Miramar
und dich vertrauensvoll in meine Arme
schmiegst!«
»Daran denken Sie also!«
»Ich finde an nichts mehr Freude, bevor
mir das nicht vergönnt ist!«
Als sie hinausgeht, ist ihr Gesicht
klar, ohne jede Spur von Verdruß oder gar Zorn. Ich gratuliere mir, daß ich
erreicht habe, was ich wollte. Außerdem wird mir klar, daß mich meine alte
Sehnsucht zu heiraten wieder befallen hat. Es ist wirklich eine alte Sehnsucht,
die wieder aufgebrochen ist, heftig, wie eine Quelle, deren lebhaft sprudelndes
Wasser sich gegen alle Widerstände seinen Weg sucht. Ich wünschte von ganzem
Herzen, Zuchra, wenn nicht ... Ja, wenn nicht! Diese gottverdammt blöden,
tödlichen Binsenwahrheiten!
Zwei weitere junge Männer
sind hinzugekommen: Husni Allam und Mansur Bahi. Ich trachte danach, sie
kennenzulernen, denn ich habe eine Art Jäger-und Sammlerinstinkt, wenn es darum
geht, neue Bekannte und Freunde zu erwerben, der mich jedes neue Gesicht voller
Erwartung anschauen läßt. Zudem stammt Husni Allam aus einer alten, angesehenen
Familie in Tanta. Er ist stolzer Besitzer von hundert Feddan Acker, hat ein
hübsches Gesicht, einen kräftigen Körperbau, ist also das, was ein jeder von
uns sich wünschte zu sein. Ich verabscheue seine Klasse, aber ich bin von jedem
entzückt, der zu ihr gehört und den mir besondere Umstände über den Weg führen.
Jeder kann sich ausmalen, wie ein junger Mann wie er leben kann, obwohl die
Zeiten andere geworden sind. Und wenn er so großzügig ist, wie es sich für
seinesgleichen nun einmal gehört, dann werden wir wohl zahllose herrliche
Nächte miteinander verbringen!
Mansur Bahi ist von ganz anderer Art:
Rundfunksprecher beim Sender Alexandria und Bruder eines hohen Offiziers aus
dem Sicherheitsdienst.
Auch das ist schön und vorteilhaft.
Aber er wirkt ungewöhnlich introvertiert. Er macht den Eindruck einer edlen Statue,
von einem Bildhauer gefertigt, und hat so unschuldige Gesichtszüge, wie man sie
eigentlich nur bei einem Kind findet. Wo ist der Schlüssel zu seiner Seele, wo
der Zugang zu dem schmalen, verwinkelten Gäßchen, das zu seinem Herzen führt?
Wie viele kommen vom Dorf in die Stadt auf der Suche nach Arbeit, und wie
zahlreich sind die Schwierigkeiten, die man nur mit der Hilfe eines hohen
Offiziers aus dem Sicherheitsdienst überwinden kann!
Plötzlich greife ich nach
ihrem Arm. Ich warte, bis sie das Glas Tee auf den Tisch gestellt hat, greife
plötzlich nach ihrem Arm. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt mir, der ich
im großen Sessel sitze, auf den Schoß. Ich umarme und küsse sie auf die Wange —
die sie mir zugewandt hält — und gebe ihr einen raschen, nervösen, gierigen Kuß
auf den Mund. Sie stemmt sich mit beiden Händen kräftig gegen meinen Arm, reißt
sich dann von mir los, steht auf und tritt ärgerlich einige Schritte zurück.
Gespannt und vorsichtig blicke ich zu ihr auf und lächle ihr dann besänftigend
zu. Sie wirkt sehr gelassen. Dann entspannt sich ihr Gesicht, wird klar wie das
Meer an einem ruhigen Herbstmorgen. Ich bedeute ihr, sie solle doch wieder zu
mir kommen, aber sie tut es nicht, geht jedoch auch nicht aus dem Zimmer. Wie
in einem Fieberwahn springe ich auf sie zu und reiße sie in wahnwitzigem
Verlangen an mich, ohne daß sie nennenswerten Widerstand leistet. Dann begegnen
sich unsere Lippen in einem langen, hungrigen Kuß.
Ich spüre den Duft ihres Haars und
flüstere ihr zu: »Komm doch heute nacht zu mir!«
» Was wollen Sie denn von mir?« Sie
sieht mich aufmerksam prüfend an.
»Dich will ich, Zuchra, dich!« Ich
beobachte, wie sie ernst und nachdenklich wird, und frage: »Wirst du kommen?«
Bitter fragt sie zurück: »Was wollen
Sie denn wirklich von mir?«
Langsam erwache ich aus meiner Erregung
und antworte vorsichtig: » Wir reden miteinander und lieben uns!«
»Aber das tun wir doch jetzt schon!«
»In einer Eile und Angst, die keinerlei
Freude aufkommen lassen!«
»Mir gefällt nicht, was Sie von mir
denken!«
»Du verstehst mich falsch!«
Sie schüttelt den Kopf, als wolle sie
mir sagen, daß sie mich durchaus richtig verstanden hat. Dann geht sie hinaus
und lächelt trotz allem.
Kummer überkommt mich. Seufzend sage
ich mir: Wenn sie doch aus einer guten Familie stammte, wenn sie gebildet wäre
oder Geld hätte! Ich muß mir mit einer Flut von Schimpfworten Luft machen.
Es ist die Nacht mit Umm
Kulthum.
Ich hätte sie von meiner Stimmung her
am liebsten im Haus von Ali Bakir verbracht, denn dort hätten wir uns
Weitere Kostenlose Bücher