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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Namenlosen Sümpfen?«
    »Nicht von Eurem Unglück im Besonderen, aber über die Machenschaften des dunklen Gottes bin ich hinlänglich im Bilde. Ich habe sogar lange auf dem Kitora einen Späher gehabt, der mich über alles auf dem Laufenden hielt, eine kleine tapfere Kiefer. Leider muss Magos Verdacht geschöpft und meinen Kundschafter zum Schweigen gebracht haben.«
    Ergil hatte zunächst nur verdattert aus dem Hemdkragen geschaut. Der einsame Krallenbaum, auf den er nach seiner Wiederbelebung die letzten Pfeile seines Bruders abgeschossen hatte, war ein Spion Ajugas gewesen! »Aber wie…?«
    »Pollen«, antwortete der Uralte, als habe er die unausgesprochene Frage aus dem Kopf seines Gastes herausgeklaubt. »Zumindest in den meisten Fällen sind es die Pollen, die weite Strecken zurücklegen und mir die Botschaften aus aller Welt überbringen. Aber es gibt auch andere Zuträger: winzige Meeres- und Flussalgen, Pilzsporen, Blätter – ich will Euch mit der Aufzählung nicht langweilen.«
    »Und wie sollen wir mithilfe von Mondtau in den Grünen Gürtel fliegen?«
    »Das«, hatte Ajuga mit einem knarzenden Lächeln erklärt, »findest du – der mächtigste Durchdringer, dem ich je begegnet bin – am besten selbst heraus.«
    Als sich das Gebilde jetzt dem Strand näherte, beschlichen Ergil ernste Zweifel, ob er überhaupt herausfinden wollte, zu welchen Flugkunststücken eine Ansammlung von Samenflöckchen fähig war. Ajuga hatte gemeint, wer ein Schiff aus Zimmermannsschoten steuern könne, der sei auch in der Lage, dem Mondtau einen Kurs vorzugeben.
    Von der Silberginkgo hallten aufgeregte Stimmen über das Wasser. Galten sie den zurückgekehrten Kameraden? Zumindest nicht ausschließlich, stellte Ergil fest. Er sah Engwin, den Steuermann, gen Himmel deuten. Auch die meisten Seeleute hatten ihr freudiges Winken eingestellt und wandten sich dem herbeischwebenden Phänomen zu.
    Von weitem hatte es noch wie eine unförmige Wolke ausgesehen, doch je näher es kam, desto deutlicher wurden die Unterschiede. Genauso wie die Flocken aus den Namenlosen Sümpfen glichen auch diese hier den weißgrauen Flaumbällen des Löwenzahns (gegen die Morgensonne sah man immer wieder vereinzelte Ausreißer, die sich wie sprühende Funken aus dem Verbund lösten, zumeist aber rasch wieder in diesen zurückkehrten). Es mussten Myriaden mal Myriaden Sämlinge sein. Schon in den Namenlosen Sümpfen hatte Twikus im Traum eine wolkenartige Zusammenballung des Mondtaus gesehen, die zuletzt die Gestalt von Riesenschlangen annahm und sich sehr gezielt bewegen konnte. War die damalige Vision etwa mehr als eine Warnung vor der unmittelbar bevorstehenden Gefahr gewesen? Gab es hier und jetzt so etwas wie eine zweite Erfüllung des Traumes? Es hatte ganz den Anschein.
    Ergil sah, wie sich die Wolke im Herabsinken verformte. Mit einem Mal glich sie… nein, keiner Seeschlange, sondern einem Wal. Allerdings war sie vier- oder fünfmal so groß wie die gewaltigsten dieser Riesen der Meere. Das vordere Ende des Gebildes war dick und rund, nach hinten verjüngte es sich, um schließlich in einer Fluke, einer quer stehenden Schwanzflosse, zu münden. Auch an verschiedenen Stellen des »Körpers« befanden sich flächige, oben spitz zulaufende Auswüchse, Finnen, wenn man so wollte. Die von der See einfallenden Winde stauchten die Wolke manchmal zusammen oder zogen sie in die Länge oder quetschten sie an irgendwelchen Stellen ein, das Gebilde riss aber nie auf und fand schnell wieder in die einmal gewählte Form zurück.
    Dann setzte es sanft am Ufer auf.
    »Ich fange langsam an, die Silberginkgo zu schätzen«, brummte Bombo und kratzte sich am Bauch.
    Popi lief zu der Samenwolke und streckte die Hand danach aus.
    »Sieh dich vor!«, warnte Ergil ihn. Doch es war schon zu spät.
    »Au Backe! Das klebt aber heftig«, stellte der junge Ritter fest.
    »Was du nicht sagst! Lass lieber die Finger davon, bis ich mich von der Harmlosigkeit unseres… Luftschiffes überzeugt habe.«
    »Luftschiff?« Popi kicherte. »Das gefällt mir.«
    Tusan schritt derweil die Schnauze des fliegenden Wales ab und fragte: »Hat jemand eine Ahnung, wie wir da reinkommen?«
    Als habe die Samenwolke nur darauf gewartet, öffnete sich mit einem schmatzenden Geräusch ein »Maul«.
    Bombo stolperte vier, fünf Schritte zurück und protestierte: »Ich lass mich nicht von einem Fisch verschlucken.«
    »Wale sind keine Fische«, sagte Ergil.
    »Woher willst du das

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