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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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waren nicht völlig aus der Luft gegriffen…
    Bring ihn endlich in den Knochenturm! Ergils
    Gedankenstimme klang so hart wie Diamant.
    Nett, dass du dich auch mal wieder meldest, erwiderte  Twikus.
    Bis eben hatte ich an deinem Vorgehen wenig auszusetzen. Hätt’s vielleicht erst mal etwas sanfter probiert, ich bin eben  nicht du. Aber jetzt versucht er dich auf die dunkle Seite zu ziehen. Hör nicht auf ihn, sondern sperr ihn endlich ein.
    Was die Machtkämpfe betrifft, scheint er allerdings Recht zu haben…
    Kann ja sein, doch das sind Halbwahrheiten, die er deinem Verstand vorwirft, wie man einen Hund mit einem Knochen abspeist. Sag ihm, dass die Ruhe, die er meint, wohl eher Totenstille zu sein scheint.
    Twikus schüttelte den K o pf. »Euer Zeitalter der Ruhe dürfte wohl eher eines der Totenstille werden.«
    Wikander grinste. »Hat Euch das Euer Bruder eingeflüstert? Seid Ihr nicht imstande für Euch selbst zu sprechen?«
    Jetzt versucht er einen Keil zwischen uns zu treiben, warnte  Ergil. Führ ihn endlich ab, Twikus!
    »Ich werde Euch zeigen, wozu ich fähig bin«, sagte der Prinz und hob wieder den Bogen, um am Pfeilschaft entlangzuzielen. Der König streckte ihm abwehrend die Handflächen entgegen  und rief: »Wartet! Was soll ich tun?«
    »Geht m i r voran.«
    »Wohin?«
    »Als ich ein Junge war, gab es keinen sichereren Platz als die Kammer in der Spitze des Knochenturms. Ich nehme an, daran hat sich bis heute nichts…« Twikus fuhr zu der zweigeteilten Tür am anderen Ende des Saales herum, weil sein sechster Sinn ihm etwas gemeldet hatte, das er für irgendeine Zauberei Wikanders hielt. Der linke Türflügel schwang auf und gab den Blick auf einen bärtigen, rothaarigen Mann in einem dicken Fellmantel frei.
    »Tusan!«, keuchte Twikus.
    Der Fährtensucher wurde grob durch die Tür gestoßen und mit ihm betraten zwei Leibgardisten den Raum.
    Tu etwas!, rief Ergils Stimme.
    Wikander bückte sich nach dem Schwert.   
    »Halt!«, sagte Twikus und versuchte sich die Aufregung nicht anmerken zu lassen. »Noch eine Bewegung, Oheim, und…« Er ließ drohend den Bogen mit dem angelegten Pfeil auf und ab tanzen.
    Der König verharrte – das rechte Knie am Boden, den linken Fuß aufgestellt – wie er war. »Wenn er auf mich schießt, dann tötet ihr den Gefangenen«, rief er seinen Männern zu. Einer der Soldaten hatte sich bereits hinter dem Fährtensucher verschanzt und drückte ihm einen Dolch an die Kehle.
    »Nein!«, schrie Twikus.
    Geht’s vielleicht noch ungeschickter?, klagte Ergil aus dem Untergrund. Du hättest so tun müssen, als würdest du Tusan gar nicht kennen. Jetzt weiß er, was uns an ihm liegt, und wird ihn als Faustpfand gegen uns einsetzen.
    Du hast gut reden!, jammerte Twikus. Das unerwartete Auftauchen seines – lebenden! – Freundes hatte ihn völlig durcheinander gebracht. Zum ersten Mal, seit er in der Thronhalle war, wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Sein Blick sprang hektisch vom König zu den Männern bei der Tür und wieder zurück.
    Wikander grinste. »Das nennt man wohl eine klassische  Pattsituation. Was werdet Ihr jetzt tun, Neffe?«
    »I c h glaube, ich töte Euch«, sagte der Prinz.
    »Dann wird auch Euer Gefährte sterben. Er ist doch Euer Freund, nehme ich an.« Der Mund des Königs wurde noch breiter.
    »Geht von dem Schwert weg!«, befahl Twikus.
    »Nein . Schmerz ist meine Lebensversicherung.«
    »Schmerz?«
    »So heißt dieses Schwert. Es wurde aus einem schwarzen Kristall erschaffen, der jenseits unserer Welt ins Dasein kam. Manchen guten Dienst hat es mir schon geleistet und wenn du auf meine Männer bei der Tür schießt, dann wird es dich töten.   
    Bringst du jedoch mich um, stirbt dein Kamerad. Entscheide dich, Neffe. Was wirst du tun?«
    Hilf mir, Ergil!, rief Twikus. Die Stimme seines Geistes war verzerrt vor Seelennot. Wir können Tusan doch kein zweites Mal opfern!
    Auch sein Bruder klang niedergeschlagen. Nein, das können wir nicht. Wikander hat uns in der Hand. Tu vorerst, was er verlangt.
    Der Prinz ließ den Bogen sinken.
    Wikander lächelte zufrieden. »Brav! Wirf deine Waffen vor meine Füße – und nimm dich in Acht, sonst geht es deinem Freund an den Kragen . «
    Twikus tat, wie ihm geheißen.
    »Auch die anderen Pfeile«, verlangte der König. Der Köcher landete zu seinen Füßen.
    Wikander griff nach seinem Schwert und schnallte es sich um. Danach hob er Pfeil und Bogen auf und begutachtete sie.
    »Eine schöne Waffe.

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