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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Knochenpalast unserer Vorväter zu fliehen. Dort, wo die Zeit nahezu stillsteht, wollte ich auf dich warten.« Sie lächelte. »Und du bist gekommen.«
    Ergil hörte ein Räuspern. Als er sich umdrehte, entdeckte er Popis Kopf zwischen zwei Decken hindurchlugen – er sah aus wie eine Jagdtrophäe an der Wand.
    »Kann ich dich sprechen?«, fragte der Jungritter.
    Ergil entschuldigte sich und trat vor den Sichtschutz. »Was gibt’s?«
    »Die Schlacht. Es steht nicht gut.«
    »Was bedeutet das?«
    »Du hast es ja selbst gesehen: Dein Palast ist in Flammen aufgegangen. Auch die meisten anderen Gebäude im inneren Verteidigungsring haben schon Feuer gefangen. Borst sagt, dass er die Mauer nicht mehr lange halten kann.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    »Ein paar Stunden. König Borst meint, wenn du dich deinen Männern zeigst und ihnen Mut machst, vielleicht bis morgen.«
    »Jede Stunde zählt«, sagte Múrias Stimme hinter Ergil.
    Er drehte sich um. Sie und Nishigo waren vor den Sichtschutz getreten. »Wir sollten die Burg evakuieren und alle hier herunterbringen, Inimai.«
    »Niemand würde diesem Vorschlag lieber zustimmen als ich, mein Lieber. Aber oben können wir uns wenigstens noch verteidigen. Wenn wir erst einmal in der Klippe sind, bleibt uns nur noch Hoffen und Warten.«
    »Hoffen? Worauf?«, fragte Nishigo.
    »Ich habe Bombo, einen treuen Freund und klugen Kapitän, mit der Silberginkgo nach Norden geschickt, um die Flotte deines Vaters hierherzuführen.«
    »Ich denke, die Umschiffung von Elderland ist nicht möglich, weil das Schollenmeer im Norden zugefroren ist?«
    »Abgesehen von den letzten paar Tagen hatte Soodland wochenlang Tauwetter. Außerdem erzählte mir Bombo davon, wie das Sirilimschiff durchs ewige Eis nach Westen gefahren ist.«
    »Ja, aber es hat sich hinter der Silberginkgo gleich wieder geschlossen«, wandte Ergil ein.
    Múria lächelte. »Wer sagt denn, dass es so sein muss. Ich habe Bombo gebeten, etwas auszuprobieren. Wenn es funktioniert und das Schiff stark genug dazu ist, könnte es eine ganze Flotte durchs Eis führen.«
    »Das ist eine sehr vage Hoffnung, Inimai.«
    »Im Moment ist es die einzige, die wir haben.« Er seufzte. »Ich glaube, es kann nicht schaden, wenn ich mich meinen Männern zeige und ihnen zur Seite stehe.« Nishigo fiel ihm um den Hals. »Bitte geh nicht, Ergil!« Er tätschelte ihren Rücken und sah an ihrem Kopf vorbei in Múrias blaue Augen. »Es wird alles gut, meine kleine Prinzessin, wenn du für mich etwas sehr Wichtiges tust.« Sie schniefte. »Ich? Was kann ich schon machen?«
    »Magos’ Fluch ist zwar gebrochen, aber er könnte sich trotzdem noch erfüllen, wenn meine Mutter eines gewaltsamen Todes stürbe. Du musst für mich auf sie aufpassen.«
    »Ich?«
    Er nahm sie an den Oberarmen und schob sie sanft von sich. »Ja, du, Nishi. Inimai muss sich in den kommenden Stunden um viele Verletzte kümmern, aber sie sagte, in dir stecke eine große Heilerin. Deshalb vertraue ich dir das Wohl meiner Mutter an. Wirst du sie für mich pflegen, bis sie wieder ganz bei Kräften ist?«
    »Ja. So, als wäre es meine eigene Mutter.« Ergil streichelte Nishigos Wange. »Danke, meine kleine Prinzessin.«

 
    33
     
    SCHATTEN AUS DER VERGANGENHEIT
     
     
     
    Der Eingang des Knochenturms lag hoch genug, um Ergil den Ernst der Lage vor Augen zu führen. Er war nicht ganz zwei Stunden bei seiner Mutter in der Halle des schlafenden Glanzes gewesen und trotzdem hatte sich die Sooderburg schon wieder verändert. Nicht zum Vorteil.
    Aus sämtlichen Lichtöffnungen des Haupthauses schlugen Flammen. Zahlreiche Nebengebäude waren bereits zusammengestürzt. Eine schwarze Rauchsäule stieg zum Himmel empor. Hier und da sah man Kämpfende auf der Mauer. Noch schafften es nur wenige Angreifer bis zur Krone, aber das würde sich wohl bald ändern. Während der Feind immer neue, frische Krieger in die Schlacht schickte, konnten die Verteidiger sich kaum erholen. Es sah alles danach aus, dass nur noch ein Wunder die Allianz um den König von Soodland retten konnte.
    Ergil ließ sich von Popi zu Borst bringen. Auf dem Weg zu seinem Reichsverweser machte er immer wieder Halt, um seinen Leuten Mut zuzusprechen. Er kam sich seltsam in der Rolle des väterlichen Feldherrn vor, war er doch selbst kaum mehr als ein Knabe, aber die Männer dankten es ihm. Überall, wo er auftauchte, hellten sich ihre müden, schmutzigen Gesichter ein wenig auf.
    Einige Male reckte er auch sein

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