Mirage: Roman (German Edition)
Gesetzgebung der VAS, Persiens und vieler anderer muslimischer Länder sanktioniert, ist die Praxis der Zeitehe sehr umstritten und kann, insbesondere für die Frau, eine gesellschaftliche Stigmatisierung nach sich ziehen.
Fast alle religiösen Autoritäten sind sich darin einig, dass die Zeitehe zu Lebzeiten des Propheten Mohammed (Friede sei mit Ihm) zumindest eine Zeitlang gestattet war. Die meisten Sunniten glauben allerdings, dass Mohammed (F. s. m.I.) die Praxis letztlich verbot. Die meisten Schiiten andererseits schreiben dieses Verbot dem zweiten Kalifen zu, Umaribn al-Khattab, dessen Autorität sie nicht anerkennen; daher lautet der schiitische Standpunkt, dass die Zeitehe gesetzlich erlaubt , wenn auch nicht unbedingt empfehlenswert ist …
Auch Frauenrechtlerinnen sind sich in dieser Frage uneins. Manche radikalen Feministinnen sehen in der Zeitehe ein Mittel, die sexuelle Befreiung der Frau mit dem traditionellen Islam zu vereinbaren. Gemäßigtere Feministinnen allerdings betrachten die Zeitehe – und die ähnliche Praxis der Reisenden-Ehe – als ein schlechtes Geschäft. Laut Senatorin Anmar al-Maysani wäre »der Frauenemanzipation […] durch eine allgemeine Stärkung der Rechte der Frauen in der Ehe besser gedient«.
Praktische Merkmale der Zeitehe
Das kennzeichnende Merkmal der Zeitehe ist ihre im Voraus festgelegte Dauer. Es gibt keine »Mindestlaufzeit«. Das Paar kann beschließen, für eine bestimmte Anzahl von Stunden, ja sogar Minuten zu heiraten – ein Umstand, der die Zeitehe in die Nähe der Prostitution rückt.
Abgesehen von der Notwendigkeit, die Zeitdauer festzulegen – und eine Brautgabe zu vereinbaren –, ist es dem Paar weitestgehend freigestellt, die Bedingungen der Ehe zu bestimmen, darunter auch den Grad an körperlicher Intimität. Nicht-sexuelle Ehen sind möglich. Ein Paar, das herausfinden möchte, ob es zusammenpasst, ehe es eine dauerhafte Bindung eingeht, kann sich darauf verständigen, zusammenzuleben, ohne den Geschlechtsverkehr auszuüben.
Anders als eine Dauerehe erfordert die Schließung einer Zeitehe weder Zeugen noch eine amtliche Registrierung . Viele Autoritäten erklären, die Einwilligung des Vaters der Frau sei erforderlich, insbesondere wenn sie Jungfrau ist, aber in der Praxis wird diese Vorschrift oft ignoriert …
Bei der Beschränkung auf vier Ehefrauen, die ein Mann maximal gleichzeitig haben darf, werden Zeit-Ehefrauen nicht mitgerechnet.
Nach der Auflösung der Ehe muss die Frau eine Wartezeit einhalten, die gewährleisten soll, dass sie nicht schwanger ist, ehe sie erneut heiraten darf. Diese Wartezeit entfällt, wenn die Ehe nicht-sexuell war. Der Mann hat natürlich das Recht, sich sofort wieder zu verheiraten.
Für etwaige Kinder , die aus einer Zeitehe hervorgehen, erhält der Vater das Sorgerecht.
I n der Zentrale fing Faruks Sekretärin Amal auf dem Korridor ab und zog sie beiseite.
»Was gibt’s, Umm Dabir?«, fragte Amal.
»Ein sehr hartnäckiger Mann namens Abu Salim hat angerufen«, sagte Umm Dabir und reichte ihr einen Mitteilungszettel mit einer Telefonnummer. »Er rief auf Faruks Direktleitung an, während du außer Haus warst, und hat nach dir verlangt. Ich hätte den Anruf beinahe auf deine Mobilnummer umgeleitet, aber dann habe ich mir gedacht, dass ich dich besser vorher informieren sollte.«
»Warum? Wer ist er?«
»Er behauptet, dein Exmann zu sein.«
»Mein Exmann?« Amal schüttelte den Kopf. »Mein Exmann heißt Hassan.« Hassan war ein jordanischer Staatspolizist, den sie mehrere Jahre zuvor im Zusammenhang mit einem Entführungsfall kennengelernt hatte. Ihre Ehe war von Kurzer Dauer gewesen, da Hassan trotz seiner behaupteten feministischen Aufgeklärtheit unfähig war, eine Ehefrau zu akzeptieren, die von Berufs wegen ständig unterwegs war, während er selbst in Amman festsaß. »Er hat vor Kurzem wieder geheiratet, aber das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass er und seine neue Frau eine Tochter erwarteten, keinen Sohn. Bist du sicher, dass er Abu Salim gesagt hat?«
»Ich bin sicher«, sagte Umm Dabir. »Ich habe ihn gefragt, ob er Hassan Bakri sei, und er ist wütend geworden. Dann hat er gesagt, nein, er sei dein erster Mann …« Ihre Augen weiteten sich.
»Tatsächlich?« Amals Miene verriet nichts als eine leicht verwirrte Nachdenklichkeit. »Sag mir, erinnerte die Stimme dieses Abu Salim irgendwie an die von Samir? Oder vielleicht die von Abdallah?«
»Nein. Ich meine, ich glaube nicht … Was denn,
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