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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Lösung?«
    »Daran arbeite ich noch«, sagte Saddam Hussein. »Aber diese Gegenstände erzählen eine Geschichte über eine andere Welt, ein Arabien und einen Irak mit einer anderen Geschichte.«
    »Und Sie sind der Held dieser Geschichte?«
    Saddam breitete die Hände aus und lächelte, wie um zu sagen: Wer bin ich denn, dass ich meinen Verehrern widersprechen könnte? »Jede Legende braucht ihren Helden.«
    »Was ist mit den anderen Personen?«, sagte Mustafa. »Wer spielt sonst noch in der Geschichte mit?«
    »Verschiedene Prominente, Politiker hauptsächlich.« Mit einem Grinsen: »Dieser Kasper al-Gaddafi, aber ich glaube, der ist nur der komische Antiheld.«
    »Osama bin Laden?«
    »Ach, der.« Saddam zuckte mit den Schultern. »Er könnte wohl auch eine Rolle spielen. Aber wissen Sie, ich finde ihn nicht mal im realen Leben interessant. Der ist mir zu hochnäsig, wie ein Saud ohne den entsprechenden Stammbaum.«
    »Und Amerika?« Mustafa richtete die Augen auf das Spielbrett. »Was spielt Amerika in der Geschichte für eine Rolle?« Er schaute wieder auf und sah, dass Saddam nickte.
    »Deswegen sind Sie hier, nicht?«, sagte Saddam. »Irgendwie wegen der Amerikaner.«
    »Offenbar hat diese AR-Kampagne, oder was immer das sein mag, die Aufmerksamkeit einer Reihe von Kreuzzüglern geweckt«, erklärte ihm Mustafa. »Nur glauben die, die Geschichte sei wahr.«
    Saddam schmunzelte. »Die Amis … Ständig bringen die Fantasie und Wirklichkeit durcheinander.«
    »Verraten Sie mir, wo Sie diese Objekte herhaben«, sagte Mustafa. »Sind die alle von eBasar?«
    »Ich habe verschiedene Bezugsquellen. Aber in letzter Zeit, ja, da sind eine Menge Objekte in eBasar aufgetaucht. In der Regel sind das alles Privatauktionen, aber Personen, von denen bekannt ist, dass sie sich für solche Dinge interessieren, werden im Vorfeld per E-Post informiert … Übrigens, da Ihr Freund Wajid Jamil sowieso persönliche Informationen über seine Kunden herausgibt, wüsste ich zu gern, wer gegen mich geboten hat. Dieses Spiel zum Beispiel, das hat mich fast zehntausend Rial gekostet.«
    »Zehntausend?«
    »Ich wollte es haben«, sagte Saddam in rechtfertigendem Ton. »Aber irgend so ein Dreckskerl hat versucht, es mir in letzter Minute vor der Nase wegzuschnappen.«
    »Kennen Sie die Herkunft dieser Objekte?«, fragte Mustafa als Nächstes. »Der Absender des Kartenspiels …«
    »Ein Laden in Frankfurt, ja. Ist nur eine Fassade. Das gilt für alle Absender – ich habe sie überprüft. Der eigentliche Herkunftsort all der Sachen liegt woanders.«
    »Wissen Sie, wo?«
    »Sagen wir, ich hätte da so eine Idee. Wenn ich bereit bin, für ein Gesellschaftsspiel zehntausend Rial zu bezahlen, was wäre ein Hinweis auf die Identität des Spielherstellers wohl wert?«
    »Sie wollen Geld haben?«
    »Wenn Sie ein Bankier wären, würde ich vielleicht Geld verlangen. Als Diener des Präsidenten können Sie Wichtigeres für mich tun.«
    »Beispielsweise Ihnen bei einem juristischen Problem helfen?«, tippte Mustafa.
    »Es geht das Gerücht, die Bundessteuerbehörde würde eine neue Anklage gegen mich vorbereiten. Wenn der Präsident das unterbinden könnte, könnte er sich meiner Dankbarkeit fast sicher sein.«
    »Fast sicher oder ganz sicher?«
    »Vielleicht noch eine weitere kleine Gefälligkeit«, sagte Saddam. »Sie sind nicht der Einzige, der an mich adressierte Lieferungen abfängt. Kürzlich wurde mir eine private Bestellung auf dem Weg nach Bagdad gestohlen …«
    »Das klingt nach einer Aufgabe für die Polizei. Sie haben doch bestimmt Kontakte, die Sie spielen lassen können.«
    »Normalerweise würde ich Ihnen recht geben. Aber dieDiebe kommen aus einem Viertel, in dem der Einfluss der Polizei … schwach ist.«
    Sadr-Stadt, dachte Mustafa. »Die Mahdi-Armee hat Ihnen ein Frachtstück gestohlen? Bedeutet es, dass Muqtada as-Sadr das AR-Spiel ebenfalls spielt?«
    »Nein, nein«, sagte Saddam. »Das hat nichts damit zu tun. Es ist eine andere Art von Lieferung.«
    »Wenn es Alkohol oder irgendeine andere Droge ist …«
    »Bitte. Wenn es das wäre, hätten die Mahdi-Krieger einfach den Laster in Brand gesteckt. Wer weiß, vielleicht hatten sie genau das vor. Aber die Sendung ist eine Antiquität, etwas, dessen Wert selbst für ungebildete schiitische Banditen offensichtlich sein musste. Also haben sie es mitgenommen.«
    »Und Sie wollen, dass ich es Ihnen wiederbeschaffe?«
    »Ich könnte es ja selbst erledigen«, sagte Saddam, »aber

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