Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
machte Ergil einigen aufgeregten Soldaten klar, dass sie hundert Schritt Abstand zu Kaguan halten sollten und ihm auf keinen Fall auch nur eine Schuppe krümmen durften, weil er etwas in seiner Hand hielt, das ihrer aller Leben bedrohte. Trotz dieser ziemlich ungenauen Beschreibung des Sachverhalts wurde dem Wort des Königs Beachtung geschenkt. Unbehelligt erreichten sie die lange Sturmleiter, die man mittlerweile als Ersatz für die abgebrannte Treppe an den Turm gelehnt hatte. Während Ergil und Tiko sich dem Eingang Sprosse für Sprosse entgegenarbeiteten, kletterte Kaguan behände an der Wand hinauf.
Drinnen ging es dann erst einmal ziemlich weit nach unten. Auch in den Gängen und Gewölben kannte sich Kaguan erstaunlich gut aus. Sein Spion Torbas hatte ganze Arbeit geleistet. Bald erreichten sie die Schmiede, die Vania einst für Dormund eingerichtet hatte, um den Blütengriff für Zijjajim herzustellen und beide Teile miteinander zu vereinen.
Teilen und vereinen.
Es war schon seltsam, dass zwei Schwerter, die gegensätzlicher nicht sein konnten, in ein und demselben Raum zusammengefügt werden sollten. Dormund war damals gescheitert. Erst das Elvenschwert hatte aus dem Blütengriff und der gläsernen Klinge ein Ganzes gemacht.
Die Schmiede besaß ein sauber aus dem Fels geschlagenes Tonnengewölbe. Die Breite betrug ungefähr acht Schritte, die Länge mindestens doppelt so viele. In der Mitte befand sich eine viereckige gemauerte Feuerstelle von etwa vier Fuß Höhe und einer Seitenlänge von sieben oder acht Fuß; ein etwa zwei Handspannen breiter Sims aus gebrannten Tonziegeln umfasste ein großes Kohlenbecken. Darüber hing eine Esse, deren Kupferblech im Laufe vieler Jahre grün geworden war. Wie so tief unter der Burg der Zug erzeugt wurde, der das Schmiedefeuer mit Luft versorgte und den Rauch aus dem Raum leitete, wusste Ergil nicht.
Tiko entzündete mit einer Fackel die Reihe von Ölleuchtern, die an Ketten von der rußgeschwärzten Decke hingen. Weil jede Lampe mehrere Flämmchen hatte, erfüllte bald ein gelbes Licht den Raum. Danach untersuchte der Schmied die bereitliegenden Werkzeuge und Zutaten. Er vermisste einiges.
Kaguan ließ ihn die Ingredienzien auf ein Blatt schreiben und sagte: »Eure Freunde sind bestimmt ganz in der Nähe und brennen darauf, mich umzubringen. Erinnere sie an den Sicherheitsabstand, den der König ihnen befohlen hat. Ich zähle jetzt bis hundert. In dieser Zeit überbringst du die Liste und kehrst zurück. Solltest du mich enttäuschen, stirbt der König und das Lebenselixier wird vernichtet.«
Der Susaner bewältigte die Aufgabe mit knapper Not. Ergil konnte an seinen Blicken ablesen, dass die Schmiede von Gardisten umstellt war. Er vermutete, dass auch Jazzar-fajim oder andere Sirilim die Falten Mirads durchwanderten, um einen Pfeil in Kaguans Herz zu lenken. Es würde ihnen nicht besser ergehen als ihm, dem Sohn der zwei Völker. Sobald er in der Nähe des schwarzen Schwertes die Alte Gabe zu gebrauchen versuchte, spürte er den ziehenden kalten Schmerz. Die Kristallklinge schützte Kaguan.
Bis zum Mittag wurden die fehlenden Zutaten herbeigeschafft. Dann begann Tiko mit seiner Arbeit. Genauer gesagt war es der Zoforoth, der jeden wichtigen Handgriff ausführte. Dem jungen Bartarin erlaubte er nur Anweisungen zu geben.
Ergil sah meist tatenlos zu. Als Faustpfand erfüllte er zwar seinen Zweck, sonst konnte er sich aber kaum nützlich machen. Hin und wieder durfte er irgendetwas herbeischleppen, eine Zange oder ein Gefäß mit irgendeinem Pulver, das für die Herstellung des Kalten Feuers benötigt wurde. Sein Aktionsradius war ohnehin eingeschränkt, weil Kaguan ihm eine Fußfessel mit einer nicht sehr langen Kette angelegt hatte.
Schnell wurde ihm bewusst, wie wachsam der Zoforoth alles in der Schmiede beobachtete. Ja, er musste tatsächlich mit jeder einzelnen seiner Körperschuppen sehen können. Als er einmal mit dem Rücken zu Ergil stand, versuchte dieser verstohlen nach einem Hammer zu greifen. Die Hand war noch gar nicht richtig ausgestreckt, als Kaguan drohte: »Tu das nicht, Sohn der zwei Völker! Oder willst du mich enttäuschen?« Rasch zog Ergil den Arm wieder zurück und fragte sich, ob der Chamäleone es auch bemerken würde, wenn Schekira in Gestalt einer Maus in die Schmiede geschlichen käme. Vielleicht ließe er den kleinen Nager unbeachtet, wenn er nicht gerade im rosafarbenen Pelz anspaziert käme. Aber die Elvin ließ sich nicht
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