Mirage: Roman (German Edition)
gilt übrigens auch für Amal. Fünfzehn Meter sind noch locker im Todesradius eines Sprengstoffgürtels. Und solltest du zu sehr mit bluten beschäftigt gewesen sein, um es zu bemerken: Es befanden sich noch vier weitere Beamte in Reichweite der Druckwelle.«
»Ich hab’s kapiert, Faruk. Nächstes Mal schieße ich ihm ins Gesicht.«
Faruk schien dadurch jedoch nur noch mehr verärgert, denn nun holte er noch ein weiteres Andenken hervor: Mustafas Pistole.
»Nächstes Mal«, sagte er und warf die Waffe aufs Bett, »denkst du vielleicht auch daran, das Scheißding zu laden.«
Bagdad
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Mit einer Bevölkerung von 6,5 Millionen ist Bagdad die größte Stadt des Irak und (nach Kairo ) die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Arabischen Staaten . Im Jahr 762 von Abu Jafar al-Mansur gegründet, war es bis zur Eroberung durch die Mongolen unter Hülegü Khan im Jahr 1258 die Hauptstadt des abbasidischen Kalifats. Unter den türkischen Osmanen , die die Stadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert beherrschten, verfiel Bagdad, doch seine Rolle bei der Gründung der VAS trug zur Wiederherstellung seiner Bedeutung bei. Heute ist es wieder ein wichtiges Wirtschafts- und Kulturzentrum.
Bagdad hat viele Beinamen, darunter »die Stadt des Friedens«, »die Stadt der Zukunft« und »die Stadt, die niemals schläft«. Zu den weniger schmeichelhaften Beinamen gehören »Mesopotamische Hauptstadt des Verbrechens« und »das moderne Babylon«.
Nach den Anschlägen vom 9.11. sind Bagdad und seine Bürger zu Symbolen des arabischen Widerstands gegen den westlichen Terrorismus geworden …
Bagdad in der Populärkultur
Die kulturelle Vielfalt seiner Bevölkerung hat Bagdad zu einem beliebten Schauplatz für Filme und TV-Serien gemacht, die sich – wie zum Beispiel das Kinderprogramm ›Sesam, öffne dich!‹ – um die Propagierung von mehr religiöser und ethnischer Toleranz bemühen. Ein Glanzpunktsolchen TV-Ökumenismus war zweifellos ›Brennpunkt Bagdad‹, das seit seiner Pilotfolge im Jahre 1971 mit den Worten eingeführt wurde: »Shafiq: Er ist Sunnit . Hassan: Er ist Schiit . Sie kämpfen gegen das Verbrechen.« Teils Polizeikrimi, teils Seifenoper, teils Moralität, handelte die Serie vom Leben zweier verdeckter Ermittler im äußersten Ostteil von Bagdad. Zu den immer wiederkehrenden Figuren gehörten auch Sufis , Christen und Juden ; es gab sogar einen Zoroastrier , einen persischen Fälscher namens Qaisar. Jede Folge vermittelte in der Regel eine oder mehrere lehrreiche Nutzanwendungen, deren häufigste lautete: »Achte die anderen Menschen des Buches – auch wenn du sie nicht sonderlich magst.«
Ein davon sehr verschiedenes Bagdad – eines, das die Post-9.11.-Stimmung leider realistischer wiedergibt – wird in der gegenwärtig äußerst erfolgreichen Serie ›24/7 Jihad‹ porträtiert, deren einzelne Staffeln jeweils einen Tag im Leben des Antiterror-Kämpfers Jafar Bashir schildern. Bashir ist ein wahhabitischer Sunnit, dessen Charakterisierung von religiösen Autoritäten, die seine bedenkenlose Anwendung von Gewalt und Folter als unislamisch ansehen, kritisiert worden ist. Eine noch größere Kontroverse hat das tendenziöse Bild entfacht, das ›24/7 Jihad‹ vom Schiismus zeichnet. Zwar sind die Hauptschurken der Serie christliche Fundamentalisten , doch Bashir hat auch mit Doppelagenten innerhalb seiner eigenen Organisation zu kämpfen. Von den sechs als Schiiten identifizierbaren Figuren, die bis dato in der Serie aufgetreten sind, waren alle Verräter (und sind eines grässlichen Todes gestorben). In einer Befragung im ›Al-Manar‹ beteuerte ›Jihad‹-Produzent Jamal Sur 2007 , dies sei reiner Zufall und die Serie wolle keineswegs unterstellen, schiitische Muslime seien per se, als Gruppe, staatsfeindlich gesinnt. Er fügte hinzu: »Ich glaube, gewisse Leute sind ein bisschen zu sehr in die Vorstellung verliebt, Märtyrer zu sein.« Dies veranlasste Omar Karim von der Antidiffamierungsgruppe Die Schia in den Medien zu der Replik: »Die 25. Sure, Vers 64, des Heiligen Koran weist uns an, auf die spöttischen Bemerkungen der Unwissenden nur mit einem Friedensgruß zu antworten. Also, Herr Sur: Friede sei mit Ihnen.«
M ustafa wohnte zusammen mit seinem Vater, Abu Mustafa, in einer Dreizimmerwohnung im östlich des Tigris gelegenen Bagdader Stadtbezirk ar-Rusafa.
Abu Mustafa war ein emeritierter Geschichtsprofessor der Uni Bagdad. Nach dem Tod von Mustafas Mutter hatte er lange Zeit allein gelebt, um,
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