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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Zivilisten, die an der Essensausgabe arbeiteten; sie trugen alle dreieckige Hüte.
    »Der Dreispitz ist ein Symbol der Minutemen«, erklärte Oberst Yunus. »Unser Hilfspersonal besteht größtenteils aus ehemaligen Nationalgardisten. Wir geben ihnen Arbeit, damit sie nicht auf die Idee kommen, ihre Waffen gegen uns einzusetzen. Die Hüte sind ein heikles Thema – auch Aufständische tragen sie gern –, aber wir versuchen, die Leute für uns zu gewinnen, also machen wir kein Aufhebens darum.«
    »Was für Christen sind die?«, fragte Mustafa jetzt. »Nach dem, was ich gelesen habe, scheinen schwarze Amerikaner häufiger protestantisch als katholisch zu sein, aber in dem Buch stand nichts darüber, welche Denominationen sie bevorzugen.«
    »Mit protestantischen Glaubensrichtungen kenne ich mich leider überhaupt nicht aus«, sagte Oberst Yunus. »Aber diese Männer sind gar nicht alle Christen. Manche von ihnen sind Muslime.«
    »Muslime?«
    »Ja. Der Islam ist in Amerika zwar nach wie vor ein Minderheitenglaube, aber er hat durchaus an Einfluss gewonnen, besonders in den gesellschaftlichen Randgruppen.«
    »Welche Konfession des Islam?«, wollte Mustafa wissen. »Sunnitisch oder schiitisch?«
    Die Frage schien den Oberst zu enttäuschen. »Das spielt doch wohl keine Rolle. Islam ist Islam.«
    »Ganz Ihrer Meinung«, sagte Mustafa, »trotzdem bin ich neugierig.«
    Der Oberst zuckte die Achseln. »Wenn es als höflich gälte, danach zu fragen, würden die meisten vermutlich ›sunnitisch‹ antworten.«
    »Das ist interessant«, sagte Amal, die Mustafas Gedankengang erriet. »Wenn sie Sunniten sind, dann kämen sie doch für al-Qaida als potenzielle Rekruten in Frage, oder?«
    »Al-Qaida!« Zinat lachte durch die Nase. »Was ist das denn für ein Hirngespinst?«
    Samir sah sie alarmiert an. »Du glaubst wirklich, Bin Laden würde Amerikaner rekrutieren?«
    »Wenn ich kurz das Thema wechseln dürfte«, sagte Oberst Yunus, dem es sichtlich nicht behagte, welche Wendung das Gespräch genommen hatte, »würde ich gern ein bisschen über Ihre aktuelle Mission sprechen …«
    »Natürlich«, sagte Mustafa.
    »Ich habe die Angelegenheit recht eingehend mit Leutnant Fahd diskutiert. Das Gebäude, für das Sie sich interessieren, befindet sich ungefähr dreißig Kilometer von hier. Dort in der Nähe gibt es Aufständische – sie haben sich in letzter Zeit ruhig verhalten, aber wir wissen, dass sie noch da sind, und wenn wir versuchen, das Gebiet im Voraus zu sichern, könnte es sie gerade ermutigen, einen Angriff zu versuchen. Leutnant Fahd schlägt stattdessen vor, dass wir Sie mit einem kleinen Aufklärungstrupp losschicken – vier MZF plus Luftunterstützung – und versuchen, Sie rein- und rauszubekommen, bevor die Aufständischen reagieren können. Wissen Sie, wie viel Zeit Sie vor Ort benötigen werden?«
    »Das hängt davon ab, was wir dort finden«, sagte Mustafa. »Natürlich werden wir uns nicht länger aufhalten als unbedingt nötig.«
    »Schön«, sagte Oberst Yunus. »Ich werde noch zusätzliche Truppen bereithalten für den Fall, dass es doch nötig werden sollte, das Gebiet zu sichern – oder für den Fall, dass es Ärger gibt. Das zu regeln wird weitere vierundzwanzig Stunden erfordern. Ich schlage vor, Sie ruhen sich heute aus und bereiten sich darauf vor, morgen nach dem Frühstück aufzubrechen.«
    »Danke. Das ist ganz in unserem Sinne.«
    »Wenn Sie etwas Zerstreuung wünschen, kann einer meiner Männer Sie in der Grünen Zone herumführen. Oder wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten, bis ich ein paar Dinge erledigt habe, kann ich Ihnen auch selbst alles zeigen.«
    »Herr Oberst«, sagte Zinat, »Amal hat Interesse daran bekundet, den Potomac Park zu besuchen. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich sie gern dorthin begleiten.«
    »Zum Kampfübungsplatz?« Der Oberst bedachte Amal mit einem eigenartigen Blick, zuckte dann aber mit den Schultern. »Natürlich … Wenn das Ihr Wunsch ist.«
    Er sagte noch etwas, aber Amal bekam das nicht mit. Sie war damit beschäftigt, auf die Schlange an der Essensausgabe zu starren, wo sich der Geist ihres Vaters mit einem Schwarzen mit Dreispitz ein Geplänkel lieferte.
    Der Geist war nicht Shamal, wie sie ihn persönlich gekannt hatte. Das war der junge Shamal, der frischgebackene Graduierte der Uni Bagdad, der sein Militärstipendium abdiente und noch ein, zwei Jahre davon entfernt war, die ehrgeizige Frau aus dem Gouvernement Maysan kennenzulernen, die seine Ehefrau

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