Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Körperabsonderungen der Xk. Ein schwerer Geruch lag in der Luft, der Ergil an Weihrauch erinnerte. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Niemals zuvor hatte er dergleichen versucht. Oder war es sogar von Vorteil, wenn sich der vom schweren Duft der Schleimfeuer benebelte Verstand zurücknehmen und den Gefühlen das Regiment überlassen musste? Womit ließ sich die Fügsamkeit der Zimmermannsschoten wohl eher gewinnen? Er rief sich Ajugas spärliche Anweisungen in den Sinn. Der König der Bäume hatte von Wünschen gesprochen, aber leider nicht gesagt, wie viele Wandellinge zur Erschaffung einer Sfinx erforderlich wären.
    Der Platz war von der königlichen Garde geräumt worden, um jede Störung von Ergil fern zu halten. Nur die Gemeinschaft des Lichts und einige handverlesene Wurmlinge durften sich im Innern des Sperrbezirks aufhalten. Dafür drängten sich die Schaulustigen jetzt in den angrenzenden Straßen und Gassen. Jeder wollte einen Blick auf die Besucher aus den fremden Ländern erhaschen, aber das gelang nur wenigen. Hauptwurm Waxx hatte seine Wachen an sämtlichen Zugängen zum Platz der Sfinx postiert.
    Professor Uxxul war von Königin Quaxxa zum Schiedsrichter ernannt worden, weil sie ihre Große Bruthalle ja nie verließ. Der Gelehrte sollte Ergil und seine Gefährten im Auge behalten und spätestens bei Sonnenaufgang entscheiden, ob das neue Denkmal als gleichwertiger Ersatz für das alte annehmbar war. Im Moment gab es aber nichts, das er hätte beurteilen können.
    »Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann lass es mich wissen«, sagte Schekira. In Gestalt eines Käuzchens saß sie auf Ergils Schulter und beobachtete ihn jetzt schon eine geraume Zeit bei einer sonderbaren Tätigkeit. Er ließ einige gelbe Bohnen aus dem Säckchen, das ihm der König der Bäume zum Abschied geschenkt hatte, in seine rechte Handfläche rieseln, rührte mit dem Daumen darin herum, musterte die Auswahl kritisch und schüttete die meisten Samen anschließend wieder in den Beutel zurück.
    »Sag mir, wie viele ich nehmen soll«, murmelte Ergil.
    »Das kann ich nicht.«
    »Mir geht’s genauso. Von dem, was danach kommt, mal ganz abgesehen.«
    »Um eine Arbeit pünktlich zu beenden, muss man sie zeitig beginnen. Die Nacht dauert nicht ewig, mein Retter. Vertrau einfach deinem Sirilimsinn.«
    Er atmete tief durch. »Du hast Recht.« Abermals schüttete er einige Böhnchen in die hohle Hand. Prüfend betrachtete er sie, um erstaunt festzustellen: »Es sind genau zwölf.«
    »Die Zahl der Harmonie!«, freute sich das Käuzchen.
    »Ajugas erste Tugend«, gab Ergil ihr Recht.
    Hierauf tat er etwas, das bei einigen der umstehenden Gefährten Befremden auslöste, für Wurmlinge wie Uxxul und Waxx jedoch als normal angesehen wurde. Er sammelte geräuschvoll Speichel im Mund. Fast klang es so, als löse er sämtlichen Schleim vom Rachen bis hinab zum Magen, um ihn anschließend nach oben zu würgen. Dann spuckte er alles auf die Bohnen.
    Wortlos reichte er Popi das braune Säckchen zur Verwahrung, um nun mit beiden Händen den Brei aus Speichel und Samen gut durchzumischen. Unterdessen lief er einmal um die Sfinx herum, tastete sie mit den Augen ab und ließ seine Wahrnehmung als Wunsch in die Wandellinge fließen: Bitte wachst in diese Form! Zum Schluss suchte er sich neben dem Denkmal eine Stelle, die ihm als Ausgangspunkt für sein Werk geeignet schien, und legte die zwölf Bohnen als kleines Häufchen auf dem Boden ab.
    Popi verzog argwöhnisch das Gesicht. »Und das soll klappen?«
    Tusan schob nur die Unterlippe vor und zuckte die Achseln.
    Tiko ließ keinerlei Regung erkennen.
    Offenbar war Harkon der Einzige, der sich über den Augenblick hinaus Gedanken machte. Er hatte sich, als triebe ihn sein legendärer Forschergeist, an den jungen König herangearbeitet, beugte sich etwas steif zu den spuckeummantelten Hülsenfrüchten herab, legte für die abseits stehenden Xkbeobachter eine entspannt-fröhliche Miene auf und erkundigte sich leise: »Ich wollte vorhin deine Konzentration nicht stören, Ergil, aber hast du dir schon überlegt, wie wir von hier wegkommen?«
    Der Gefragte runzelte die Stirn. Seit dem Erwachen im Aufweichraum hatte er keinen Augenblick der Muße gehabt. Noch etwas benommen war er vom Haushofmeister Yxkulp sofort in die Große Bruthalle gebracht worden, wo er mit seinen Freunden zusammentraf und der Xkkönigin Rede und Antwort stehen musste. Danach ging es gleich wieder hinaus auf den

Weitere Kostenlose Bücher