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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wilder Stier. Er schlug mit der fremden Waffe um sich und brachte drei oder vier Gegner zu Fall, ehe er selbst die erste Verletzung erlitt: eine Stichwunde in die Seite, dort, wo der zu kleine Brustpanzer des betäubten Postens ihn nicht schützen konnte. Er keuchte, wankte einige Schritte nach hinten.
    »Vater!«, schrie Tusan.
    Der Herzog riss sich den Helm vom Kopf, brüllte, als wäre er wahnsinnig geworden, stürzte sich auf seine Gegner und füllte den Torweg mit Toten und Verletzten. Tusan war sich nicht sicher, ob sein Vater tatsächlich den Verstand verloren hatte oder sich nur wie toll aufführte, um seine Widersacher einzuschüchtern. Es blieb dem jungen Fährtensucher auch keine Zeit, darüber nachzudenken, musste er sich doch selbst unablässig zur Wehr setzen.
    Weil er durch das schmale Visier des fremden Helmes kaum etwas sehen konnte, entledigte auch er sich der Kopfbedeckung. Zwar gewann er dadurch einen besseren Überblick, aber der zeigte ihm nur, wie aussichtslos dieser Kampf war. Von beiden Seiten drängten Soldaten in den Mauerdurchlass. Nur die Enge des Torweges hatte vermutlich verhindert, dass sie nicht längst umzingelt oder von Bogenschützen erschossen worden waren.
    Irgendwo brüllte jemand: »Ich will sie lebend!« Aber niemand schien den Rufer zu beachten. Qujibo hatte sich nahe dem Ausgang zum Burghof an die Wand zurückgezogen, um wenigstens den Rücken frei zu haben. Fünf oder sechs Gegner versuchten sich gerade durch seine mörderischen Hiebe hindurchzuarbeiten. Bald lagen sie zu seinen Füßen und wurden von mindestens ebenso vielen Angreifern ersetzt.
    All das gewahrte Tusan nur bruchstückhaft, so als beobachte er den Kampf in einer nur gelegentlich von Blitzen erhellten Nacht. Plötzlich hörte er das Getrappel eines Pferdes. Jemand schrie: »Aus dem Weg!« Tusan verschaffte sich mit einem gewaltigen Hieb etwas Luft, gerade genug, um einen weiteren Blick auf seinen Vater zu werfen. Von rechts sah er einen Reiter erscheinen. Der Ritter hielt eine lange Lanze. Die Soldaten spritzten auseinander. Qujibo riss das Schwert hoch, um den Angriff zu parieren, doch zu spät. Die eiserne Spitze traf mit solcher Wucht auf seinen Brustpanzer, dass sie ihn glatt durchschlug. Der Herzog wurde nach hinten geworfen und förmlich an die Wand gespießt. Beim Aufprall zersplitterte der hölzerne Schaft der Pike.
    Qujibo wandte den Kopf und warf seinem Sohn einen Blick zu, der voller Bedauern war. Dann brach er tot zusammen.
    »Neiiinnnn!«, schrie Tusan. Alles Leid und alle Trauer, die sich im Soodlandkrieg zu einem himmelhohen Berg aufgehäuft hatten, schienen sich in diesem einen verzweifelten Ausruf Gehör zu verschaffen. Er glaubte, den Seelenschmerz nicht ertragen zu können, und holte mit dem Schwert aus, um den Tod auch auf sich zu ziehen. Wie anders konnte er Linderung erfahren? Aber ehe er den nächsten Streich führen konnte, spürte er einen dumpfen Schlag am Hinterkopf. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er versank in eine friedvolle Ruhe.

 
    35
     
    AUF MESSERS SCHNEIDE
     
     
     
    Der Klang des Kriegshorns von Bolk drang gedämpft in den Knochenturm. Trotzdem erkannte Ergil es sofort wieder. Überrascht sah er Jazzar-fajim an.
    »Hast du das eben gehört?«
    Der Sirilo nickte. »Es ist dasselbe Horn, das Tusan am Kitora geblasen hat.«
    »Jetzt trägt es aber wieder sein Vater. Die beiden müssten eigentlich in der Tropfsteinhöhle in Sicherheit sein.«
    »Vielleicht hat der Herzog sein Horn verloren.«
    »Und wenn nicht? Wenn er noch irgendwo da unten ist und uns um Hilfe ruft?« Ergil drehte den Kopf, um den kleinen Falken auf seiner Schulter anzusprechen. »Kira, kannst du herausfinden, woher der Ton gekommen ist?«
    »Er hat irgendwie hohl geklungen, wie aus einem Haus. Oder eher noch aus einem Gewölbe. Ich werde mal nachsehen.«
    »Wenn du etwas findest, dann flieg zur Spitze des Knochenturmes. Jazzar-fajim, Lohentuvim und ich warten dort auf dich.«
    »Ist gut.« Die Elvin verwandelte sich in einen unauffälligen Spatzen, schoss in die mannshohe Nische rechts neben der Tür und hinaus durch das quadratische Fenster auf den Burghof.
    Ergil sah die beiden Sirilim an. »Seid ihr bereit?«
    Sie nickten.
    Er streckte die Hände aus und sie bildeten einen kleinen Kreis, wie Kinder, die Ringelreihen spielen wollen. »Dann lasst es uns zu Ende bringen.«
    Im nächsten Augenblick standen sie oben auf dem Knochenturm. Der leere Fahnenmast ragte genau zwischen ihnen auf.
    Aus der

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