Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
das eben gewesen? Sie klang irgendwie glitschig, ein wenig so, als stehe der Sprecher in einer Kelterkufe und zertrete nebenher Weinbeeren. Aus einem Grund, der ihm nicht einfallen wollte, wagte er nicht den Kopf zu drehen. Könnte es sein, dass sein Hals spröde und zerbrechlich war? Er drehte die Augen nach allen Seiten und konnte über sich gerade noch, nein, keine Gewitterwolke, sondern ein löcheriges Blech wahrnehmen. Also doch kein Regen.
    Hinter seinem Rücken erklang ein Geräusch, als ziehe jemand einen triefend nassen Lappen über den Boden. Vielleicht der Maler, der noch Farbe übrig hatte? Oder der Putzdrachen dieses feuchten Gelasses?
    Unvermittelt tauchte am Rande von Ergils Gesichtskreis etwas auf, das er zunächst für ein Trugbild hielt. Es erinnerte ihn an Polypen, diese schlauchähnlichen Lebewesen, die sich auf eine Koralle oder eine andere feste Unterlage hefteten und mit einem blütenblattartigen Kranz aus Fangarmen kleine Beutestücke in ihr Inneres fächelten. Das mit einem rot-blauen Tigermuster gestreifte Wesen, das sich nun vor ihm am Boden verankerte, ihn aus einigen großen Tintenfischaugen musterte und auf seinem oberen Ende so etwas wie ein Maul oder einen Saugnapf in Schwingung versetzte, hätte ein gestrandeter Verwandter jener Meeresbewohner sein können.
    »Ich bin untröstlich, Euch diese Unbequemlichkeit zumuten zu müssen«, sagte der Polyp, ohne jedoch zu erwähnen, welche der zahlreichen Unbequemlichkeiten er meinte, »aber von nun an werden wir alles tun, damit Ihr Euch bei uns wohl fühlt.«
    »Wo bin ich hier?«, fragte Ergil.
    »Na, im Aufweichraum«, antwortete der Polyp, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Ehe Ergil sich über die möglichen Folgen allzu heftiger Bewegungen klar werden konnte, hatte er dem Impuls nachgegeben, sich umzublicken – entgegen seinen Befürchtungen splitterte aber nichts von ihm ab. In einer Ausbuchtung des farbenfrohen Gelasses lagen sein Pfeilköcher, der Bogen und, fein säuberlich zusammengerollt, das gläserne Schwert Zijjajim. Er atmete erleichtert auf und wandte sich wieder dem Polypen zu. »Und Ihr seid…?«
    »Mein Name ist Yxkulp, Haushofmeister Ihrer allerschillerndsten, überaus fruchtbaren Majestät, Königin Quaxxa von Xk.«
    Xk? Damit war das Stichwort gefallen. Als habe Yxkulp einen Vorhang zur Seite geschoben, kehrten Ergils sämtliche Erinnerungen zurück.
    Nisrah, bist du da?, rief er sogleich in sich hinein.
    Nein. Mich gibt es nicht mehr. Ich bin nur ein altes Spinnweb, das die Sonne vertrocknet und der Wind verweht hat, antwortete eine Stimme aus seinem Innern.
    Jetzt übertreib nicht. Harkon hat zweihundert Jahre in diesem Zustand verbracht.
    Ich wäre schon zufrieden, wenn ich noch hundertneunundneunzig zum Erholen hätte. Du glaubst nicht, was für Knotenschmerzen ich habe!
    Die Erwähnung des Zeitfaktors versetzte Ergil in Schrecken. »Welchen Tag haben wir heute?«, fragte er den Haushofmeister besorgt.
    »Noch derselbe, an dem Hauptwurm Waxx Euch trockengelegt hat.«
    Ergil atmete erleichtert aus. »Wie geht es meinen Gefährten?«
    »Wir haben sie gleichfalls in Räume wie diesen hier verlegt, um sie so angenehm wie möglich aufzuweichen.«
    Nicht nur die Aussprache des Wurmlings war reichlich sonderbar, dachte Ergil. »Habt Ihr auch ein sehr kleines Geschöpf äh… trockengelegt?«
    »Ihr meint den Papagei?«
    Ergil schluckte. »Vermutlich redet Ihr von einer Eisvogeldame. Sie gehört zu mir.«
    »Seid unbesorgt, Hoheit. Wir haben Eure gefiederte Freundin nur versehentlich derselben Behandlung unterzogen, die wir Euch angedeihen ließen. Deshalb wurde sie auch als Erste wieder aufgeweicht. Gerade jetzt dürfte sie bei Meister Harkon sein.«
    »Meister?«
    Der Xk gab ein plätscherndes Geräusch von sich und antwortete: »Kommt mit. Das lasst Ihr Euch am besten von ihm selbst erklären.«
     
     
    Während Quaxxa dem Gesuch des soodländischen Königs lauschte, wechselte sie ungefähr zehnmal die Farbe sowie die Körperzeichnung. Ergil fand zwar sämtliche Muster sehr geschmackvoll, war aber trotzdem immer aufs Neue irritiert, wenn er, nach einem kurzen Blick auf einen seiner Gefährten, wieder die Herrscherin der Xk ansah und sie ihr Aussehen vollständig verändert hatte.
    Für die Gemeinschaft des Lichts waren eigens Stühle herbeigeschafft worden, die seit Harkons letztem Besuch in einem Lager aufgehoben worden waren und schon bei der Aufweichung der Besucher wertvolle Dienste geleistet

Weitere Kostenlose Bücher