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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich im Verbund gegen ihre Feinde nicht wehren konnten und daher zur einzigen Verteidigungsstrategie Zuflucht nahmen, die ihnen noch blieb.
    Die Samenwolke löste sich in einem wilden Gestöber auf.
    Einen Moment lang kam es Ergil so vor, als säße er in einer Schneewehe, in die der Wind gefahren war. Millionen Flöckchen wirbelten um ihn herum. Er konnte weder seine Freunde noch die Feinde sehen.
    Dann fiel ihm wieder Harkons Warnung ein. Die Xk könnten ziemlich unangenehm werden, wenn sie sich bedroht fühlten. Das war hier offensichtlich der Fall.
    Plötzlich schrie jemand. Diesmal war es ein richtiger, menschlicher mit Todesangst durchtränkter Schrei.
    »Popi?«, rief Ergil. »Wo bist du?«
    Die Stimme des jungen Ritters wurde schnell leiser, bis nur noch ein gurgelnder Laut zu hören war.
    Ergil packte der Zorn. Er tappte blind durch das Flockengestöber, um seinem Freund zu Hilfe zu kommen. Mit der Rechten löste er die Schlaufe seines gläsernen Schwertes, ließ den Blütengriff aufspringen und wollte Zijjajims Feuer gegen die Wurmlinge heraufbeschwören.
    Aber das Himmelsfeuer ließ sich nicht entfachen.
    Dadurch wurde sein Ingrimm nur noch größer. Wütend schleuderte er die nutzlose, schlaffe Waffe davon und griff zu Pfeil und Bogen. Irgendwo in dem weißen Gewirbel schrie ein anderer. War das Tiko gewesen? Der Seewind hatte sich inzwischen der Flocken angenommen und trieb sie auseinander. Ein Schemen tauchte vor Ergil auf: mannsgroß, aber plump wie ein Baumstumpf. Eindeutig kein Mensch. Ergil schoss.
    Ein glitschendes Geräusch verriet ihm, dass er getroffen hatte. Der Xk fiel um.
    Wutschnaubend verschoss Ergil gleich drei oder vier weitere Pfeile. Einige trafen, andere gingen daneben, weil er kaum zielte. Plötzlich spritzte ihm etwas in den Nacken. Er fuhr herum.
    Vor ihm stand ein Wurmling, so nahe, dass er selbst im Gestöber der Samenflocken deutlich zu erkennen war. Das segmentierte Wesen überragte ihn um mindestens zwei Köpfe – wenn es auch selbst keinen einzigen besaß, nur eine größere Anzahl aufeinander sitzender, beweglicher Ringe. Es war gallegrün und teilweise durchsichtig. Sein Haarkranz, der den oberen Hauptsaugnapf umgab, bebte. Vermutlich vor Erregung. Von den vier Augen waren zwei bis drei auf den Bogenschützen gerichtet. Außerdem reckten sich ihm einige Fortsätze entgegen, die sich wie Schneckenfühler flugs aus dem Körper ausgestülpt hatten. Ehe Ergil reagieren konnte, wurde er aus mehreren dieser schlauchähnlichen Ausstülpungen mit einem feinen Nebel eingesprüht.
    Er schrie, wie es zuvor Popi getan hatte, aber das half ihm auch nichts mehr. Es war mit Abstand die unangenehmste Erfahrung seines Lebens. Jeder, der schon einmal mit offenem Mund geschlafen und beim Erwachen zwischen seinen Zähnen eine vollkommen ausgetrocknete Zunge vorgefunden hat, kann ungefähr ermessen, was er in diesem Moment am ganzen Leib fühlte. Rasend schnell verhärtete sich alles in ihm, als verwandele er sich bei vollem Bewusstsein in eine Portion Dörrfleisch. Es tat nicht einmal besonders weh, aber es war trotzdem Grauen erregend. Der einzige Lichtblick: Die Angelegenheit dauerte nicht lang.
    Im Nu war er ausgehärtet, vom Scheitel bis zur Sohle, vom zornissenbefallenen Unterbewusstsein bis zu den um Hilfe schreienden Sphären seines überragenden Sirilimgeistes.

 
    18
     
    DAS KÖNIGREICH DER MADEN
     
     
     
    Harkons Arme lagen steif am Körper, wodurch er einem Wurmling noch am ähnlichsten sah. Mit dieser Geste der Unterwerfung wollte er sich das Austrocknen ersparen. Er hielt es für das Beste, sich nicht zu wehren. Weil die Xk, wie er aus eigener Erfahrung wusste, auf der ständigen Suche nach Neuem waren, besaßen sie einen schier unstillbaren Wissensdurst. Grundlos würden sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein so exotisches Wesen wie einen Menschen in seinen natürlichen Lebensgewohnheiten zu studieren.
    Ehe das Flockengestöber ganz verweht war, hatten ihn die Wurmlinge schon abgeführt. Harkon erhaschte einen Blick auf Tusan, der mit seinem mittleren Blasrohr am Mund ausgehärtet war. Sechs Xk transportierten die starre Kriegerstatue ab. Das Schicksal seiner übrigen Gefährten blieb vorerst ungeklärt.
    Während die Eskorte den Gefangenen stadteinwärts führte, gab Harkon immer wieder schmatzende Laute von sich, die zusätzlich beruhigend auf seine Wächter wirken sollten; er konnte sich leidlich in Xki verständigen. Gebildete Wurmlinge waren zwar durchaus

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