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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nahenden Gefahr aber auf kein Streitgespräch ein. Rasch lief er die rußgeschwärzte Wendeltreppe hinab.
    Auf seinen Streifzügen durch den Grotwall hatte er sich oft auf harschigem Schnee über Berghänge hinwegbewegt, manchmal nicht wissend, ob er jeden Moment einbrechen und in eine Gletscherspalte fallen würde. Genauso fühlte es sich jetzt an, als er über die brüchigen Stufen lief. Er spürte, wie die Kanten unter seinen Sohlen wegbrachen. Sein Vater folgte dichtauf. Als sie etwa ein Stockwerk tiefer waren, hörten sie über sich Stimmen.
    »Sie sind nach unten gelaufen. Schnell! Wenn wir uns beeilen, kriegen wir sie noch.«
    Es bedurfte keines Wortwechsels zwischen Vater und Sohn, um sie zu noch größerer Eile anzuspornen. Über sich hörten sie die Schritte mehrerer Verfolger, untermalt vom leisen Rieseln der sich auflösenden Treppe. Als sie die letzten Stufen des Untergeschosses erreicht hatten, ließ sie ein Schauder erregendes Knirschen jäh zusammenfahren.
    Tusan wusste sofort, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Blitzschnell sah er sich in dem ausgebrannten Wachzimmer um. Seine Hand packte den Vater am Arm, zerrte ihn hinter sich her. Dann brach die Wendeltreppe krachend zusammen.
    Als hätte ein schwarzes Ungetüm geniest, schoss eine gewaltige Staubwolke aus dem Eingang des Wehrturmes und verbreitete sich fächerförmig im Burghof. Gerade eilten die letzten Verteidiger die Wandellingtreppe hinauf, um im Knochenturm Schutz zu suchen. Am Haupttor bohrte sich der erste von drei Widderköpfen durch das Holz.
    Die besonders dicken Steinwälle des inneren Verteidigungsringes waren unten hohl. Üblicherweise dienten diese Kasematten der Lagerung von Pech, Öl, Waffen, Vorräten und anderem kriegswichtigen Material. Die gegen den feindlichen Beschuss sicheren Räume waren in den letzten Tagen und Wochen auch oft ein Zufluchtsort für erschöpfte und verletzte Krieger gewesen. Jetzt hatten sie Tusan und Quondit das Leben gerettet.
    Während die poröse Wendeltreppe in die Tiefe gerauscht war und sämtliche Verfolger zermalmt hatte, konnten sich Vater und Sohn mit knapper Not in die Kasematten retten. Der Rückweg war ihnen allerdings versperrt. Die Trümmer füllten den ganzen Innenraum des Wachzimmers aus. Nur durch ein paar kleine Ritzen tröpfelte ein wenig Tageslicht in den Schutzraum.
    »Das war ziemlich gescheit von dir«, lobte der Herzog seinen Sohn.
    »Danke. Fragt sich nur, wie wir hier wieder herauskommen sollen.«
    »Die einzelnen Wehrtürme sind durch die Kasematten untereinander verbunden. Wir müssen bloß zum nächsten gehen, um in den Burghof zu gelangen.«
    »Aber der nächste Ausgang befindet sich im Torturm. Wenn ich den Lärm von dort richtig gedeutet habe, dann steht der Gegner kurz vor dem Durchbruch. Wie sollen wir’s bis in den Knochenturm schaffen, wenn es im Burghof von feindlichen Soldaten nur so wimmelt?«
    Qujibo schnaubte. »Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es so weit ist.«
    Das eisenbeschlagene Haupttor der Sooderburg hatte dem Gegner erstaunlich lange getrotzt. Sein hölzerner Kern war von Flammen allmählich in Kohle verwandelt worden. Und die Schutzbleche hatten sich in der Hitze sowie unter dem stundenlangen Hämmern der drei Rammböcke verformt. Schließlich war erst einer der Widderköpfe durchgebrochen und dann hatten die zwei anderen den Todeskampf des Tores mit einem gemeinsamen Schlag beendet.
    Mit triumphierendem Geheul besetzte das Sturmkommando die Zitadelle. Auf Gegenwehr stießen die Soldaten der Achse im Innenbereich der Festung nicht mehr. Sie sahen gerade noch, wie ein merkwürdiges Gebilde, das zuvor wie eine elfenbeinerne Treppe ausgesehen hatte, sich einer Schlange gleich am Knochenturm emporbewegte und in einer vier oder fünf Stockwerke hoch gelegenen Tür verschwand, welche daraufhin zufiel. Die Stufen oberhalb des Eingangs veränderten sich nicht.
    Baron Nartoz durchquerte das Portal und lief an der Ruine des Haupthauses vorbei, bis er einen unverstellten Blick auf den Knochenturm hatte. Als oberster Spion Pandoriens interessierte er sich brennend für Geheimnisse. Vor allem für solche, die der Feind vor ihm verbarg. König Entrin hatte befohlen, bei der Einnahme der Sooderburg möglichst nichts zu zerstören, das ihm Erkenntnisse über die Allianz liefern konnte. Den Grund nannte er nur im Flüsterton: »Denn wenn Ergil erst einmal besiegt ist, werden wir Helvik von Kimsborg, Yabun Balkasar L, Quondit Jimmar Herzog von Bolk sowie all

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