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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Geräusch sog er die kalte Luft in seine Lungen und murmelte: »Könnte ich jetzt doch in Nishis Armen liegen und erwachen und das alles wäre nur ein böser Traum gewesen!«
    Hiernach sank er leblos zu Boden.

 
    31
     
    TRAUER
     
     
     
    Der Staub und das erste Grau der Dämmerung verbanden sich zu einer zähen Masse, die alle Sinne zu verstopfen schien. Ohne Schekiras unermüdliche Richtungsangaben hätten Dormund und Tiko ihre Reittiere nie gefunden. Nachdem sie die Krodibos und den Schimmel gesattelt sowie eilig ihr Gepäck aufgeladen hatten, begann das Warten.
    Die Zeit musste sich im Staubnebel verirrt haben. Sie kam einfach nicht voran. Oder zumindest nur schleppend – immerhin wurde es ganz allmählich heller. Der Eingang zur Kitoraklamm war schon vor einer Ewigkeit verschüttet worden, aber immer noch fehlte von Múria jede Spur.
    Der ältere der beiden Schmiede schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nicht auch noch sie. Es reicht doch, wenn wir Falgon verloren haben. Ich werde mir das nie verzeihen können.«
    Weil er und Tiko sich zum Warten in die Sättel ihrer Tiere gesetzt hatten, landete Schekira im Geweih seines Krodibos, also direkt vor Dormunds geschwollenem, blutverkrustetem Gesicht. Sie war unverkleidet, weil sie die Erfahrung gemacht hatte, dass manchmal schon der Anblick ihrer Elvengestalt genügte, um niedergeschlagene Männer zu trösten. »Dich trifft keine Schuld an seinem Tod, alter Freund. Es waren die Ungeraden, die ihn umgebracht haben«, erklärte sie sanft.
    »Hätte ich mich nicht niederschlagen lassen, wäre er noch am Leben«, widersprach der Schmied.
    »Hätte, könnte, wäre – woher willst du das wissen? Ihr habt gegen mehr als tausend Waggs gekämpft und hunderte bezwungen. Die Schlacht hätte auf ein Dutzend mal ein Dutzend andere Arten enden können und in jedem Fall wärt ihr alle tot gewesen. Indem Falgon sein Leben für euch opferte, hat er euch gerettet. Du solltest seine mutige Tat nicht schmälern, indem du sie als Strafe für dein Versagen hinstellst.«
    »Als Strafe meines…? So habe ich das noch gar nicht gesehen«, sagte Dormund überrascht. Die beherzten Worte der Prinzessin zeigten offenbar Wirkung.
    »Still! Ich habe was gehört«, unterbrach Tiko die zwei.
    »Waggs?«, flüsterte Dormund.
    »Woher soll ich das wissen?«
    Angestrengt starrten alle in den Nebel. Bald hörte auch Dormund das leise Klicken eines mit dem Fuß angestoßenen Steines. Und dann wurde ein Schemen in dem wirbelnden Staub erkennbar.
    »Wie viele Arme und Beine?«, hauchte Tiko.
    Dormunds Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, obwohl seine gebrochene Nase dabei fürchterlich schmerzte. »Zwei und zwei«, antwortete er.
    Aus dem Dunst schälte sich eine Gestalt, die trotz eines dicken Mantels schlanker wirkte und sich vor allem anmutiger bewegte als jeder Wagg. Ein staubiges Gesicht blickte starr wie eine steinerne Maske zu den Gefährten auf.
    »Ihr habt auf mich gewartet«, sagte Múria tonlos. »Das ist lieb von euch.«
    Dormund ließ sich aus dem Sattel gleiten und lief ihr entgegen. Einen Moment lang sahen sich beide nur an, dann fielen sie sich in die Arme und begannen bitterlich zu weinen.
    Schweigend richtete die Herrin der Seeigelwarte Dormunds gebrochene Nase. Das war eine äußerst schmerzhafte Prozedur. Aber sein Jammern spiegelte sich in keiner Weise auf ihrer ausdruckslosen Miene wider.
    Tiko hätte sie nur zu gerne getröstet, wagte aber nicht in die Bastion ihrer Wortlosigkeit mit womöglich unpassenden Bemerkungen einzufallen. Hinzu kam ein schlechtes Gewissen, weil er unverletzt geblieben war, hatte er als Bogenschütze doch nur aus sicherer Entfernung am Kampfgeschehen teilgenommen. Als das Klagen seines Zunftgenossen auf ein gelegentliches Zischen zwischen zusammengebissenen Zähnen geschrumpft war, konnte er dann doch nicht länger an sich halten.
    »Herrin Múria, auch ich trauere wie Dormund mit Euch um Falgon.«
    Sie fuhr in ihrer Beschäftigung fort und nickte.
    »Obwohl ich ihn erst zwei Wochen kannte«, sprach Tiko daher weiter, »habe ich sehr wohl bemerkt, dass sein Herz noch größer als seine Kriegskunst war. Man wird ihn als einen der Edelsten und Tapfersten in Erinnerung behalten.«
    Múria sah von dem Verband auf, den sie gerade um Dormunds Unterarm wickelte. Allein das Haupt zu heben, fiel ihr unendlich schwer. Ohne die Miene zu verziehen, sagte sie: »Ich schätze Euer Mitgefühl, Tiko Bartarin. Im Moment ist mir aber nicht nach Reden zumute. Mir

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