Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
ganze Grund?«, fragte er ungläubig. »Ihr habt etwas Gutes, etwas Bewährtes einfach aufgegeben, nur weil Euch der Sinn nach etwas Neuem stand?«
Harkon räusperte sich und als Ergil ihn ansah, flüsterte er: »Du kannst ihnen das nicht zum Vorwurf machen. Ich hab’s auch schon versucht, aber an diesem Punkt setzt ihr Verstand aus.«
»Was habt Ihr gesagt, Meister?«, erkundigte sich die Königin.
»Nicht von Belang, Majestät. Allerdings hätte ich noch eine Frage.«
»Nur zu! Lasst hören!«
»Gibt es nicht doch irgendwo in Eurem Reich einen kleinen Rest harten Schleims, den Ihr für uns erübrigen könnt?«
»Meine Dienerschaft fegt ihn täglich klafterweise hinaus, weil wir Xk, wie Ihr ohne Frage wisst, immerfort tropfen. Wir benutzen ihn als Brennstoff – bis wir zum Kochen und Heizen etwas Neues finden.«
»Der Schleim würde Euch ohnehin nichts nützen«, fügte Professor Uxxul hinzu, »weil er keine hundert Jahre alt ist. Die Geschichtsaufzeichnungen belegen unmissverständlich, dass jüngerer Schleim für die Herstellung des Lebenselixiers ungeeignet ist.«
Der Abenteurer zwinkerte Ergil zu und flüsterte mit halb verschlossenem Mund: »Das dürfte für dich doch keine unlösbare Aufgabe sein, oder?«
Der Gefragte verzog das Gesicht und erwiderte leise: »Normalerweise nicht. Aber beim Trockenlegen ist irgendwie auch meine Alte Gabe verdorrt und ich weiß nicht, wann sie wieder aufgeweicht ist.«
Harkon zwirbelte nachdenklich seinen Schnurrbart. Mit einem Mal hellte sich sein Gesicht auf und er wandte sich in normaler Lautstärke wieder an die Königin. »Wie steht es mit dem Denkmal, draußen vor Eurem Palast? Insbesondere mit dessen Kopf? Der Riesen-Harkon ist doch aus altem kristallisiertem Schleim geformt oder nicht?«
Ergil horchte auf. Neue Hoffnung keimte in ihm.
Aber Quaxxa gab nur einen gluckernden Laut von sich, verfärbte sich algengrün und antwortete empört: »Daran solltet Ihr nicht einmal denken, Meister Harkon. Die Sfinx ist heilig, Euch zu Ehren und zum Gedenken an unsere große Mutter errichtet. In den letzten zweihundert Jahren ist sie niemals neu angestrichen worden. Schon das allein sollte Euch die Unantastbarkeit dieses Schatzes vor Augen führen.«
Ergil pumpte seine Lungen auf. »Aber Majestät. Habe ich mich vorhin so unklar ausgedrückt? Hier geht es um unser aller Geschick. Wenn meine Mutter nicht gerettet wird, dann wird auch Euer Reich untergehen.«
»Xk liegt weit im Süden und wird die Kälte, die Soodland heimgesucht hat, nicht spüren. Im schlimmsten Fall versetzen wir uns in einen tausendjährigen Schlaf. Und was Magos anbelangt, selbst wenn er zurückkehrt – er hat sich nie für uns interessiert. Mit dem ›Königreich der Maden‹ will niemand etwas zu schaffen haben.«
»Ich kann Eure Erbitterung verstehen, Majestät, aber glaubt mir, wenn Ihr Großmut zeigt und mir nur ein wenig von dem Riesen-Harkon überlasst – ein Ohrläppchen vielleicht –, dann werden die übrigen Reiche des Herzlandes das Reich Xk mit ganz anderen Augen betrachten. Man wird Euch schätzen und wir können voneinander lernen.«
»Diesen Traum habe ich längst aufgegeben, junger König. Ich verstehe Eure Motive wohl und ich will auch nicht an Eurer Aufrichtigkeit zweifeln, aber seht Euch nur Meister Harkon an. Er war hier bei uns, hat alle Wunder von Xk aufgeschrieben und wie er mir vorhin erzählte, wollte niemand seinen Bericht lesen. Nein, ich kann unseren größten Schatz nicht für Menschen opfern, die nichts als Verachtung für uns empfinden.«
Ergil ließ den Kopf hängen. Sein Widerstandswille drohte zu erlahmen. Aber plötzlich sah er wieder zur Königin auf. »Und wenn wir Euch ein neues Denkmal bauen?«
Quaxxa ließ ein Glucksen vernehmen. »Ein neues Denkmal? Ich dachte, ihr hättet es eilig. Es hat ein ganzes Jahr gedauert, unsere Sfinx zu erschaffen.«
»Ich könnte Euch in einer einzigen Nacht eine neue machen.«
Der Grünton von Quaxxas Leib wurde greller. »Ihr seid zwar ein König, Ergil, aber hütet Euch davor, Spott mit mir zu treiben.«
»Das liegt mir fern, Hoheit. Wie steht es also? Gebt Ihr mir ein Stück vom Kopf der Sfinx, wenn ich Euch bis morgen früh ein neues Standbild mache?«
Quaxxa lachte und sagte: »Das klingt nach einem hübschen neuen Spiel. Abgemacht.«
19
DIE SFINX
Die Feuerschalen tauchten den Vorplatz des Palastes in ein unstetes gelbes Licht. In den Leuchtern brannten feine Späne aus den getrockneten
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