Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
ja.«
Man kann sich nicht vorstellen, was für ein begeistertes Geschmatze nun auf dem Platz ausbrach. Von überall hörte man tief tönende Plopplaute, die xkische Form des Beifalls.
Der Anführer verbog sich vor Harkon. »Es ist mir eine große Ehre, Meister Harkon. Ich bin übrigens Hauptwurm Waxx von der königlichen Garde.« Er stülpte ein tentakelartiges Glied aus und deutete damit auf das Standbild. »Und dieses Denkmal ist unsere ›Sfinx‹. Wie Ihr unschwer erkennen werdet, hat der Künstler darin die Anmut unserer von Euch so reich beschenkten Königin mit dem Abbild Eures Hauptes verbunden.«
Harkon maßte sich zwar nicht an, den Körper eines Xk von dem eines anderen unterscheiden zu können, aber um Waxx nicht zu enttäuschen, nickte er trotzdem. »Ich bin mir bewusst, wie selten sich Euer Volk dem ständigen Anblick eines Denkmals aussetzt, und fühle mich sehr geehrt. Ob Ihr mir wohl einen Wunsch erfüllen könntet, Hauptwurm?«
»Alles, was in meiner Macht steht, Meister Harkon.«
»Als unsere Samenwolke von Eurer Wolkenqualle zur Landung… eingeladen wurde, waren ein paar Freunde bei mir. Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Soweit mir berichtet wurde, haben sie keinen ernsthaften Schaden davongetragen.«
»Könnte ich sie sehen?«
»Sie schlafen.« Auf eine respektvolle Weise klang die Stimme des Anführers mit einem Mal hart, so als sei der gedachte Jemand beim Kauen der Kirschen jäh auf die Kerne gestoßen.
»Ihr meint damit…?« Harkons Augen suchten auf dem Körper des Hauptwurmes nach irgendwelchen Drüsenausgängen.
»Wir haben sie trockengelegt«, gab Waxx nun unumwunden zu.
»Himmel! Ich hoffe, es ist nichts abgebrochen.«
»Falls es so wäre, dann trügen Eure Begleiter die Schuld. Einer hat sich wie eine Hornisse gebärdet. Mehrere meiner Gardisten sind verletzt worden. Einer schwebt sogar in Lebensgefahr.«
»Ich bin sicher, das alles ist nur ein Missverständnis…«
»Wir werden sehen«, unterbrach Waxx den Fürsprecher der Trockengelegten. »Ich kann jedenfalls nichts für Eure Gefährten tun. Unsere allerschillerndste, überaus fruchtbare Quaxxa wird darüber entscheiden, ob sie wieder aufgeweicht oder zu Staub zermahlen werden.«
Quaxxa stand in dem Ruf, eine der weisesten und fruchtbarsten Königinnen zu sein, die je über das Volk der Xk regiert hatten. Fast so bedeutend wie Sfinx die Große. Das und einiges mehr erfuhr Harkon, während er von Hauptwurm Waxx in den Palast geführt wurde.
Darin wimmelte es von Wurmlingen, die allen möglichen Verrichtungen nachgingen, welche hauptsächlich dem Zweck der Umgestaltung dienten. Weil der Bedarf an Neuerungen nie versiegte, war der Hof von Xk der größte Arbeitgeber im Reich. Harkon verzichtete auf die Mühe, sich in dem Irrgarten des »Termitenhügels« zurechtfinden zu wollen. Solche Anstrengungen waren schon deswegen sinnlos, weil etliche Flure während der Audienz garantiert einen anderen Verlauf nehmen würden. Das war schon immer so gewesen und zählte wohl zu den wenigen Dingen hier, die sich nie ändern würden. Die Xk besaßen irgendeinen Orientierungssinn, der ihnen dabei half, in dem Wirrwarr ihrer Behausungen trotzdem den Überblick zu behalten.
Waxx erklärte Harkon, dass der Zeitpunkt für den Empfang mehr als günstig sei, da die Königin am Vormittag ungefähr zehntausend Eier gelegt und sich mittlerweile von der Anstrengung wohl erholt habe. In Xk gehöre es zu den edelsten Pflichten der Herrscherin, auf diese Weise für den Fortbestand des Volkes zu sorgen. Natürlich erzählte der Hauptwurm Harkon damit nichts Neues. Niemand außer der Königin durfte Nachkommen hervorbringen. Sämtlichen Untertanen war es beim Tode verboten, auch nur ein Ei zu legen.
Durch eine vergleichsweise enge Röhre gelangte Harkon in die so genannte »Große Bruthalle«, die in etwa dem Thronsaal herkömmlicher Königshäuser entsprach. Hier verbrachte die Monarchin ihr ganzes Leben. Die übrigen paar tausend Räume ihres Palastes waren der Unterbringung ihrer umfangreichen Dienerschaft sowie repräsentativen Zwecken gewidmet. Am Eingang der Bruthalle wurde Harkon von einem Zeremonienmeister in Empfang genommen, der eine Livree aus blau-weißgelbem Schleim trug. Obschon die Ankunft des Weltreisenden der Königin längst gemeldet worden war, sprudelte der Beamte dessen Namen nun erst einmal laut und undeutlich hervor, ehe dem Gast Zutritt zur allerschillerndsten, überaus fruchtbaren Quaxxa gewährt wurde.
Die
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