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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sagst, versetzte Twikus, obwohl ihm die Totenstille auch nicht behagte.
    »Nichts!«
    Der Ruf aus dem Innern des Hauses ließ alle zusammenfahren.
    Falgon trat wieder ins Freie und sah die erschrockenen Gesichter. »Entschuldigt. Ich dachte, ihr hört mich sonst nicht. Drinnen ist niemand.«
    »Vielleicht sind die Ugarder doch ausgewandert«, überlegte  Bombo laut.
    Sein Steuermann schüttelte den Kopf. »Die Elvenprinzessin ha t gesagt…«
    »Ich weiß, was sie gesagt hat, Permund. Sie sprach von den unübersehbaren Spuren, die im umliegenden Grasland zu sehen sein müssten. Aber was ist, wenn die Bewohner der Stadt allmählich aufgebrochen sind? Die Gerüchte vom Grondfolkheer kursieren ja schon geraume Zeit.«
    »Und woher kommen dann die Schrunden an Türen und  Fensterläden?«, gab Dormund zu bedenken.
    »Er hat Recht«, sagte Múria. »Lasst uns weitersuchen. Da drüben scheint eine Schenke zu sein, die mehr abbekommen hat. Vielleicht werden wir dort fündig.«
    Wieder ging die einzige Frau des Spähtrupps unerschrocken und ziemlich zügig voran – weil sie Beinkleider wie ein Mann trug , konnte sie weit ausschreiten. Das nachtblaue Cape blähte sich hinter ihr im Wind.
    Falgon holte sie bald wieder ein. »Es wäre mir trotzdem lieber, wenn du mir wie eben den Vortritt lässt, Inimai.«
    »Wenn du unbedingt darauf bestehst, mein Lieber.«
    »Ich komme auch mit rein. Nur für alle Fälle«, sagte Dormund rasch. Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, lüpfte er kurz den Hammerstiel, der nach wie vor auf seiner linken Schulter lag.   
    Das einstöckige Gebäude, in dem Múria eine Schenke erkannt zu haben gl a ubte, war ungefähr dreißig Fuß lang und fünfzehn breit. Genau in der Mitte der dem Fluss zugewandten Längsseite lag der Eingang. Darüber hing, im rechten Winkel zur Wand, ein schmiedeeisernes Gestell mit einem Schild, unter dem ein metallisch glänzender F i sch baumelte. Dessen Schwanz deutete himmelwärts, der Kopf zum Kiesweg vor der Tür, weil einer der Halteringe abgerissen war. Einige Fensterläden lagen auf dem Boden vor dem Haus, andere hingen wie ausgerenkte Flügel noch in einem Gelenk. Sie sahen aus, a l s hätte jemand mit einer Axt darauf eingeschlagen. Am schlimmsten war die Tür zugerichtet. Ab Kniehöhe existierte sie nicht mehr. Was einmal darüber gewesen war, hatte sich in Holzspäne verwandelt, die verstreut auf dem Weg lagen.
    »Der silberne Karpfen«, las Múria den Schriftzug über dem baumelnden Fisch.
    Ehe Falgon und Dormund den Eingang erreicht hatten, trat Twikus an eines der Fenster heran. Da die Läden herausgerissen waren, behinderte kein Pergament, Fell oder Vorhang den Blick nach innen. Er spähte i n s Haus…
    … und taumelte keuchend zurück.
    »Was hast du gesehen?«, stieß Múria hervor. Rasch eilte sie zu ihm.
    Twikus war auf einen Schlag kreidebleich geworden. Sein Mund stand offen. Dankbar ließ er sich von Múria stützen. Er schüttelte den Kopf, deutete mit der freien Hand zum Fenster, brachte aber kein verständliches Wort heraus.
    »Beim Allmächtigen!«, japste Falgon. Er hatte mittlerweile die zerstörte Tür erreicht und über die zerfranste Bruchkante hinweg in die Schenke geblickt. Dormund stand neben ihm, ebenfalls leichenblass und massierte sich den Schädel.
     
    Die Seemänner wollten auch endlich einen Blick ins Haus wagen. Die beiden großen kräftigen Burschen drängten sich nach vorne und verbauten damit – wohl ohne es zu merken – ihrem kleinwüchsigen Kommandanten die Sicht. Aber nicht sehr lang. Der eine taumelte wie Twikus benommen zurück, der zweite warf sich herum und entleerte seinen Magen.
    »Der Himmel steh uns bei«, flüsterte Permund, der gleich den
    Platz des sich erbrechenden Kameraden eingenommen hatte. Die Geduld des Kapitäns war vom anhaltenden Gedränge vor
    der Tür offensichtlich überstrapaziert. Um endlich eine Erklärung für das zunehmende Entsetzen zu bekommen, lief er zu ebenjenem Fenster, vor dem immer noch Twikus und Múria standen. Bombo legte se i ne Unterarme auf den Fenstersims, sprang und zog sich nach oben. Für einen Moment lugte sein Kopf durch die rechteckige Lichtöffnung. Dann verließ ihn die Kraft. Er rutschte hinab, drehte sich träge um und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken. S e ine Augen waren geschlossen, als er wispernd das eine Wort über die Lippen brachte, das die Beobachtungen seiner Gefährten zusammenfasste.
    »Skelette!«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte

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