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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Region, die Susan schon in uralten Zeiten zur reichsten Kultur des Herzlandes gemacht hatte. Mit Múrias und Nisrahs Unterstützung folgten Twikus und Ergil dem Verlauf des Bans. Gewissermaßen ließen sie sich dabei von einem kleinen Greif tragen. Schekira hatte ja den pandorischen Zweimasttopsegelschoner aufgespürt. Auf der Reise durch Zeit und Raum brauchten die Zwillinge sich also nur an der Spur des Falken zu orientieren.
    Bald tauchte der Zweimaster unter ihnen auf. Twikus’ Puls beschleunigte sich.
    Sei vorsichtig!, mahnte Ergil den ungestümen Geist.
    Du wiederholst dich. Magos dürfte sowieso längst wissen, dass wir seinem Diener im Nacken sitzen.
    Ja, aber wenn du Kaguan zu nahe kommst, dann sieht er uns.
    Ich hoffe, er bekommt einen gehörigen Schrecken.
    Twikus…!
    Schon gut. Ich halte Abstand.
    Wie sich herausstellte, hatte Schekira die Unverfrorenheit besessen, sich auf eine der Rahen zu setzen, um das Geschehen an Bord in aller Ruhe zu beobachten. Die Zwillinge durchstießen jene Falte, die sie wieder in die Gegenwart zurückbrachte. Ihre Wahrnehmung verharrte weiterhin am selben Ort, bei dem Schoner also, der sich viele Meilen östlich von ihnen befand – Múria nannte diese weniger kräftezehrende Facette der Alten Gabe »fernsehen«.
    Die Durchsuchung des pandorischen Seglers begann bei den Toppen, den beiden Mastspitzen. Aus luftiger Höhe konnten die Brüder der Mannschaft bei der Arbeit zusehen. Da wurden Segel getrimmt, mit dem Handlog die Geschwindigkeit gemessen, ein Seemann spleißte im Laternenlicht ein zerrissenes Tau – aber der Zoforoth war nirgends zu entdecken.
    Ergil und Twikus arbeiteten sich weiter nach unten. Sie durchdrangen sämtliche Decks und Wände. Kein Hohlraum blieb ihren Blicken verborgen. Schließlich endete ihr Rundgang in der Bilge, dem Raum über dem Kiel, einem Tummelplatz für Ratten, der niemals trocken war. Twikus’ Gedankenstimme klang nicht überrascht, als er die unbequeme Wahrheit aussprach.
    Du hast Recht gehabt, Bruderherz. Das verdammte Chamäleon ist ausgeflogen.
    Ich vermute eher, er hat sich auf dem Wasserweg davongestohlen.
    Du schon wieder! Bestimmt hast du auch einen Vorschlag, was wir jetzt tun sollen.
    Ja. Lass uns noch einmal durch die Zeit zurückstoßen. Ich will genau wissen, wie Kaguan entwischt ist.
    Erneut bewegten sich die Zwillinge in die Vergangenheit. Die Sonne ging über dem Deck des Schoners unter und auf, unter und auf. Dann – es war Nacht – sah Twikus plötzlich einen Schemen. Er tauchte aus derselben Luke auf, in die man in Ostgard den verletzten Zoforoth hinabgelassen hatte. Um unentdeckt zu bleiben, zog sich Twikus rasch ein Stück weiter zurück. Wie eine Möwe schwebte er jetzt hoch über dem Schiff. Allmählich spürte er das Nachlassen seiner Kräfte – je größer die zu überbrückende Entfernung, desto anstrengender waren die Wanderungen durch Zeit und Raum.
    An Deck des Schoners entstand ein geschäftiges Treiben. Männer kletterten in die Wanten, Segel wurden geborgen, Rahen geschwenkt, das Schiff verlor zusehends an Fahrt. Schließlich trieb es nur noch in der Strömung und ein Gig wurde zu Wasser gelassen. Das Beiboot war etwas kleiner als jenes, das vor nicht allzu langer Zeit den Sternenspiegel nach Olams Insel abgesucht hatte. Wie dieses verfügte es über ein Segel.
    In die dunkle Wolke des Schwertes Schmerz gehüllt stieg Kaguan in den Einmaster um. Obwohl Twikus und Ergil ahnten, was sie gleich erwartete, spürten sie dennoch einen inneren Schauer, als der Zoforoth seine Stimme zu einem Lied der Macht erhob. Unter dem Gig begann der Fluss zu brodeln, dann setzte es sich in Bewegung. Unvermittelt blähte sich auch das Segel des Beibootes.
    Lass uns ihm noch ein Stück folgen, schlug Ergil vor.
    Wozu uns weiter verausgaben? Wir wissen beide, wohin er unterwegs ist, widersprach Twikus.
    Ich will ein Gefühl dafür haben, wie schnell er mit dem Gig ist.
    Ich hab gleich gar kein Gefühl mehr.
    Wir können ja, während wir uns an ihn dran hängen, in die Gegenwart zurückkehren. Dann ist die Verfolgung weniger anstrengend und wir wissen außerdem, wo er sich gerade befindet.
    Während sich die Zwillinge im Faltenwurf der Welt eher bedächtig in ihre eigene Zeit zurückbegaben, raste die Landschaft Susans an ihnen vorbei. Allein das kleine Segelboot war wie ein Fixstern, der stetig unter ihnen blieb. Dörfer und Städte zogen vorüber. Schließlich hatte das Geschwisterpaar die Gegenwart erreicht und staunte,

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