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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Löffelmann«, kicherte Gondo und zog seiner Beute mit wenigen Handgriffen das Fell über die Ohren. Anschließend biss er in den Rücken des Tieres. Zwerglinge waren anspruchslose Wesen. Den Luxus, den Hasen zu braten, konnte sich Gondo, dieser ganz spezielle Sohn eines Zwerges und einer Waggfrau, nicht leisten. Dazu fehlte ihm die Zeit.
    Jetzt, nachdem er in der kimorischen Spelunke ihn entdeckt hatte – keinen Geringeren als den jungen König von Soodland.
    Gondo hatte weder hohe Ausgaben noch Mühen gescheut, um so schnell wie möglich nach Pandor zu gelangen. Er war sogar auf ein Schiff gestiegen, was einem Zwergling aus den Harim-zedojim einiges an Selbstverachtung abverlangte. In Grotsund hatte ihn sein erster Gang vom Hafen zum Pferdemarkt geführt. Fast sein ganzes Geld ging für das bleiche Ungetüm drauf, das er hauptsächlich wegen seiner langen Beine gekauft hatte – und das, obwohl er sich auf dem Gaul noch kleiner fühlte, als er ohnehin schon war.
    Immerhin kam er auf dem Schimmel hurtig voran und musste nicht wie erst kürzlich auf Schusters Rappen durch die Lande ziehen. Er war froh, der kimorischen Verbannung endlich entronnen zu sein und seinen ramponierten Ruf wiederherstellen zu können. Diese öden Monate, die er auf dem unterbezahlten Posten eines königlich-pandorischen Spions in einer Stadt voller verrückter Glücksritter hatte zubringen müssen, verdankte er den Königen von Soodland.
    Mit Ingrimm entsann sich Gondo der längsten dreißig Tage seines Lebens. Das schier endlose Herumhängen im Gelbsee hatte ihn und seine Kumpanen fast um den Verstand gebracht. Als der Zungenwald sie endlich wie faule Früchte fallen ließ, war aus dem geachteten Anführer ein Versager geworden und die viel versprechende Laufbahn als Räuberhauptmann fürs Erste beendet.
    Auf dem wochenlangen Weg in wärmere Gefilde hatte Gondo den jungen Königen täglich Rache geschworen. Ergil und Twikus verdienten mehr als den Tod. Sie verdienten den Untergang von allem, was ihnen lieb und teuer war. Nun ja, diesen scheußlichen Chamäleonen, der auf das von Entrin ausgesetzte Kopfgeld für die Torlundsöhne noch einen schönen Batzen draufgesattelt hatte, traf natürlich auch ein Teil der Schuld an dem ganzen peinlichen Zwischenfall. Kaguan hätte einfach nicht so schamlos die Geldgier der Strauchdiebe anstacheln dürfen, die Gondo befehligte. Das hatte die Männer unvorsichtig werden lassen. Während seiner einsamen Wanderschaft durch die Gegend südlich des Zungenwaldes gelangte er zu dem Schluss, als Einziger alles richtig gemacht zu haben. Nicht er war der Versager, sondern die anderen.
    Mit gestärktem Selbstvertrauen lief er einem pandorischen Grafen namens Waltran in die Arme, der sich mit seinen Männern und einem verwöhnten Grottenhund gerade auf dem Fußmarsch nach Pandorien befand. Anfangs hatte der in Entrins Diensten stehende Edelmann den knorrigen kleinen Burschen für ein Spielzeug gehalten und seinen Soldaten erlaubt, mit ihm allerlei Kurzweil zu treiben. Glücklicherweise sind Zwerglinge ziemlich robust und nachdem die erste Folter überstanden war, entdeckten die zwei unterschiedlichen Anführer eine gemeinsame Leidenschaft: den Hass auf die soodländischen Könige und ihre Gefolgschaft.
    So schloss sich Gondo dem Grafen an und begleitete ihn in die Hauptstadt Pandoriens.
    Seit König Entrins Förderer Wikander das Zeitliche gesegnet hatte, schmiedete der pandorische Monarch hehre Zukunftspläne. Er wollte selbst den Vorsitz im Großen Rat der Sechs übernehmen. Als jedoch die Kunde von Magos’ Tod und Ergils triumphaler Heimkehr nach Soodland die Runde machte, drohte der Traum wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Von da an ließ Entrin nichts unversucht, um gegen Ergil Intrigen anzuzetteln.
    Zu diesem Zweck waren auch seine Spione im ganzen Herzland ausgeschwärmt. »Jetzt kannst du dich bewähren, Gondo. Geh nach Kimor und halte für uns die Augen offen«, hatte der pandorische Oberspion Baron Nartoz dem Zwergling angetragen. Und deshalb war der ehemalige Räuberhauptmann nach Kimsborg ins Exil geschickt worden. So kam ihm dieser Auftrag anfangs vor. Aber dann hatte sich in der Hafenkneipe Zum durstigen Hering das Glück auf seine Seite geschlagen.
    Jetzt, so kurz vor dem Ziel seiner Reise, sah Gondo sich schon als wohlhabenden Lehnsherr auf einer hübschen Burg sitzen. Und das Beste war, diesen fürstlichen Lohn würde ihm seine derzeit größte Leidenschaft eintragen: die Rache für die im

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