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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schekira. Sie hatte wieder einmal das stille Zwiegespräch der Brüder bemerkt.
    »Nichts, abgeseh e n von den üblichen Bedenken.«
    Verräter!
    Reg dich ab, Ergil. Es wird bestimmt nicht so schlimm, wie du denkst.
     
    »Zur Gehenna geht es dort entlang.« Dormund deutete mit seiner Fackel zu einer Gasse am gegenüberliegenden Ende des Platzes.
    Während rechts von den Fliehenden immer neue Alarmglocken in den Lärm einstimmten, blieb der Weg nach Westen wie vermutet frei. Twikus kam der Ritt durch die windschiefen Häuser wie ein bizarrer Traum vor. Je näher sie der Dinganschlucht kamen, desto schräger wurden die Fassa d en. Als sie unter einem Turm entlangritten, glaubte er, das schlanke Bauwerk müsse jeden Moment einstürzen, dabei war nicht das leiseste Knirschen im Mauerwerk zu hören. Einige Zeit später ließ Dormund die Fackeln löschen. Auch Himmelsfeuers Licht war jetzt, wo es keine unmittelbare Bedrohung durch die Ischschsch mehr gab, nur noch ein schwaches Glimmen. Endlich tauchte vor den Gefährten der Platz auf, an dessen Ende das Stadttor lag.
    »Still jetzt, damit uns die Wachen auf der Mauer nicht früher als nötig e ntdecken!«, flüsterte Dormund. Er stieg vom Pferd und die anderen folgten seinem Beispiel.
    Das so genannte Dinganviertel von Fungor wurde vornehmlich von Tagelöhnern bewohnt, die sich keine Unterkunft in größerer Entfernung zur Schlucht leisten konnten . I n der Luft lag der Gestank verfaulender Abfälle. Die Wege bestanden nur aus festgestampfter Erde, was den Gefährten auf ihrer Flucht sehr zugute kam – die Hufe der Pferde machten auf dem weichen Untergrund kaum Lärm. Auf der Stadtmauer herrschte Stille. Ve r einzelte Fackeln waren zu sehen, aber kein einziger Posten.
    Das gefällt mir nicht, unkte Ergil.
    Sei doch froh, dass uns bis jetzt niemand bemerkt hat, gab  Twikus zurück.
    An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher!
     
    Endlich erreichten sie das Tor. Die eisenbeschlagenen Türen waren weniger wuchtig als jene im Norden der Stadt. Dormund nestelte an seinem Schlüsselbund herum. Das leise Klirren erschien Twikus lauter als die Alarmglocken.
    »Das müsste er sein«, flüsterte der Schmied.
    Das Schloss kreischte, a ls der Schlüssel sich in ihm drehte. Alle atmeten erleichtert aus.
    Dormund wandte den Gefährten das Gesicht zu. »Macht euch bereit. Das Tor wird quietschen wie ein angestochenes Schwein, wenn ich es öffne. Sobald wir draußen sind, wenden wir uns nach links. Immer schön dicht an der Stadtmauer bleiben! Je später sie uns entdecken, desto wahrscheinlicher können wir ihnen entkommen.«
    Falgon zog Biberschwanz aus der Scheide und Twikus machte seinen Langbogen bereit; das gläserne Schwert hatte er wie einen Gürt e l um die Hüfte geschlungen. Schekira erhob sich surrend in die Luft, um vor der Stadt sofort auf Erkundungsflug zu gehen. Dann stemmte sich Dormund gegen den schweren Riegel, der das Tor zusätzlich sicherte. Vernehmlich polterte er zur Seite. Hiernach zer r te der Schmied an einem eisernen Ring. Mit lautem Quietschen öffnete sich das Portal. Kaum hatte er es weit genug aufgezogen, da drängten Falgon und Twikus auch schon hindurch. Dormund bestieg sein Pferd und folgte dichtauf.
    Der Mond hing noch hoch genug a m Nachthimmel, um die Landschaft vor der Stadtmauer in ein fahles Licht zu tauchen. Die Gefährten blickten einen abschüssigen Hang hinab, der mit Unrat übersät war. Überall schwelten kleinere Feuer. Der Geruch von Schwefel und Verwesung lag in der Luft. R a uchwolken trieben über die Gehenna hinweg. Dieser Ort war schrecklicher, als Twikus ihn sich selbst in seinen schlimmsten Alpträumen hätte vorstellen können. Ungefähr  zwei Bogenschuss unter ihm endete jäh dieses Chaos in einer beklemmenden, absolut schwar z en Leere. Dem Dingangraben.
    Dormund lenkte sein Pferd neben ihn. »Ich verstehe nicht, warum die Wachen noch keinen Alarm ausgelöst haben.«
    Falgon streckte den Arm aus und deutete zu einem glosenden Fleck links von ihnen. »Nein? Dann sieh mal, wer da auf uns wartet.«
    Kaum einen Steinwurf entfernt stand, eingehüllt in die glühenden Rauchfahnen eines Schwefelfeuers, ein riesiger Sindran. Die wolfsähnliche Gestalt war nur ein Schatten in dem unsteten Licht des wabernden Schleiers. Twikus erschauerte. Er spannte den Bogen und schoss.
    Der Pfeil sirrte durch die Nacht. Er traf den Schemen direkt ins Herz – und flog dennoch ein ganzes Stück weiter.
    »Der graue Jäger spielt mit uns«,

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