Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
hinreichend grün aussahen, um Anlass zur Besorgnis zu geben. Ergil saß mit Schekira mittschiffs, von wo aus sie gemeinsam auf die Sämlinge einwirkten. Ihre ganze Geisteskraft war auf die Lenkung des Schiffes gerichtet, um nicht aufs offene Meer hinausgetrieben zu werden.
    »Au Backe!« Der überraschende Ausruf kam von Popi, der aus unerfindlichen Gründen auf der anderen Seite des Decks kauerte.
    Ergils Konzentration stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Verärgert blickte er zu dem Fenster, von wo die Stimme des jungen Ritters gekommen war. »Musst du mich ausgerechnet jetzt stören, Popi?«
    Der Gefragte deutete nach draußen und antwortete mit bebender Stimme: »Da kommt was auf uns zu.« Die Furcht, die in seinen Augen flackerte, reichte aus, um Ergil auf die Beine zu bringen. Er stapfte zu dem Fenster und spähte selbst hinaus.
    »Beim Herrn der himmlischen Lichter, was ist das?«
    Inzwischen hatten die beiden genug Unruhe gestiftet, um eine Verlagerung der ganzen Gruppe auf die Backbordseite zu bewirken.
    »Entschuldigt, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen«, sagte Harkon mit säuerlicher Miene. »Die Xk nennen die Dinger ›Wolkenquallen‹.«
    Bei selbigen handelte es sich um schillernde Gebilde, die der Mondwolke an Größe in nichts nachstanden, aber nicht länglich, sondern halbrund wie umgestülpte Schüsseln waren.
    Tatsächlich erinnerten sie Ergil an jene Quallen, die er manchmal unterhalb der Sooderburg vom Strand aus dabei beobachtet hatte, wie sie schwerelos durchs Wasser schwebten. Diese hier war riesig, lange Fäden hingen von ihr herab und sie »schwamm« durch die Luft. Ziemlich schnell sogar.
    »Sie wird uns rammen«, warnte Tusan.
    Ergil wusste, dass es zu spät für ein Ausweichmanöver war. Die Mondwolke hätte sowieso nicht darauf reagiert. »Macht euch auf eine Bruchlandung gefasst.«
    »Irgendwie habe ich mir den Empfang festlicher vorgestellt«, brummte Harkon. »Ich will versuchen, mit ihnen zu reden. Es schadet aber auch nichts, wenn wir uns zur Not verteidigen können.«
    Mit einem Mal war die Wolkenqualle aus den Fenstern verschwunden.
    Ergil lief zu seinem Schlafplatz, schnallte sich den Pfeilköcher um und hängte sich den Bogen über die Schulter.
    Ein Ruck ging durch die Samenwolke.
    »Das war die Qualle. Sie hat sich auf uns draufgesetzt«, erklärte Tiko. Auch er legte gerade seine Waffen an.
    Was vorher nicht hatte klappen wollen, ging nun rasend schnell: Die Mondwolke sackte nach unten.
    »Nicht schon wieder!«, stöhnte Tusan.
    »Haltet euch fest!«, rief Schekira. Sie wirkte immer noch recht unaufgeregt.
    Hiernach prallte das Luftschiff auf den Strand. Vermutlich hätten sich die Gefährten sämtliche Knochen im Leib gebrochen, wenn die Samenwolke nicht ein so weiches, federndes Gebilde gewesen wäre. So wurden nur alle ordentlich durchgeschüttelt.
    Eine gespenstische Ruhe trat ein.
    »Irgendjemand verletzt?«, ächzte Ergil, nachdem er einigermaßen sicher war, diese Frage für sich mit einem Nein beantworten zu können.
    »Nein«, drang es aus verschiedenen Ecken des Decks.
    »Pst!«, machte Popi. Seine Augen rollten nach oben, als könne er die Sämlinge sprechen hören.
    »Wozu Versteck spielen? Wir sind mitten in die Maden hineingerauscht«, sagte Tusan nicht besonders leise.
    »Das meine ich nicht. Sei einfach still. Dann kannst du’s auch hören.«
    Alle lauschten.
    Ergil hatte das Geräusch dank Nisrahs Hilfe längst bemerkt, ihm jedoch anfangs keine besondere Beachtung geschenkt. Jetzt wurde er doch misstrauisch. Es war ein vielstimmiges Schmatzen.
    »Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Xk Vegetarier sind?«, fragte Harkon.
    Ergil schluckte. »Du meinst…?«
    Der Zausel nickte. »Ich fürchte, ja. Sämlinge und Sprösslinge aller Art gelten hier als Delikatesse.«
    Der König schloss die Augen und richtete seinen Sirilimsinn auf die Umgebung des Schiffes. Er sah dutzende von Wurmlingen, die über die Mondwolke herfielen. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie sich zu den Luftfahrern durchgefressen hätten. Doch es sollte anders kommen.
    Plötzlich hörte Ergil einen schrillen Schrei, nicht mit seinen buchstäblichen Ohren, sondern mit denen des Geistes, die ja gerade besonders empfindlich waren. Vor Schreck presste er sich die Hände seitlich gegen den Kopf und zog die unsichtbaren Fühler ein. Was er da eben wahrgenommen hatte, kam nicht etwa von den Xk. Es war ein gemeinschaftlicher Warnruf der zahllosen Sämlinge, die

Weitere Kostenlose Bücher