Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
hatten. Darauf saß man nun in einem Halbkreis um die Königin herum, welche ob ihres enormen Gewichts – wie das Denkmal vor dem Palast – mehr lag als stand. Das »Trockenlegen« hatten übrigens alle gut überstanden und Ergils ehrlich gemeinte Entschuldigung für seinen Zornausbruch nach der Bruchlandung der Mondwolke war von Quaxxa wohlwollend zur Kenntnis genommen worden. Sie hatte ihm verziehen.
»Der weise Uxxul«, rief der Zeremonienmeister vom Eingang her, welcher zwischenzeitlich in einen anderen Teil der Bruthalle verlegt worden war.
Die Landesmutter hatte nach besagtem Wurmling geschickt, weil sie ihn für den allein Richtigen hielt, um Ergils schwierige Fragen nach der Ingredienz des Wassers von Silmao zu beantworten. Uxxul war an der Königlichen Universität von Xkisch Professor für Geschichte, besaß den Ruf eines Universalgenies und galt als größter Gelehrter des Reiches.
Am Zeremonienmeister vorbei glitt ein alter, beinahe zierlicher, mit einem fast farblosen Haarkranz gekrönter, in dezentem Petersiliengrün gekleideter Wurmling in den Saal und verbog sich vor der Königin. Selbige stellte hierauf die Gäste vor und bat Ergil, seine Fragen zu wiederholen. Wie alle Weisen hörte Uxxul aufmerksam zu und ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Es stimmt, vor vielen Äonen kam eine fünfköpfige Abordnung aus Susan nach Xk«, begann er schließlich in einem Hochmiradisch, das so akkurat klang, als sei es mit dem Ziselierstichel in seine Stimmlippen graviert worden. Teile seines Berichts deckten sich mit den Informationen, die Ergil bereits von Tiko und den Sirilim in Saphira erhalten hatte.
Die Fremden hätten einen Weg gesucht, ihren Ginkgotrunk für Menschen verträglicher und wirksamer zu machen, berichtete Uxxul weiter. Zufällig fand man heraus, dass auch die zähflüssigen Körperabscheidungen der Xk eine heilende Wirkung auf die Menschen hatten und sich der Schleim wunderbar mit dem Ginkgosaft vermischen ließ. In dieser Verbindung wurde er auch nicht mehr hart. Die Susaner waren sehr zuversichtlich, endlich gefunden zu haben, wonach sie suchten.
Aber sie wurden enttäuscht. Als zwei das Mittel auf sich selbst anwendeten, wurden sie sterbenskrank. Zwar erholten sie sich wieder, waren aber eine Zeit lang ziemlich ratlos. Wieder half der Zufall den Forschern. Sie mussten nämlich ihr Quartier wechseln, weil es schon einhundert Jahre alt und es höchste Zeit war, das Gebäude abzureißen und ein neues zu bauen. Nun hatte das Haus aus Xkschleim bestanden. Einer der Gelehrten bat um eine Hand voll der Brocken und man gab sie ihm. Er zerstieß den kristallisierten Schleim in einem Mörser zu feinem Pulver. Dieses löste er in Ginkgosaft auf und – siehe da! – die Essenz wirkte. Und sie war gut verträglich.
Die Königin schenkte den Männern aus Susan den Schutt des abgerissenen Hauses. Überglücklich verabschiedeten sie sich darauf von ihren Gastgebern und zogen ihres Weges. Man hatte nie wieder etwas von ihnen gehört.
Nachdem Uxxul zum Ende gekommen war, konnte Ergil lange nichts sagen. Es war unfassbar! Er hatte es geschafft! Das Wasser von Silmao war enträtselt. Fast jedenfalls, denn niemand wisse mehr genau, wie das exakte Mischungsverhältnis von Ginkgosaft und Schleimpulver sei, hatte der xkische Geschichtsprofessor betont. Aber das herauszufinden, konnte nicht allzu schwierig sein.
»Könnt Ihr uns bitte ein wenig von dem ausgehärteten Schleim überlassen, Hoheit?«, fragte er die Königin.
Quaxxas große Augen rollten. Sie wechselte rasch die Farbe in ein wenig ansprechendes Graugrün und sagte: »Professor Uxxul, bitte seid so freundlich und erklärt unserem geschätzten Gast, warum das nicht geht.«
Ergil kam sich vor, als hätten ihn diese wenigen Worte erneut trockengelegt. Die Ausführungen des Gelehrten nahm er nur andeutungsweise wahr.
»Unser Volk hatte ungewöhnlich lange die eigenen Körperabsonderungen zur Errichtung prachtvoller Bauwerke benutzt. Eigentlich gibt es nichts Besseres: Das Material ist witterungsbeständig, lichtdurchlässig, unerschöpflich, gute Schleimrührer können es lange in einem formbaren Zustand halten und die damit errichteten Gebäude lassen sich jederzeit problemlos erweitern.«
»Warum ist man dann nicht dabei geblieben?«, japste Ergil.
»Die Xk meinten, wir lebten nicht mehr im siebenundfünfzigsten Jahrhundert.«
Ergil schwieg, weil er glaubte, dies sei erst der Anfang der Erklärung, aber es kam nichts mehr. »Das war der
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