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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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daraus der letzte Zufluchtsort der Verteidiger der Sooderburg geworden.
    Nishigo wartete bereits in der Tropfsteinhöhle. Sie hatte Ergil seit dessen Entführung durch Kaguan nicht mehr gesehen und begrüßte ihn entsprechend stürmisch. Vania beobachtete die innige Umarmung der beiden jungen Leute interessiert und brannte darauf, das Mädchen kennen zu lernen, das ihrem Sohn den Kopf verdreht hatte. Die Prinzessin begegnete der Mutter ihres Liebsten mit einer Mischung aus susanischem Respekt und stromländischer Herzlichkeit, was Vania auf Anhieb gefiel. Ergil hatte das Gefühl, die beiden würden sich gut verstehen – sofern Oramas der gemeinsamen Zukunft seiner Tochter und des Königs von Soodland keinen Riegel vorschob.
    Múria ließ einen Sichtschutz aus Decken an den Tropfsteinen befestigen, um Vania dahinter gründlich zu untersuchen. Nishigo bat darum, der Heilerin zur Hand gehen zu dürfen, war es doch seit langem ihr Wunsch gewesen, kranken Menschen zu helfen. Gegen den Willen ihres Vater hatte sie bei dessen Leibarzt Mujo manche geheime Lektionen gelernt. Offensichtlich war sie talentiert, denn als Ergil wieder zu seiner Mutter durfte, lobte Múria das Geschick der Prinzessin.
    Die erfahrene Heilerin gelangte zu der Einschätzung, dass Vania nicht ganz so schnell zu Kräften kommen würde, wie sich Ergil weiland vom Kampf mit Magos erholt habe. Zwar sei ihre Lebenskraft durch das Wasser von Silmao erneuert worden, aber bis ihr Körper das Gapagift völlig besiegt hätte, könnten noch zwei bis drei Tage vergehen.
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Vania zu ihrem bekümmert dreinblickenden Sohn. Sie lag auf einem Feldbett, trug wieder ihr silbriges Gewand und war mit einer warmen Wolldecke zugedeckt. Er hatte sich neben ihr auf die Knie sinken lassen und hielt ihre Hand.
    »Sehe ich denn so aus?«
    Sie streichelte seine Wange. »Ja, Lieber. Sehr ernst. Sehr besorgt. Du erinnerst mich an deinen Vater.«
    Er lächelte. »Ah! Also doch.« Ergil senkte den Blick. »Was ist wirklich damals passiert, als Wikander…?«
    »… deinen Vater getötet hat?«, erriet sie seine Gedanken. Ihr Gesicht schien zu versteinern. Sie schöpfte tief Atem. »Wikander und seine Krieger waren durch den geheimen Zugang am Fuß der Klippe in die Burg eingedrungen. Torlund bestand darauf, dass Múria seine Söhne und mich in Sicherheit bringt. Aber ehe es dazu kommen konnte, war sein Bruder durch die geheimen Gänge und Türen, von denen es im alten Palast unzählige gab, in die Gemächer eingedrungen. Ich spürte mit einem Mal ein kaltes Ziehen und hörte hinter mir ein Geräusch. Erschrocken drehte ich mich um und sah Wikander mit einem Pfeil auf deinen Vater zielen. Ich wollte seine Waffe mit der Alten Gabe unschädlich machen, aber der eisige Schmerz wurde dadurch nur noch schlimmer. Irgendetwas schützte deinen Oheim vor meiner Macht.«
    »Das Schwert Schmerz. Es stammt nicht von dieser Welt. Magos hat es ihm geliehen, um für seine Rückkehr den Boden zu bereiten. Heute früh wurde die Kristallklinge ein für alle Mal zerstört. – Was passierte dann, Mutter?«
    Vania musste sich erst sammeln, ehe sie fortfahren konnte. »Nachdem mir klar geworden war, dass ich gegen Wikander nicht ankam, schrie ich irgendetwas…«
    »Du hast ›Nein!‹ gerufen.«
    »Richtig! Woher weißt du das?«
    »Magos hat es Twikus und mir auf dem Kitora gezeigt, in seinem schwarzen Kratersee. Er wollte damit unseren Willen brechen. Aber Twikus hat ihn trotzdem vertrieben. – Und weiter?«
    »Wikander schoss. Dein Vater brach sofort zusammen. Der Pfeil hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Ich lief zu ihm. Weinte. Irgendwann wurde ich von ihm weggerissen. Wikander drückte einen Dolch an meine Kehle. Andere Männer kamen und hielten mich fest. Ich dachte, er würde auch mich auf der Stelle töten. Doch er hatte sich für mich – die Hexe, wie er nicht müde wurde zu wiederholen – einen langsameren, qualvolleren Tod ausgedacht. Ich musste Gift trinken.«
    »Aus dem Kristallkelch, den ich in der Zwischenwelt bei dir gefunden habe?«
    Vania nickte. »Wikanders Bosheit war meine Rettung. Ich bin eine Nachfahrin des großen Jazzar-siril. Die Alte Gabe ist stark in unserer Familie. Deshalb gelang es mir, mein eigenes Blut zu verjüngen. Zwar konnte ich die zerstörerische Wirkung des Giftes nicht mehr ganz aufhalten, aber wenigstens habe ich sie abschwächen können. So besaß ich noch genug Kraft, um dir den Brief zu schreiben und in den alten

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