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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bedacht. Falls die Ischschsch hinter uns sind, musst du die Nachhut bilden und wenn sie vor uns auftauc h en, ist es an dir, die Führung zu übernehmen.«
    »Und wenn sie von allen Seiten kommen?«
    »Dann nehmen wir dich in die Mitte. Ihr Respekt vor dir scheint groß genug zu sein, um uns mit einem Schutzkreis zu umgeben.«
    »Hoffentlich.«
    Falgon klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Also gut. Dan n ma l los!«

9
DIE BRÜCKE WANKELMUT
     
     
     
     
     
    Auf einem Floß, das über reißende Stromschnellen tanzt, hätte er sich geborgener gefühlt als in Feuerwinds Sattel. Den Hengst traf keine Schuld. Die Erschöpfung und das Schwindelgefühl, die schon den kurzen Ritt auf Dormunds Hof für Twikus zu einer Tortur machten, waren eine Folge der jüngsten Ereignisse. Die Ischschsch hatten ihn ausgelaugt und sie schienen alles andere als faire Verlierer zu sein.
    »Das habe ich befürchtet«, brummte Dormund. Er hatte gerade das Stalltor aufgestoßen. Im Licht der Fackeln, die er und Falgon jetzt hielten, glänzte das Steinpflaster des Innenhofs wie die Wasseroberfläche eines Baches. Die Pferde schnaubten nervös.
    »Zijjajim wird einen Keil in sie treiben«, sagte Falgon mit fester Stimme und warf dem Prinzen einen besorgten Blick zu.
    »Du wirst es doch schaffen, nicht wahr?«
    Twikus nickte. Er hielt die gläserne Klinge vor die Brust, schloss die Augen und sammelte Kraft. Sie schien unmittelbar in das Schwert zu fließen. Das grüne Licht, das zuvor nur über dem Blütengriff geglimmt hatte, flammte auf und ließ den lang gestreckten Hof erstrahlen. Die Ischschsch zischten erbost, zogen sich aber von dem Tor zurück.
    Ein leiser Druck mit den Fersen genügte Torlunds Sohn, um sein mächtiges Schlachtross in Bewegung zu setzen. Während die anderen Pferde nervös tänzelten, zögerte Feuerwind keinen Moment. Mit einer halben Körperlänge übernahmen er und sein schwankender Reiter die Führung. Dormund hielt Borke  auf der linken Seite und Falgon den Rappen rechts. Der Prinz überließ es seinem Pferd, den Weg nach draußen zu finden. Unter dem Stalltor zog er den Kopf ein, ansonsten konzentrierte er sich ganz auf das Schwert.
    Nur nicht fallen lassen!, mahnte Ergil aus dem Hintergrund. Das weiß ich selbst, erwiderte Twikus gereizt.
    »Richte die Spitze nach unten«, riet ihm Schekira von der Schulter her. »Je näher sie den Formlosen ist, desto mehr Bewegungsfreiheit müssen sie uns lassen.«
    Twikus ließ den Schwertarm sinken und tatsächlich schreckte die zischende Wasserlache noch weiter vor dem grünen Licht zurück. Inzwischen hatte sich der Schmied beim zweiflügligen Portal zum Riegel hinabgebeugt, um es zu öffnen.
    »Wo geht’s zum südlichen Stadttor?«, fragte Twikus.
    »Wenn du draußen bist, musst du dich nach rechts wenden und bei der nächsten Gabelung wieder nach rechts«, erwiderte Dormund, während er noch schräg im Sattel hing.
    »Keine Sorge, wir bleiben immer dicht bei dir«, setzte Falgon hinzu.
    Der Schmied zog die Torflügel auf.
    Twikus a tmete tief ein und lenkte sein Pferd durch den weiten Bogen auf die unbefestigte Gasse hinaus.
    Sie hatte sich in einen Kanal verwandelt. Das feuchte Element der Ischschsch glitzerte, so weit das grüne Licht reichte. Twikus konnte den Grimm der Formlosen spüren, während sie vor Zijjajims Strahlen zurückwichen. Ihr Zischen wurde zunehmend lauter. Feuerwinds Hufe platschten im Matsch. Der Rappe und der Braune flankierten ihn zu beiden Seiten. Schon nach wenigen Schritten machte Twikus eine beunruhigende Entdeckung.
    »Das gefällt mir nicht.«
    Auch seine Gefährten hatten es bemerkt. Die Flut der  Ischschsch verhielt sich anders als in der Schmiede und in  Dormunds Hof. Langsamer. Geradezu widerstrebend kroch sie zurück und türmte sich dabei wie eine Welle vor den Re i tern auf. Twikus hob die Spitze des gläsernen Schwertes weiter an, als wolle er auf einen imaginären Punkt am Boden, ungefähr zwanzig Schritte voraus, zielen. Die brodelnde Flut der Ischschsch zuckte nur wenige Fuß weit zurück, wurde dafür aber höher und höher.
    Schekira brummte wie eine Hornisse auf das wasserklare Hindernis zu, ehe die Ischschsch jedoch nach ihr schnappen konnten, kehrte sie wieder zum Prinzen zurück.
    »Sie bauen eine Mauer und scheinen zu allem entschlossen z u sein.«
    Twikus erschauerte. Er zügelte sein Pferd. Welche Drohung, welcher Befehl, welcher Wille konnte so mächtig sein, diese Masse aus entfesselter Bosheit nicht einmal vor

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