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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sagte Ergil niedergeschlagen.
    »Da ich in den letzten Wochen viel Zeit hatte, mich mit dem Waffenmeister des ehemaligen Königs von Pandorien zu unterhalten«, erklärte Kaguan genüsslich, »weiß ich auch, dass es unter dem Knochenturm eine Waffenschmiede gibt. Vor einigen Jahren soll Dormund dort im Geheimen einen neuen Griff für das Schwert Zijjajim erschaffen haben. Torbas war so nett und hat an diesem Ort eine Menge von den Zutaten zusammengetragen, die Kubuku Bartarin beim letzten Schmieden des Kristallschwertes benutzt hat. Sollte noch etwas fehlen, dann wird Ergils Wort genügen, es zu besorgen. Du, junger Bartarin, wirst mir zeigen, wie ich Magos’ Klinge neues Leben einhauchen kann.«
    »Auf keinen Fall«, antwortete Tiko ohne Zögern und machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf den Zoforoth zu.
    Blitzschnell wich Kaguan zur Seite aus, näherte sich Ergil und drückte ihm das abgebrochene – aber keinesfalls stumpfe – Ende der unteren Schwerthälfte an den Hals. »Ich brauche keine Spitze, um ihn zu töten. Willst du dich davon überzeugen?«
    Schon die Nähe des Schwertes hatte Ergil Übelkeit bereitet, aber die Berührung raubte ihm fast die Besinnung. Der eisige, ziehende Schmerz machte ihm das Atmen schwer. An eine Gegenwehr mit der Alten Gabe war schon gar nicht mehr zu denken.
    Tikos geballte Hände öffneten sich und er trat wieder zurück.
    »Gut so«, lobte Kaguan den Schmied. »Ihr beide habt nichts zu befürchten, solange ihr mich nicht enttäuscht. Merkt euch das gut, denn niemand enttäuscht mich zweimal.« Er wandte sich wieder dem König zu. »Eine Kleinigkeit noch, Sohn der zwei Völker. Ich möchte in der Schmiede keine anderen Waffen haben außer Schmerz. Leg Zijjajim ab, aber langsam, ganz langsam, hörst du?«
    Die Worte, die der Zoforoth im Hinblick auf Dormunds Anstrengungen zur Erneuerung des Himmelsfeuers gesagt hatte, rumpelten immer noch wie Geröll durch Ergils Kopf. Sie legten einen Gedanken frei: Teilen und vereinen…
    Kaguan verstärkte den Druck auf das abgebrochene Schwert und rasselte: »Ich wiederhole es nur noch einmal: Leg – deine – Waffe – ab.«
    Ergil gehorchte. Weil ihm die eisige Kristallklinge unter dem Kinn die Sicht versperrte, tat er es, ohne nach unten zu sehen. Er öffnete den »gläsernen Gürtel« in der ihm befohlenen Bedächtigkeit. Seine Hände legten sich um den Blütengriff, zogen ein bisschen daran herum, dann ließ er hinter sich die schlaffe Klinge samt Heft zu Boden gleiten.
    »Noch andere Wünsche?«, knurrte er.
    Der Zoforoth lächelte hämisch. »O ja! Jetzt begeben wir uns in die Schmiede. Wir haben noch viel zu tun. Aber zuerst…« Sein falsches Gesicht wandte sich der bewusstlosen Heilerin zu.
    Es war nicht schwer zu erraten, welche Gedanken Kaguan beschäftigten. Für ihn bedeutete eine lebende Inimai ein Risiko, eine tote dagegen nicht. Ergil war klar, er musste sofort handeln. »Ich schwöre dir, wenn du Múria auch nur anfasst, kannst du dein Schwert alleine schmieden«, sagte er drohend.
    Der Chamäleone lachte. »Du kannst mir nicht drohen, Sohn der zwei Völker.«
    »Das werden wir ja sehen«, entgegnete Ergil trotzig, packte Tiko am Ellenbogen und zog ihn aus dem Zimmer.
    Kaguan war ihnen hinterhergeeilt, ohne Múria etwas anzutun. Er konnte es sich nicht leisten, seine Zeit mit der Jagd nach den zwei Davongelaufenen zu verschwenden – darauf hatte Ergil spekuliert. Im Grunde war die Heilerin Kaguans geringste Sorge. Auch wenn er nichts von Ergils stiller Warnung an Popi ahnen mochte, dürfte der Zoforoth trotzdem wissen, dass er nicht lange unentdeckt bleiben würde. Torbas’ Name war gefallen. (Von dem Verrat des einstigen pandorischen Waffenmeisters zu erfahren, hatte Ergil, trotz seiner diesbezüglichen Befürchtungen vor Antritt der Expedition, schockiert.) Borsts Adjutant dürfte dem Chamäleonen von den Sirilimschützen erzählt haben. Ihre Pfeile waren schneller als jeder Zoforoth, weil sie durch die Falten von Zeit und Raum flogen. Kein Wunder, dass sich Kaguan nach den unterirdischen Tunneln sehnte.
    Erstaunlicherweise kannte er sogar den geheimen Ausgang aus dem Palastlabyrinth, den Ergil schon einmal als Gefangener durchquert hatte. Von dort zum Knochenturm waren es nur wenige Schritte. Rauchschwaden trieben durch den Burghof. Ab und zu verirrten sich einzelne Brandgeschosse hinein. Der Lärm der Schlacht war, wenn auch gedämpft von den beiden Mauerringen, unüberhörbar.
    Auf dem Weg zum Knochenturm

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