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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sprunghaft größer wurden.
    »Ich habe Ergil gesehen.« Gondo spie die Worte förmlich heraus.
    »Ergil? Etwa…«
    »Ja, ja, ja«, beeilte sich der Zwergling zu versichern. »Den König von Soodland.«
    »Wo? Wann?«
    Gondo erzählte alles, angefangen bei der »Begegnung« im Durstigen Hering und den zwei Tagen, an denen er das seltsame Schiff der Soodländer beobachtet hatte, bis hin zu seinem aufopferungsvollen Gewaltmarsch nach Pandor.
    »Und du bist dir sicher, dass Ergil zu einer Expedition in den Norden aufgebrochen ist?«, hakte der König nach, als sich die Lippen seines kleinsten Spions endlich wieder schlossen und ihm damit den weiteren Anblick einer ziemlich unvollständigen, schiefen und schwärzlichen Zahnparade ersparten.
    Der Zwergling nickte. »Wozu sonst die Gespanne mit den Schlittenwölfen und all die Ausrüstung? Und der Trockenfischverkäufer, mit dem ich gesprochen habe, hat Stein und Bein geschworen, dass einer der Seeleute von der Silberginkgo etwas von einer Expedition in den Eisigen Ozean gesagt hat. Außerdem ist das Schiff nach dem Auslaufen geradewegs nach Norden gerauscht.«
    »Das alles könnte ein Täuschungsmanöver sein, um mich zu einer unbedachten Handlung zu verleiten.«
    »Oder eine Verzweiflungstat«, warf Nartoz ein.
    Die Schweinsäuglein des Königs verengten sich. »Wie meint Ihr das?«
    »Es ist nur so ein Gefühl, Majestät. Immer wieder melden die Spione, dass im soodländischen Volk von einem Fluch gesprochen wird, der Ergils Reich immer kälter werden lässt. Das Volk leidet von Tag zu Tag mehr darunter. Sogar wir bekommen das raue Klima inzwischen zu spüren. Noch ist es nicht dramatisch, aber die Bauern in Soodland können kaum ihren täglichen Bedarf stillen, geschweige denn die Vorratskammern für den befürchteten nächsten harten Winter füllen. Unsere Spione berichten, die Not leidende Bevölkerung habe schon fast vergessen, dass ihr König den dunklen Gott Magos bezwungen hat. Wenn, wie es den Anschein hat, auch noch die Weizenernte schlecht ausfällt, dann wird König Ergil den Rückhalt im Volk ganz verlieren. Sind das nicht ausreichend Gründe für irgendein verzweifeltes Unternehmen?«
    »Meint Ihr, er sucht Weizenfelder im Eisigen Ozean?«
    »Wohl kaum. Aber vielleicht hat er irgendeinen Hinweis auf die Ursache dieses ja durchaus bemerkenswerten Klimawandels erhalten. Womöglich will er ins ewige Eis vordringen, um Kälte da zu bekämpfen, wo Kälte entsteht.«
    »Aber Ergil dürfte inzwischen erfahren haben, dass seinem Reich auch von außen Gefahr droht. Seine Äußerungen gegenüber Godebars Emissär deuteten jedenfalls darauf hin. Überdies werden Múrias Gewährsleute ihr vermutlich längst unsere Truppenbewegungen gemeldet haben. Er hätte doch einen anderen mit dieser verrückten Expedition beauftragen können. Wieso lässt er sein Reich in einer solchen Lage im Stich?«
    »Das scheint im Wesen von Torlunds Söhnen zu liegen. Sie haben auch den Chamäleonen Kaguan um die halbe Welt gejagt und sogar Magos zum Kampf herausgefordert.«
    Die Miene des Königs verfinsterte sich. »Was meint Ihr, warum ich in dieser Sache so vorsichtig taktiere? Am Ende lässt er noch meine Armee zu Stein erstarren. Was ratet Ihr mir, Baron?«
    »Ich teile Gondos Überzeugung. Die Silbergingko ist nicht zu einer kurzen Vergnügungsfahrt aufgebrochen, sondern zu einem langen Unternehmen mit ungewissem Ausgang. Vielleicht sehen wir König Ergil nie wieder. Ich finde, dies ist die Gelegenheit, auf die Ihr gewartet habt. Ergreift sie, denn sie kommt gewiss kein zweites Mal.«
    Entrin wandte die Augen zur Seite, weil er Nartoz’ beschwörenden Blick nicht ertragen konnte. Sollte er den Befehl erteilen, der das gewaltige pandorische Heer in Marsch setzen würde? Ihm war klar, dass von dieser Entscheidung sein Schicksal abhing. Bewaffnete Horden über ein Dorf herfallen zu lassen, das seinem Vetter Schutz gewährt hatte, war das eine. Aber einen richtigen Krieg zu führen, das war etwas anderes und für ihn gänzlich Neues. Sein Atem ging pfeifend, wie meistens, wenn er aufgeregt war. Er suchte Antwort in den grünen Augen des stinkenden Wichts wie in einem Orakel.
    Der Zwergling reagierte sofort. »Baron Nartoz hat Recht. Ihr verdankt meiner Entdeckung einen Vorteil, der Euch zum mächtigsten Mann des Herzlandes machen wird.«
    Entrin atmete tief durch. »Also gut. Dann ist der Zeitpunkt gekommen. Baron Nartoz, Ihr lasst gleich nach meinem Waffenmeister schicken. Anschließend

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