Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
Schwert Zijjajim in die Höhe. Anders als in Xk, wo er es gegen gutherzige, aber verwirrte Wurmlinge gezückt hatte, gehorchte es ihm wieder. Als es auf der Mauerkrone grün erstrahlte, ging ein furchtsames Raunen durch die Schlachtreihen der Achse und die Kämpfer aus Soodland, Kimor, Yogobo, Pandorien, Saphira, Stromland und den Weststeppen jubelten.
Borst war in den Nordostturm umgezogen, weil sein altes Hauptquartier von einem Brandgeschoss getroffen und in Flammen aufgegangen war. Ergil ließ sich von ihm auf den neuesten Stand bringen.
»Sagt mir, wodurch wir Zeit gewinnen können«, fragte er schließlich geradeheraus.
»Ihr habt eben Euren Männern neuen Mut eingeflößt. Das allein wird uns schon ein paar Stunden bringen«, antwortete der Reichsverweser.
»Das könnte zu wenig sein. Wie sind die Heere der Achse zu bezwingen?«
»Mit Mut, Entschlossenheit und Kampferfahrung allein können wir sie nicht in die Knie zwingen. Dazu sind es einfach zu viele. Ohne die Sirilimschützen hätten sie uns längst geschlagen.«
»Aber?«
Borst grinste diebisch. »Schon mancher Krieg wurde durch eine List entschieden.«
»Ich nehme an, Ihr denkt an etwas Bestimmtes?«
»Ohne Entrin und Godebar würde es keine Achse geben. Wenn wir sie in unsere Gewalt brächten, dann wäre das Ungetüm kopflos.«
»Und Hjalgord?«
»Der ist ein Kaufmann, kein Krieger. Múrias Gewährsleute sagen, nicht einmal seine eigenen Soldaten nehmen ihn ernst.«
Ergil nickte verstehend.
Der Pandorier schien seine Gedanken zu erraten, denn er sagte sogleich: »Niemand kommt an die Könige heran. Schon gar nicht, seit die Sirilim einen ihrer Generäle in eine Falle gelockt und getötet haben.«
Ergil zupfte sich an der Unterlippe. Múria hatte ihm von Waltran berichtet, aber er beabsichtigte nicht, Borsts Kriegslist zu wiederholen. »Wenn meine Bündnispartner nicht zu mir kommen«, sagte der junge König grübelnd, »dann muss ich mich eben zu ihnen bemühen.«
Sie blieben dicht beieinander, um Kräfte zu sparen. Ergil hatte Jazzar-fajim und Lohentuvim nicht allein deshalb ausgewählt, weil sie die nötige Besonnenheit für solch ein gefährliches Unternehmen besaßen, sondern auch weil ihre Fähigkeiten über die anderer Sirilim hinausgingen. Nisrah bildete den Vierten im Bunde. Gemeinsam durchstießen sie eine Falte der Welt, um zum Fuß des Festungsberges zu gelangen. Zuvor hatte Schekira das Terrain erkundet und auch jetzt kreiste sie über den Zelten der Könige von Pandorien und Ostrich.
In den vergangenen Tagen und Wochen seien die Achsenherren täglich umgezogen, hatte Borst erzählt. Diese Erkenntnis hätten jedenfalls die Sirilim gewonnen, die auch schon auf den Gedanken gekommen waren, sich der Rädelsführer des Komplotts zu bemächtigen. Auch der begabteste Sirilo tut sich schwer damit, jemanden oder etwas zu finden, wenn ihm jeglicher Anhaltspunkt fehlt. Sogar Ergil hatte seine Mutter nur entdeckt, weil er sich am Knochenturm entlang in die Vergangenheit getastet hatte und von dort in die Zwischenwelt vorgestoßen war. Da eine aufwändigere Suche zulasten der Verteidigung gegangen wäre, hatte man den Plan schließlich aufgegeben.
Wenn man über eine Kundschafterin verfügt, die das feindliche Feldlager unauffällig aus der Luft beobachten kann, dann ändert sich manches. So war es letztlich auch Schekiras Hilfe zu verdanken, dass man die beiden Könige entdeckte. Offenbar spürten auch die Achsenherren, dass die Entscheidung der Schlacht kurz bevorstand, denn sie hatten ihre Zelte geradezu tollkühn in Sichtweite der Burg aufbauen lassen.
Ergil und seine Gefährten landeten unweit von Entrins Feldquartier. Obwohl es noch heller Nachmittag war, bemerkte keiner der Leibwächter die Eindringlinge, denn sie verbargen sich in Mirads Faltenwurf, waren Schatten aus der Vergangenheit. Wenn jemand sie je entdeckt hatte, dann im Sommer des vergangenen Jahres. Die drei Gestalten wären ihm wie eine Luftspiegelung vorgekommen. Oder wie die Nachwirkungen des Rausches der letzten Nacht.
»Hier müsste es sein«, sagte Lohentuvim. Sie standen auf einer grünen Wiese, nordwestlich des Festungsberges. Die Sooderburg beherrschte die Umgebung wie ein Adlerhorst. Unweit war die Straße zu sehen, die in die Unterstadt und zum Hafen führte.
Ergil nickte. Er hatte kurz zuvor seinen Sirilimsinn in Entrins Zelt eindringen lassen und den pandorischen König über eine Karte gebeugt gesehen. »Stellen wir uns Rücken an Rücken und
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