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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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versetzte sein Fußsegment in Wellenbewegungen und glitt davon. Einen Moment lang blickte Ergil ihm noch nach. Das Geschmatze und Geschnalze der Schaulustigen im Hintergrund wurde derweil immer lauter. Allmählich machte er sich Sorgen. Früher oder später würde die Menge den Platz stürmen und dann wäre es kaum mehr möglich, das Gesicht des Riesen-Harkons zu entstellen. Er wandte sich dem Kommandeur der Garde zu und sagte: »Im Interesse Eurer eigenen Sicherheit bitte ich Euch, ein wenig zurückzurutschen. Vielleicht könntet Ihr auch Eure Posten anweisen, niemanden auf den Platz zu lassen, bevor wir hier fertig sind. Ich werde mit Eurer Erlaubnis das Stück, das ich aus der alten Sfinx entferne, von meinen Gefährten umgehend im Palastgarten in Sicherheit bringen lassen.«
    Waxx nahm eine stramme Haltung an. »Eine kluge Entscheidung, Hoheit. Dort drüben ist ein Gittertor, das in den Garten…« Der Hauptwurm stutzte. Er hatte ein Spontanglied ausgestülpt, um die Richtung zu dem betreffenden Eingang anzuzeigen, aber offensichtlich existierte dieser nicht mehr. Vieräugig orientierte sich Waxx rasch neu und sein Zeigearm fuhr zur linken Seite des Palastes herüber. »Da ist es ja. Entschuldigt bitte, das Tor muss heute Abend umgestellt worden sein. Bringt das Stück dort hindurch. Ich gebe den Wachen Bescheid, damit sie Euch durchlassen. Wir werden Euch dann später im Park abholen und Euch durch die neuesten Gänge in Eure Gemächer geleiten. Und jetzt entschuldigt mich bitte. Dieweil ich mich zu meinen Gardisten an die Absperrung begebe, könnt Ihr ruhig schon mit Eurer Arbeit beginnen.«
    Ergil bedankte sich, wobei ihm nicht der Sinn nach Gemächlichkeit stand. »Alle Mann auf die Posten«, raunte er Popi, Tusan, Tiko und Harkon zu.
    »Ich fliege noch einmal den Weg ab, nur um sicherzugehen, dass sich seit meiner letzten Erkundung nichts Wichtiges verändert hat«, erbot sich Schekira.
    »Tu das«, sagte er.
    Als die Elvin in Richtung Palastgarten davonflatterte, trat er, während Waxx immer noch auf den Rand des Platzes zuschlurfte, an seine Spezialzüchtung – das »Gerüst« – heran, legte die Hände darauf und sandte seinen Willen hinein. Das Gebilde glich mittlerweile einem kleinen, rechteckigen Turm, dessen Grundfläche immer noch der eines zweiachsigen Wagens entsprach. Seine grüne Außenhaut war gezackt wie bei einem Blasebalg. Es endete ungefähr zehn Fuß unterhalb der Nase des Riesen-Harkons.
    Nun begann es unvermittelt und ziemlich schnell zu wachsen – der Balg dehnte sich. Ehe Waxx die Postenkette erreicht hatte, stieß die Plattform von unten gegen die Nase, ein gutes Dutzend Fangarme sprang aus dem Podest und klammerte sich daran fest, andere suchten sich Stützpunkte an den Wangen des Konterfeis und wieder andere verankerten das Gerüst am Boden.
    »Und jetzt zeigt, was in euch steckt«, flüsterte Ergil.
    Einen gespannten Atemzug lang geschah nichts. Aber dann streckten sich die Fangarme. Ja, es war deutlich zu sehen, wie der ganze Turm sich in der Mitte durchbog. Ein schmerzvolles Knarren und Ächzen ging durch das Gerüst. Aber die Riesennase hielt dem Ziehen und Zerren stand. Mit einem Mal entspannte sich die Konstruktion und Ergil glaubte schon, die Wandellinge hätten vor Harkons Gesichtserker kapituliert. Aber unvermittelt ging ein gewaltiger Ruck durch den Turm, gefolgt von einem kurzen Innehalten, dem sich abermals ein heftiges Aufbäumen anschloss. Ergil hörte ein Knirschen. Noch einmal stemmte sich das Gerüst mit sämtlichen Fasern gegen die Nase und dann brach sie seitlich weg.
    »Autsch!«, entfuhr es Popi.
    »Wenn hier jemand Grund hat, autsch zu sagen, dann ich«, brummte Harkon und rieb sich die Nase.
    Mittlerweile hatten die Fangarme das übermannsgroße Riechorgan auf die Plattform bugsiert, worauf diese herabsank, als drücke das Gewicht des Körperteils den Blasebalg zusammen. Aber auch dieses Verhalten gehörte zu Ergils phantasievoller Konstruktion. Ebenso wie die Räder, die sich jetzt unter dem Fundament des Turmes hervorschoben und ihn nun tatsächlich in einen Wagen verwandelten. Kaum hatten sich die Stützfüße vom Boden gelöst, gab Ergil die Anweisung zum Schieben.
    »Hauptwurm Waxx wird sich wundern, wie schnell wir unseren Lohn einkassiert haben«, sagte Tusan. Er schob rechts hinten.
    Harkon kicherte. »Und vor allem, in welchen Massen!«
    »Solange er nicht ahnt, was wir mit der Schleimnase vorhaben, ist mir das egal«, antwortete Ergil. Er zog vorne

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