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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Dergleichen wird auch von den Sindranen behauptet. Trotzdem hätte dich am Mondkap fast einer umgebracht.«
    »Du meinst, der Greif könnte vom Herrn in den Eisigen Höhen geschickt worden sein?«
    »Ob von Magos persönlich oder von Kaguan, ist von untergeordneter Bedeutung. Mich beunruhigt eher die Vorstellung, dass jeder unserer Schritte vom Feind beobachtet werden könnte.«
    »Kann der dunkle Gott das nicht sowieso?«, fragte Popi.
    Múria schüttelte den Kopf. »Magos ist nicht allsehend. Wäre es so, dann hätte sich Tarin seinerzeit nicht mit dem Schwert Schmerz vor ihm verstecken können.«
    »Vielleicht will er ja, dass wir seinen gefiederten Spion da oben entdecken«, gab Dormund aus dem Hintergrund zu bedenken.
    Die Herrin der Seeigelwarte drehte sich zu dem Schmied um. »Du meinst, um uns zur Aufgabe zu bewegen?«
    »Wäre doch möglich, oder?«
    »Durchaus. In jedem Fall sollten wir gegen den Spitzel etwas unternehmen.«
    »Ich habe meinen Liebsten durch einen Tarpun verloren. Seid mir nicht böse, aber dabei kann ich euch nicht helfen«, erklärte Schekira rasch. Als Eisvogel getarnt hockte sie im Geweih von Ergils Krodibo.
    »Das verlangt auch niemand«, sagte dieser mitfühlend, um sich gleich darauf nach innen zu wenden.
    Twikus?
    Was ist?, meldete sich unwirsch der Bruder. Dessen Stimmung war, seit Soodland im eisigen Griff des Winters hing und das Volk immer lautstarker gegen seine Könige haderte, so wechselhaft wie das Wetter im Frühling. Einige Male hatte es unter den Zwillingen wegen Nichtigkeiten sogar heftigen Streit gegeben. Die Ursache für Twikus’ Übellaunigkeit glaubte Ergil zu kennen.
    Du hörst dich so gereizt an, antwortete er eher neugierig als vorwurfsvoll, um nur keinen Anlass zu neuerlichem Gezänk zu geben.
    Weil du immer angekrochen kommst, wenn du nicht weiterweißt.
    Mir scheint, der wirkliche Grund für deine miese Laune ist ein ganz anderer.
    Keine Ahnung, wovon du sprichst.
    Wir haben uns in den letzten Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das Volk sollte seinen König lieben, aber sosehr wir uns auch um die Herzen unserer Untertanen bemühen, scheinen wir uns doch immer weiter von ihnen zu entfernen.
    Kunststück! Wir sind ja auch unterwegs nach Silmao.
    Jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist. Noch ehe die Worte ganz heraus waren, bedauerte sie Ergil schon.
    Endlich hast du dich verraten!, zischten Twikus’ Gedanken. Du warst ja schon immer der Schlaukopf und ich der Tor.
    Und du scheinst darauf erpicht zu sein, die Gerüchte von unserer angeblichen Zerstrittenheit wahr werden zu lassen. Was ist nur los mit dir?
    Das habe ich doch gerade gesagt. Unser Scheitern auf dem Thron und diese fruchtlose Jagd nach dem Zoforoth sind doch nur zwei Seiten ein und derselben Münze: Wir können unmöglich einen Gott bezwingen.
    Wo ist nur deine Zuversicht geblieben, Twikus? Warst du es nicht, der davon schwärmte, zum Kitora zu marschieren und Magos zum Kampf herauszufordern? Das Wort »unmöglich« habe ich dabei nicht gehört.
    Bei einem Alles-oder-nichts hat man zumindest eine Chance. Mit etwas Glück hätten wir als strahlende Sieger nach Soodland zurückkehren können. Niemand würde uns länger als Versager sehen …
    Hör auf damit, Twikus! Du bist so sehr darauf versessen, als Held bejubelt zu werden, dass du das wirklich Wichtige ganz aus den Augen verlierst.
    Ach, und das wäre?
    Die Menschen im Herzland. Wir sind doch auf dieser Reise, um sie zu retten.
    Schade nur, dass wir scheitern werden. Ein Mal können wir einen übermächtigen Gegner austricksen, aber wenn wir uns auf einen monatelangen Kampf mit ihm einlassen, dann wird er uns zwangsläufig zermürben wie eine Katze die Maus. Und am Ende bricht er uns das Genick.
    Allmählich machte sich Ergil ernstlich Sorgen um seinen Bruder. Twikus war in den letzten Monaten ja oft niedergeschlagen gewesen, aber nie so sehr wie an diesem Morgen. Er brauchte dringend ein Erfolgserlebnis.
    Twikus?
    Was ist denn noch?
    Könnte einer deiner legendären Bogenschüsse den Tarpun vom Himmel holen?
    Du brauchst mir keinen Honig ums Maul zu schmieren. Ich weiß, dass ich zielen kann. Aber du kennst die Antwort: Der Tarpun fliegt zu hoch.
    Nicht, wenn wir eine Abkürzung nehmen. Lass mich dir erklären, woran ich denke…
    Während Falgon und Dormund noch die Möglichkeit erwogen, zukünftig ausschließlich nachts zu reiten, um sich so vor dem Tarpun zu verstecken, erklärte Ergil seinem Bruder, wie sie gemeinsam die Alte

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