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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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machen unsere Bögen bereit. Sollten wir bei unserer Rückkehr ins Hier und Jetzt angegriffen werden, ziehen wir uns sofort wieder in die Vergangenheit zurück. Alles klar?«
    Die beiden Sirilim nickten.
    »Dann los!«
    Die Landschaft um sie herum verwischte. Für einen Moment tauchte alles, sogar der wolkenlose Himmel, in ein sattes Grün. Dann standen die Gefährten in Entrins Zelt. Es war eine punktgenaue Landung. Nur leider glänzte der König von Pandorien durch Abwesenheit.
    »Hattest du nicht gesagt, er würde Karten studieren?«, erkundigte sich Jazzar-fajim leise bei seinem Urgroßneffen.
    Ergil knirschte mit den Zähnen. »Er muss sein Zelt gleich danach verlassen haben. Wartet mal…« Rasch ließ er seinen Sirilimsinn nach draußen schweifen. In unmittelbarer Umgebung des Zeltes hielten sich mindestens einhundert Krieger auf, aber auch dort fand er Entrin nicht.
    »Vielleicht ist er mal kurz für kleine Könige…«, hob Lohentuvim an, wurde aber jäh von Ergil unterbrochen.
    »Da kommt jemand!« Er hatte einen Mann entdeckt, der ein Tablett mit Speisen und einem Weinkrug trug und sich direkt auf das Zelt des Pandoriers zubewegte.
    »Dann schnappen wir uns eben zuerst Godebar. Ich kann ihn in seinem Zelt sehen«, flüsterte Jazzar-fajim.
    Im Geiste vereinten sie sich mit dem Netzling und sprangen, kurz bevor der Soldat Entrins Quartier betrat, ins Zelt des ostrichischen Monarchen.
    Auch dort war offenbar Essenszeit. Godebar hatte die enorme Masse seines Körpers einem eigens für ihn angefertigten Feldthron anvertraut, um sich gebratenes Geflügel und andere Delikatessen einzuverleiben, von denen seine ausgehungerten Soldaten nicht einmal zu träumen wagten. Er steckte sich gerade einen saftigen Hühnerschenkel tief in den Mund, um das Fleisch in einem Rutsch vom Knochen zu lösen, als unvermittelt drei Bogenschützen vor seiner Tafel erschienen.
    »So schnell sieht man sich wieder«, sagte Ergil lächelnd und in Anspielung auf ihre letzte Begegnung in Ostgard.
    Vor Schreck verschluckte Godebar das Hühnerbein. Seine Augen wurden groß.
    Die drei Eindringlinge wechselten betretene Blicke.
    Godebar begann zu röcheln.
    Lohentuvim, nach wie vor den gespannten Bogen haltend, wagte eine erste Diagnose. »Das Bein steckt dem Fettwanst im Schlund.«
    Vor Beginn des waghalsigen Unternehmens hatten die Beteiligten einige Phantasie darauf verwendet, sich ein paar ziemlich ausgefallene Problemfälle auszudenken, wohlwissend, dass man nie alle Unwägbarkeiten vorausahnen konnte. Nun waren sie aber doch ein wenig überrascht.
    Der König von Ostrich deutete mit den dicken Wurstfingern in seinen offenen Mund, gab weiter japsende Laute von sich und lief rot an.
    »Er wird ersticken«, prophezeite der Majordomus von Saphira.
    »Tot nützt er uns nur halb so viel«, sagte Jazzar-fajim. Er trat hinter den König und befahl ihm aufzustehen.
    Der Mann mit dem Hühnerbein in der Luftröhre gehorchte nicht.
    »Majestät?«, drang plötzlich eine Stimme von draußen herein.
    Godebar schlug mit den flachen Händen auf den Tisch, katapultierte seinen Teller in die Luft und röchelte noch ein bisschen lauter.
    Ein Mann in ostrichischer Uniform stürzte ins Zelt. Ungläubig starrte er zuerst die drei Fremden an, dann seinen sich allmählich blau verfärbenden Oberbefehlshaber. Der Anblick war für ihn offenbar hinreichend überraschend, um ihn einige Herzschläge lang erstarren zu lassen. Zeit genug für Jazzar-fajim, den zinnernen Weinkrug zu packen und dem Mann an die Stirn zu schleudern. Der Leibwächter verdrehte die Augen zur Zeltdecke und brach besinnungslos zusammen.
    Ergil legte den mitgebrachten Brief auf die Tafel und sagte: »Schaffen wir den König weg von hier.«
    Godebar zitterte am ganzen Leib und verlor die Kontrolle über seine Blase. Während deren Inhalt zu Boden tropfte, packten die beiden Sirilim ihn links und rechts unter den Achseln, Ergil legte ihm die Hände auf die Schultern, dann konzentrierten sie sich. Nur einen Augenblick später verschwanden sie samt König und Thron aus dem Zelt.
    Im selben Moment landeten sie vor Borsts Füßen im Nordostturm.
    Der Pandorier runzelte die Stirn.
    »Godebar hat ein Hühnerbein verschluckt«, erklärte Ergil.
    »Und jetzt erstickt er«, fügte Lohentuvim hinzu.
    »Hm«, sagte Borst. »Besser wäre, er würde leben.« Er zog sein Langschwert und fällte mit einem mächtigen Hieb zwei Beine des Throns. Godebar, inzwischen veilchenblau, krachte nach unten. Der Stuhl

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