glühten. Sie meldeten sich oft, hatten zu jedem der Punkte etwas zu sagen und entwickelten große Schweißflecken unter ihren glatt gebügelten Hemden.
    Mira schreckte erst hoch, als eine ältere, in einen schicken Samtmantel gekleidete Hexe vor Wut mit einem lauten Knall und ein paar verpuffenden Rauchwolken verschwand und – sehr eindrucksvoll – am anderen Ende des Saals wieder auftauchte. (Sie war zu ihrem größten Missfallen während des Tagesordnungspunktes 7 als Vorsitzende des Arbeitskreises Raumdekoration abgewählt worden.)
    Ein paar der Ratsmitglieder klatschten, andere rollten mit den Augen. Nach dem Knall war Mira wieder hellwach. Neben ihr kauerte Rabeus, der nicht die Spur von Müdigkeit verriet. Er musterte die Reihen der schwarzen Zauberer und zuckte immer wieder zusammen.
    »Ich wusste gar nicht, dass so viele von uns übergelaufen sind«, sagte er beklommen.
    »Wenn Sie sich nun bitte wieder an ihren Platz begeben würden!«, rief der Ratsvorsitzende ungerührt der Frau im Samtmantel zu. »Dann können wir nämlich endlich zu Punkt 8 der heutigen Sitzung kommen.«
    Mit hochrotem Kopf bahnte sich die Frau einen Weg zurück zu ihrem Tisch.
    Der Ratsvorsitzende rutschte etwas ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her und wollte gerade anfangen zu sprechen.
    In diesem Moment begann die Luft neben ihm zu flirren.

18. Kapitel

    in dem Madame Pythia besser geschwiegen hätte
    Im Saal ertönte ein leises Sirren und in der Luft neben dem Vorsitzenden sah man plötzlich etwas flimmern.
    Es war erst noch geisterhaft durchsichtig und unscharf, doch nach und nach bekam es immer klarere Umrisse.
    Mira und Rabeus starrten gebannt auf den schwarzen Luftwirbel. Auch im Saal entstand Unruhe. Manche Zauberer sprangen auf, andere hielten sich an den Bänken fest.
    Ein kurzes Flackern, dann stand die Erscheinung auf der Bühne und war klar zu sehen.
    Mira stockte der Atem. Es war die schwarze Hexe! Sie war noch dünner als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Ihre Haut war unnatürlich weiß, und wie schwarze

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