Mirad 01 - Das gespiegelte Herz
Flut stupste. Die Ischschsch reagierten auf jede Berührung mit dem Zischen einer Giftschlange. Das Feuer im hinteren Teil der Schmiede war noch zu weit entfernt, um sie zum Rückzug zu zwingen.
Ja, jetzt bist du mit Zijjajim in Einklang! Ergils Jubel verschaffte Twikus die Energie, die ihm noch gefehlt hatte, um Himmelsfeuer erstarken zu lassen. Die grüne Flamme schoss bis in die Spitze der durchscheinenden Klinge. Das Schwert streckte sich. Twikus spürte, wie der Druck von seiner Brust wich und gleichzeitig der Schmerz ganz verschwand. Mit aller Gewalt riss er an dem Schwertgriff.
Fast wäre er umgefallen, denn Zij jajim ließ sich leichter als erwartet aus dem Basaltblock ziehen. Die Macht des Schwertes entfaltete sich immer schneller. Ringsum zogen sich die Ischschsch zurück. Ihr lautes Zischen verriet, wie sehr sie Himmelsfeuer fürchteten. Der milchig weiße Panzer, der Twikus eben noch fest umschlossen hatte, bekam an vielen Stellen Risse. Und dann fiel die Hülle von dem Prinzen ab, als hätte sie tatsächlich nur aus Zuckerguss bestanden.
»Du bist frei!«, jubilierte Schekira.
Twikus schwankte. »Ich kann nicht mehr.«
Falgon und Dormund eilten rasch herbei, um ihn zu stützen. Der Waffenmeister flehte: »Werd mir jetzt nicht ohnmächtig! Noch sind wir nicht in Sicherheit. Die Schmiede brennt und die Ischschsch haben ihren Ring nur weiter gezogen. Wir brauchen das Schwert, u m herauszukommen.«
»Es wird schon gehen«, keuchte Twikus benommen.
»Wir müssen zu den Pferden«, stieß Dormund hervor. Er lief schnell zu der jetzt wieder frei zugänglichen Feuerstelle und verteilte die letzten Kohlenreste so über den Boden, dass eine Fluchtgasse in Richtung Stall entstand.
Die zwei muskelbepackten Männer trugen den Prinzen mühelos zur Tür. Schekira schwirrte in ihrer Elvengestalt voraus – offenbar hatte sie Dormund bereits in die Gemeinschaft ihrer Vertrauten aufgenommen. Um die Ischschsch am Nachrücken zu hindern, musste Twikus lediglich das Schwert mit der Spitze nach unten vor sich halten. Bevor die vier Gefährten die Schmiede verließen, scharrte Dormund mit einer mitgenommenen Schaufel noch einmal die am Boden verteilten Kohlen zu einem Halbkreis zusammen, sodass dieser wie ein glühendes Bollwerk vor dem Ausgang lag.
Beim Durcheilen des Abstellraums kippte der Kahlkopf ein Fass mit schmiedeeisernem Gerümpel um. Was Twikus im schwachen Schimmer des Schwertes zunächst für ein Versehen geh a lten hatte, entpuppte sich als bewusste Handlung. Sein neuer Freund entnahm der hölzernen Tonne einen Ring mit mehreren Schlüsseln. Mit dem Bund klappernd, erklärte er:
»Die Schlösser in den Stadttoren werden von mir instand gehalten.«
»Du bist ja noch gerissener, als ich geglaubt habe«, staunte Falgon.
»Nur ein vielseitig begabter Schmied.« Dormund grinste und setzte die Durchquerung des Schuppens fort.
Der Fuchs und der Rappe waren zum sofortigen Aufbruch bereit. Nur der Hausherr musste noch schnell seinen Braunen satteln.
»Es tut mir Leid, was mit deiner Schmiede passiert ist«, sagte Twikus. Seine Stimme klang wie das Lallen eines Betrunkenen.
Ohne im Aufzäumen des Pferdes innezuhalten, erwiderte Dormund: »Das spielt keine Rolle. Ich hatte sowieso vor, Euch z u begleiten.«
»Ergil und du habt vereinbart, auf das Ihr - un d - Euer - Gehabe z u verzichten.«
»Entschuldige. Das habe ich im Eifer des Gefechts vergessen. Wenn wir hier raus sind, musst du mir unbedingt erklären, warum du jetzt den Namen deines Bruders trä g st, wo du vorhin doch Ergil geheißen hast.« Der Blick des Schmieds fiel auf die Elvin. »Und wer die niedliche kleine Dame da auf deiner Schulter ist, würde mich ebenfalls interessieren.«
»Alles zu seiner Zeit«, drängte der Waffenmeister. »Wir sollten jetzt aufbrechen.«
»Ich bin so weit, Herr… Ich meine, Falgon. Zieht die Köpfe ein, wenn ihr durch das Stalltor reitet. Es ist ziemlich niedrig.«
»Ist mir nicht entgangen. Du kennst dich in der Stadt besser aus als ich. Wohin sollten wir am besten vor den Ischs c hsch fliehen?«
»In Fungor gibt es keinen sicheren Ort. Ich bin dafür, uns zum Südtor durchzuschlagen, um es bis in den Großen Alten zu schaffen. Dorthin werden sie uns nicht folgen.«
»Einverstanden.« Falgon hievte Twikus in Feuerwinds Sattel.
»Du musst noch ein bisschen durchhalten, Junge.« Der Prinz nickte. Ihm war schwindelig.
»Heute darfst du zum ersten Mal ein Schwert tragen, Twikus. Gebrauche es mit
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