Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
mag, redete er in diesen Tagen sehr viel von der Zukunft.
Er war der Sohn der zwei Völker. Darin hatten Magos und Kaguan die Wahrheit gesprochen. Doch nicht der Untergang von Menschen und Sirilim wurde durch ihn und Twikus besiegelt, sondern ein neuer Anfang. So erfüllte sich, was die Propheten der Altvorderen geweissagt hatten.
Obwohl Ergil Großes erreicht hatte, blieb er bescheiden. Er bat Múria, ihm weiter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und so blieb sie noch mehr als ein Menschenalter lang die Chronistin von Mirad.
Schekira erbat sich etwa ein Jahr nach Kriegsende von ihrem »Retter« einen Urlaub und besuchte ihre Familie im Großen Alten. Danach aber kehrte sie nach Soodland zurück, heiratete später einen Prinzen der dort heimischen Bergelven und wurde selbst Königin.
Tusan trat die Nachfolge seines Vaters an. Nun hieß er mit vollständigem Namen Tusan Jimmar König von Stromland und Herzog von Bolk. Weil diese Anrede seinen Untertanen zu mühsam war, nannten sie ihn bald liebevoll Tujibo.
Auch an einem anderen Stromländer vollzog sich ein erstaunlicher Wandel. Die Rede ist von Bombo. Nachdem Hjalgord verschwunden war, hängte der kleine Kapitän, der ja nun Rundar hieß, die Piraterie endgültig an den Nagel und wurde wieder Kaufmann. Tusan schenkte ihm vierzig Schiffe, die Hjalgord gehört hatten. Mit dieser Flotte erwarb sich Rundar innerhalb weniger Jahre ein beachtliches Vermögen, sodass man sagte, er sei mindestens so reich wie der König. Wichtiger aber war die Wiedergutmachung, die er an all jenen übte, die Hjalgord einst ihrer Existenz beraubt hatte.
Popi blieb in Ergils Diensten. Bald fragte keiner mehr, ob der kleine Ritter nun der Ratgeber, Kammerdiener oder Adjutant des Königs sei. Man kannte ihn nur noch als dessen treuen Freund. Auch wurde er von niemandem mehr Hasenfuß genannt. Er entwickelte sich zu einem Mann mit vielen Fähigkeiten. Als Verfasser eines Buches über menschliche Gefühle erlangte er sogar Weltruhm. Unter entsprechenden Gelehrten wurde er als Erfinder der »Popi-Skala« bekannt. In diesem Ordnungssystem werden sämtliche Gemütsregungen, die mit irgendeiner Art des Zitterns einhergehen, Farben aus dem Lichtspektrum gegenübergestellt.
Als Ergil seine Absicht kundtat, Nishigo zu heiraten, wurde dies im Kreise seiner Freunde überwiegend positiv aufgenommen. Nisrah tat sich damit jedoch schwer. Er fürchtete, sich einen neuen Gespinstling suchen zu müssen. In einem Gespräch, das ungefähr eine Nacht lang dauerte, konnte ihn Ergil jedoch schließlich beruhigen.
Nishi bewohnt mein Herz, aber du darfst weiter auf meinen Schultern hausen, hatte der König erklärt.
Nisrah war nicht sofort überzeugt gewesen. Für immer?
Ja, mit Unterbrechungen. Es gibt Zeiten, in denen ein Mann und eine Frau lieber allein sein wollen.
Ich störe euch bestimmt nicht.
Ganz allein, Nisrah!
Hab schon verstanden. Hauptsache, du lässt mich nicht irgendwo hängen.
Sei unbesorgt. Wir sind doch Freunde.
Dabei blieb es dann auch. Obwohl der Weberknecht von anderen Personen selten wahrgenommen wurde, blieb er doch Ergils anhänglichster Begleiter.
Die Hochzeit des Königs von Soodland mit der Prinzessin von Susan war in jeder Hinsicht ein Großereignis. Bereits Wochen vorher befand sich der Hof im Ausnahmezustand. Gekrönte Häupter aus sieben Reichen hatten keine Strapazen gescheut, um den Festlichkeiten beizuwohnen.
Natürlich gehörte der Brautvater, Mazar Oramas III. dazu. Er hatte, nachdem sein Zorn auf den vermeintlichen Entführer seines einzigen Kindes verraucht war, der Verbindung seinen Segen gegeben. Auch die neuen jungen Könige waren gekommen: Tantabor aus Ostrich und Tusan aus dem Stromland. Die alten Verbündeten – Helvik aus Kimor und Yabun Balkasar I. aus Yogobo – durften natürlich ebenfalls nicht fehlen. Borst musste erst seine Befürchtungen überwinden, bei längerer Abwesenheit von seinem geliebten Pandorien einmal mehr entthront zu werden, traf dann aber doch rechtzeitig ein. Und sogar Baroq-abbirim verließ den allmählich wieder grünenden Grünen Gürtel, um an der Seite seiner Tochter Vania dem Freudentag des Enkels beizuwohnen.
Das Zusammentreffen so vieler Monarchen hatte noch einen anderen Grund: die Wahl des neuen Großkönigs im »Bund der Sieben«. Ja, dies ist kein Schreibfehler, sondern erlebte Geschichte, festgehalten in den Chroniken von Mirad. Oramas III. hatte sich entschlossen, dem Staatenbündnis beizutreten. So wurde am
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