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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich Múria wieder an den Schmied.
    »Wären die Bartarin bereit, mit Magos gemeinsame Sache zu machen, mein Lieber?«
    »Die Waffenschmiede von Silmao?« Dormund schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht die aufrechten Männer, die ich kennen gelernt habe.«
    »Erinnerst du dich noch, was Olam, der Weise vom Sternenspiegel, uns über die Wächter unter der Sooderburg erzählte? Er sagte: ›Ihre Stärke liegt allein in eurer Furcht.‹ Was auf die Schergen zutrifft, gilt umso mehr für den Herrn. Kaguan ist Magos’ rechte Hand.«
    »Nach Dormunds Schilderung sind die Bartarin eine große Sippe mit Frauen und Kindern. Damit sind sie auch erpressbar«, meldete sich Falgon zu Wort.
    Múria nickte grimmig. »Deshalb wird es Zeit, dass wir mehr tun, als Kaguan vor uns herzutreiben. Wir befinden uns gewissermaßen in einem Kampf, in dem wir uns nur verteidigen können. Sollten wir nicht allmählich selbst zum Angriff übergehen?«
    »Klingt vernünftig. Was schlägst du vor, Inimai?«, fragte Falgon.
    »Sie möchte, dass wir dem Zoforoth einen Hinterhalt legen«, antwortete Twikus an ihrer statt.
    Múria lächelte. »Wie ich sehe, wird mein Schüler allmählich erwachsen.«
    Popi schnappte nach Luft. »Aber das ist unmöglich. Dazu müssten wir ja den Chamäleonen erst einmal überholen.«
    Der junge König grinste. »Ich hoffe, Kaguan denkt genauso wie du, Popi. Dann wird er nämlich sein blaues Wunder erleben.«
     
     
    Die Krodibos standen dicht gedrängt um Twikus und Múria herum. Das letzte Mal, als die Zwillinge sich und ihre Gefährten durch die Falten der Welt getragen hatten, waren sie auf der Meerschaumkönigin gewesen. Für den Sirilimsinn bedeutete ein Schiff etwas Greifbares und Endliches. Man konnte es festhalten, während das Tuch von Zeit und Raum darunter hinwegglitt. Aber jetzt und hier war es ungleich schwerer, die Entfaltung der Macht richtig einzugrenzen. Das Unterfangen glich einem Griff in einen Sandhaufen. Keiner konnte genau ermessen, wie viele Körnchen sich damit aufnehmen ließen.
    »Konzentriere dich!«, mahnte Múria. Sie hielt die Hand ihres Schülers fest umschlossen. Die Krodibos der beiden standen Seite an Seite.
    »Was denkst du, was ich hier tue?«, erwiderte Twikus unwirsch.
    »Ich kann deine Unruhe spüren.«
    »Ist ja auch kein Wunder. Springen wir zu kurz, dann landen wir womöglich genau auf Kaguans Kopf. Und wenn ich den Kreis der Macht zu klein ziehe, dann bleibt Dormunds Hammer zurück oder eines von Popis Beinen oder…«
    »Ein Hasenfuß wie ich ist euch beim Kampf gegen den Chamäleonen doch sowieso nur im Weg. Kann ich nicht einfach nachkommen?«, bettelte der Knappe.
    »Schweig!«, befahl Múria streng.
    »Aber ich will mein Bein nicht…«
    »Ruhe!«
    Seid ihr so weit, Ergil und Nisrah?, rief Twikus derweil nach seinen inneren Helfern.
    Erst wenn du dich im Griff hast, antwortete sein Bruder.
    Nur zu! In meinem Netz werde ich euch tragen, wohin immer ihr wollt, versprach Nisrah großmütig.
    Twikus schloss die Augen. Fast sofort erschien das Tal zwischen den Hügelkämmen in seinem Geist. Anfangs war es nur ein grünes, nebelhaftes Gebilde, aber rasch wurden seine Konturen deutlicher. Wie ein Vogel bewegte sich der König darüber hinweg. Es war ein atemberaubender Flug über Schneefelder und tiefe Spalten.
    Plötzlich öffnete sich das schmale Tal. Die Wände zu beiden Seiten fielen senkrecht ab und wurden immer höher. Zugleich strebten sie auseinander. Und dann sah Twikus die ersten Pyramiden. Eigentlich waren die meisten von Sonne, Wind und Regen rund geschmirgelt, glichen also eher auf die Spitze gestellten Kegeln. Aber etliche waren perfekte Pyramiden. Welche Kräfte, welches im Dunkel der Vergangenheit verschollene Volk mochte diese Gebilde geschaffen haben? Vielleicht die Sirilim?
    Twikus widerstand der Versuchung, in die Vergangenheit vorzustoßen, um das Geheimnis der kopfstehenden Pyramiden zu ergründen. Er musste sich auf Wichtigeres konzentrieren. Unter sich sah er jetzt deutlich die Handelsstraße, ein sich windendes Band aus festgestampfter Erde, das sich irgendwo am Horizont verlor. Plötzlich entdeckte er eine Staubwolke. Sie glich einem riesigen braunroten Wurm. Dessen Kopf aber war dunkel wie die Nacht.
    Ist das…? Twikus wagte den Gedanken nicht zu vollenden. Er durchstieß die Wolke aus aufgewirbeltem Sand und näherte sich rasch dem formlosen dunklen Fleck an der Spitze.
    Ja, antwortete Ergil. Das muss Kaguan sein. Achte nicht auf ihn, dann

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