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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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indem er sagte: »Inzwischen müsstest du es anfassen können, Kaguan. Ich bin müde und würde gerne wissen, ob die Plackerei ein Ende hat. Zeige uns, ob das Schwert hält, was es verspricht.«
    Ohne sich vom Fleck zu bewegen, streckte Kaguan die linke Haupthand aus und berührte zaghaft das schwarze Heft. Als ihm die Kälte nicht die Schuppen vereiste, packte er fester zu und nahm das Schwert vom Sims. Er zielte mit der Spitze auf eine der Öllampen und blickte prüfend an dem glatten Kristall entlang.
    »Sieht gut aus«, sagte er.
    Tikos Gesicht blieb wie versteinert. »Und jetzt die Probe, Kaguan. Leg so viel Kraft in den Hieb, wie dir angemessen erscheint, um den Wert deiner Arbeit einzuschätzen.«
    Die pechschwarze Gestalt mit dem Schwert machte einen Schritt auf den Amboss zu, wodurch sie mit dem Rücken zu Ergil zum Stehen kam. Gleichwohl war sich Letzterer bewusst, dass es im Hinblick auf die Wahrnehmung bei Chamäleonen kein Hinten und Vorne gab – bestimmt fixierte Kaguan ihn weiter mit seinen Schuppen. Aber würde er das auch noch im Moment des Hiebes tun?
    Der Zoforoth umfasste das Heft zusätzlich mit den Klauen des zweiten Hauptarms und hob das Schwert über den Kopf. Ergil warf dem Schmied aus den Augenwinkeln einen Blick zu, weil er auf irgendein Zeichen hoffte. Er glaubte zu spüren, dass sein Freund etwas im Schilde führte, hatte aber trotz aufmerksamsten Beobachtens während der letzten beiden Tage nicht die geringste Ahnung, was es sein konnte. Ergils immer noch in die Seite gestemmte Hand war mittlerweile zur Faust geballt. In ihr hielt er einen dünnen spitzen Dorn. Teilen und vereinen. Er kniff die Zähne zusammen, überwand den Schmerz, als die Alte Gabe seinem Geist einen winzigen Ausschnitt der allernächsten Zukunft zeigte.
    Kaguan spannte die Muskeln. In dem Augenblick, als er seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit in den gewaltigen Hieb legte, sprang Ergil. Während er sich durch die Luft bewegte, schnellte seine Hand vor. Zwischen seinen Fingern blitzte ein kleines Elvenschwert. Teilen und vereinen. Ja, er hatte Zijjajim wieder in Griff und Schwertblatt geteilt, indem er unauffällig den silbernen Dorn herauszog, der beide verband.
    Die nadelfeine Satimspitze bohrte sich dicht unterhalb von Kaguans Hinterhaupt in dessen Hals.
    Dann prallte Ergil mit seinem ganzen Gewicht gegen den Rücken des Zoforoths. Der taumelte. Seine sämtlichen Schuppen stellten sich auf und rasselten auf Furcht erregende Weise. Er zitterte am ganzen Leib. Ergil hatte nicht ernsthaft gehofft, das riesenhafte Geschöpf mit einer so kleinen Waffe wie einem Elvenschwert zu fällen, sich aber zumindest erhofft, ihm mit Stich und Rempler die Kristallklinge entwinden zu können.
    »Tiko!«, rief er seinen Freund um Hilfe und setzte schon zum nächsten Sprung an, um irgendwie doch noch an das schwarze Schwert zu gelangen. Doch ehe er dazu kam, nutzte ein anderer die Gunst des Augenblicks, jemand, mit dem niemand gerechnet hatte.
    Gondo kam wie ein Kugelblitz hinter dem gemauerten Sockel hervorgeschossen. Seine kurzen, aber kräftigen Beine katapultierten ihn in die Höhe. Während er auf des Zoforoths immer noch erhobene Arme zuflog, schrie er: »Mein Schwert, mein Schatz, meine…!« Dann stieß er mit Kaguan zusammen. Spätestens als er diesem dann auch noch das Heft entriss, war allen klar, wie sehr der unerwartete Verlauf der Geschehnisse den Chamäleonen überrascht hatte.
    Auch Ergil steckte das unverhoffte Wiedersehen mit dem Zwergling nicht so leicht weg. Verblüfft starrte er den hässlichen Wicht mit dem vergleichsweise riesigen Schwert Schmerz an.
    Der Kleine sah reichlich ramponiert aus. Am Hals hatte er Kratzspuren, die tief ins Fleisch gingen. Außerdem waren sein Helm, sein Gesicht und offenbar auch sein Verstand verbeult. Er schrie immer wieder sein irres »Mein Schwert, mein Schatz, meine Belohnung!«, während er Kaguan mit der dunklen Klinge zurückzudrängen versuchte. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Der Zoforoth wirkte zwar angeschlagen, aber er trieb Gondo trotzdem auf die hintere Ecke der Schmiede zu.
    »Was soll denn das, Gondo? Gib mir das Schwert«, sprach Kaguan, trügerisch ruhig, auf den Zwergling ein.
    »Ihr habt mich schon wieder um meinen Lohn betrügen wollen«, geiferte dieser zurück. »Es ist mein Schwert, mein Schatz, meine Belohnung…«
    Gondo verstummte, weil mit unfassbarer Plötzlichkeit der Chamäleone auf ihn gesprungen war. Das Schwert fiel klirrend auf den

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