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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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entspricht grob gerechnet drei Tagereisen«, überschlug Dormund.
    Múria schüttelte den Kopf. »Ihr begeht schon wieder denselben Fehler: Dieser Zoforoth ist kein Mensch und lässt sich nicht nach unseren Maßstäben beurteilen. Er kann Feuer aus dem Boden aufsteigen und Menschen zu Sandsäulen erstarren lassen. Aus Luft und Wasser formt er zerstörerische Wirbel. Versteht Ihr, worauf ich hinauswill?«
    »Feuer, Erde, Luft und Wasser?«, murmelte Ergil. Seine Augen weiteten sich. »Das sind die vier Elemente der Altvorderen!«
    »Versteh ich nicht«, sagte Popi.
    Múria legte ihm die Hand auf die Schulter. »Früher glaubte man, die Welt bestehe allein aus diesen vier Elementen. Heute wissen wir es besser. Das Gewebe des Universums enthält noch eine Menge anderer Fäden.«
    »Aha.« Der Knappe sah nicht unbedingt klüger aus.
    »Ungeachtet dessen«, fuhr Múria an die anderen gewandt fort, »scheint Magos seinem Schergen Gewalt über die so genannten ›Urelemente‹ verliehen zu haben. Mich würde es nicht wundern, wenn Kaguan aus dem Ban eine Strömung heraufbeschwören und dadurch seinem Schiff eine höhere Geschwindigkeit verleihen könnte.«
    »Falls er dazu schon wieder stark genug ist«, gab Ergil zu bedenken.
    »Das ließe sich herausfinden«, sagte Schekira.
    Er wiegte den Kopf hin und her. »Es wäre mir lieber, wenn du dich dieser Gefahr nicht aussetzen würdest.«
    »Gefahr?« Die Elvin kicherte. »Dem Falken ist der Flug durch die Lüfte wie das Atmen. Er empfindet ihn nicht als bedrohlich.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du kein Vogel, sondern eine Elvin bist?«
    »Eben drum. Wir sind wie unsere Vettern, die Sirilim, ein Teil von allem und alles ist in uns. Nur deshalb können wir ja die Gestalt anderer Geschöpfe aus uns herausfalten.«
    Ergil wurde bewusst, dass er mit seiner kleinen Freundin nie über die Natur ihrer erstaunlichen Verwandlungsfähigkeit gesprochen hatte. Er schüttelte den Kopf. »Ich mache mir einfach nur Sorgen um dich, Kira.«
    »Das ist lieb von dir. Ich verspreche auch, auf mich aufzupassen.«
    »Wenn dir etwas zustieße…«
    »Nur keine Bange. Du weißt doch, was das Sprichwort sagt: ›Elven haben sieben Leben.‹«
    Die Prinzessin blieb drei Tage fort. Rechtzeitig zur abendlichen Lagebesprechung kehrte sie zurück. Als sie auf der Schulter des Königs landete, trug sie das Federkleid eines Käuzchens.
    »Hast du Kaguans Schiff gefunden?«, fragte Twikus gespannt, nachdem er seine kleine Gefährtin freudig begrüßt hatte.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Mit ihrer Antwort löste sie allgemeine Verwirrung aus.
    »Was meinst du damit, kleine Schwester?«, erkundigte sich Múria.
    »Der pandorische Zweimaster hat nur noch einen Vorsprung von ungefähr anderthalb Tagen…«
    »Dann haben wir ihn bald eingeholt!«, platzte Popi heraus.
    Für seine Unterbrechung erntete er tadelnde Blicke aus fünf Augenpaaren.
    »Ha-habe ich was Falsches gesagt?«, stotterte er.
    »Schekira war drei Tage fort«, erinnerte ihn der König. »Für das Etmal des Königs Gode braucht sie zwei, höchstens drei Stunden…«
    »Etmal?«
    »In der Sprache der Seefahrer bezeichnet man so die Strecke, die unser Schiff von Mittag zu Mittag zurücklegt.«
    »Ach so. Du meinst, sie hat sich die Zeit noch mit etwas anderem vertrieben?«
    Falgon verdrehte die Augen.
    Der junge König lauschte einen Moment lang in sich hinein. Es gelang ihm nach wie vor nicht, die stillen Zwiegespräche mit seinem Bruder zu verheimlichen. Anschließend wandte er den Kopf nach rechts, wo das Käuzchen saß. »Was hast du beobachtet, Kira?«
    Sie schüttelte ihr Gefieder. »Nichts. Das ist ja das Merkwürdige. Die Seeleute gehen ganz normal ihrem Tagwerk nach, aber von dem Zoforoth fehlt jede Spur.«
    »Der Gapa…«, begann Falgon, wurde aber sogleich wieder von einer hörbar unglücklichen Schekira unterbrochen.
    »Der ist auch verschwunden.«
    Twikus schüttelte den Kopf. »Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Kapitän Smidgard sagte vorhin, wir werden Silmao in ungefähr anderthalb Wochen erreichen. Was ist, wenn Kaguans Späher längst über der Stadt kreist, um die Schmiede der Bartarin auszukundschaften?« Anstatt auf eine Antwort seiner Gefährten zu warten, trat er neben Múria, ergriff ihre Hand und sagte: »Ich glaube, wir dürfen die Alte Gabe nicht länger ruhen lassen.«
    Das grüne Band des Stromes schlängelte sich in immer neuen Windungen nach Osten. Es lag in einer weiten Flussebene, einer fruchtbaren

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