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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zerquetschen und das Lebenselixier zu verschütten. Danach wurde die Arbeit dann erneut eine Weile ohne Murren fortgesetzt.
    Gegen Morgen des dritten Tages ließ Tiko alle heißen Feuer löschen. Die Kohlen wurden von Ergil, ehe sie ganz verglüht waren, in eine große Eisenkiste geschaufelt, um das Becken unter der Esse für das Kalte Feuer freizuräumen.
    »Bei deinem Vater hatte alles viel länger gedauert«, sagte Kaguan in einem schwer zu deutenden Tonfall.
    »Er war schon alt«, antwortete Tiko, während er den großen Tiegel an einem Flaschenzug über dem leeren Becken in Stellung brachte. Seine Antwort ließ den wichtigsten Grund für die damalige Verzögerung ungenannt, wie Ergil wusste. Kubuku hatte das Schmieden des Schwertes Schmerz so lange wie möglich hinausgezögert, um seine Familie vor dem Zoforoth und seinem Gapa Kizmoh zu retten.
    Kaguan gab ein rasselndes Geräusch von sich. »Ich bin enttäuscht von deinem Vater. Hoffentlich bist du klüger als er.«
    Mit Ergils Hilfe wurde der Tiegel gekippt und, so sah es aus, eine dunkle Wolke ergoss sich in das Kohlenbecken. »Ist das nun Kaltes Feuer oder nicht?«, fragte der Schmied gereizt.
    »Es sieht zumindest so aus«, antwortete der Zoforoth.
    Tiko deutete auf das wabernde Schwarz unter der Esse. »Die beiden Bruchstellen müssen ins Kalte Feuer getaucht werden, bevor das Schwert geschmiedet werden kann. Aber nur so lange, wie ich es sage!«
    »Und wenn ich es länger drin lasse?«
    »Nur zu! Dann zerstörst du das Schwert.« In Tikos Antwort schwang die ganze Verachtung, die er für den Mörder seines Vaters, seiner Brüder, Vettern und Oheime empfand.
    »Ich traue dir nicht. Der alte Bartarin hatte mich auch betrogen und Schmerz nur scheinbar wiederhergestellt.«
    »Du kannst selbst eine Probe machen, nachdem die beiden Hälften zusammengefügt sind.« Tiko deutete auf einen großen Amboss, der auf der anderen Seite des Kohlenbeckens stand. »Du bist doch Mark. Schlage die Klinge mit dem flachen Blatt da drauf, so fest wie du kannst. Wenn die Verbindungsstelle wieder aufbricht, kannst du mich töten. Sollte sie aber halten, dann hast du dein Schwert und kannst Ergil die Phiole geben.«
    Kaguan hatte längst sein Gesicht abgelegt – sein Kopf glich einem großen, schwarzen, geschliffenen Kieselstein –, deshalb war es für die beiden Männer schwierig, sein Zögern richtig einzuschätzen. Dann aber sagte er: »Also gut. Dann fangen wir mit dem Schmieden an.«
    Tiko erklärte dem Zoforoth genau, wie er die beiden Teilstücke übereinander legen, mit dem Schmiedehammer fest verbinden, die Verdickung durch anhaltende Schläge strecken und die Klinge schließlich wieder in ihre ursprüngliche Form bringen konnte. Dabei sei es wichtig, hin und wieder das ganze Schwert in das Kalte Feuer zu tauchen, um den Kristall geschmeidig zu halten.
    Still vor sich hin brütend verfolgte Ergil den Fortschritt der Arbeit. Mit einem Teil seines Herzens wünschte er, sein Freund hätte dem Chamäleonen nicht so kundige Anleitung gegeben. Kaguan war tatsächlich stark. Wozu ein gewöhnlicher Schmied viele Stunden brauchte, das schaffte er in viel kürzerer Zeit. Zumal es Tiko auch noch Vergnügen zu bereiten schien, seinen schwarzen Gesellen zur Eile anzutreiben.
    »Das genügt!«, sagte der susanische Schmied unvermittelt.
    Ergil zuckte zusammen. Ihm war klar, dass die Zeit ablief. Wenn er Kaguan aufhalten wollte, dann durfte er nicht länger zögern. Der Gedanke kehrte zurück, der sich beim Ablegen des »gläsernen Gürtels« eingestellt hatte.
    Teilen und vereinen.
    »Lege das Schwert noch einmal ins Kalte Feuer, damit sich der Kristall entspannen kann«, forderte Tiko den Zoforoth auf.
    Kaguan tat es.
    Ergil trat einen halben Schritt vor, stemmte beide Arme in die Seiten und beugte sich vor. Er brauchte den aufmerksamen Beobachter nicht zu spielen. Trotzdem half die natürliche Geste, das zu verbergen, was er mit den Fingern aus seinem Hosenbund zog.
    »Jetzt kannst du es herausnehmen«, erklärte der Schmied.
    Kaguan war vorsichtig genug, dazu eine Zange zu benutzen. Er legte das schwarz glänzende Schwert auf den Mauersims, der das Kohlenbecken umgab. Es sah aus wie neu. Allein es anzusehen, bereitete Ergil körperlichen Schmerz. Das Bild des Zweikampfs mit Magos wehte durch seinen Geist. Seine Muskeln verhärteten sich.
    »Immer schön ruhig bleiben!«, sagte der Zoforoth drohend. Auch ohne Gesicht hatte er Ergils Anspannung bemerkt.
    Tiko glättete die Wogen,

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