Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
Dienstboten sind fort.”
“Ich verstehe.” Innerlich seufzte Miranda. Sie wusste, es war besser, dass Mr Bennett und seine Angehörigen das Haus verlassen hatten. Selbst wenn nur Mrs Bennett gegangen wäre, hätte sie kein Vertrauen mehr zu deren Verwandten gehabt, die allesamt sehr unter ihrem Einfluss zu stehen und Angst davor zu haben schienen, sich gegen sie aufzulehnen. Es würde jedoch schwierig sein, die Leute zu ersetzen.
“Ich bin sicher, wir werden auch allein zurechtkommen.”
Unsicher nickte Esme. “Ich kann kochen, Madam. Aber das ist ein schrecklich großes Haus.”
“Ja, das stimmt. Aber keine Sorge! Ich werde neue Dienstboten einstellen. Dann bessert sich die Situation.”
Im gleichen Moment fragte sich Miranda, woher sie neues Personal nehmen und wie sie es bezahlen solle. Sie hatte keine Antworten auf diese Fragen, doch das wusste Esme nicht. Von der Auffahrt hereindringende Geräusche lenkten sie ab. Sie hörte Hufschlag. Sie sprang auf und eilte zu einem der schmalen Fenster, von denen aus man die Allee sehen konnte. Ein Reiter hielt soeben vor dem Haus an und saß ab. Miranda klammerte sich an das Fensterbrett und dachte einen Augenblick lang daran, ihn fortschicken zu lassen. Im gleichen Moment wusste sie jedoch, dass sie das nicht tun würde. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Leo auch nicht gehen. Davon abgesehen wäre es feige, ihn fortzuschicken und sich in der Bibliothek zu verstecken, und Miranda war nie ein Feigling gewesen. Nein, sie musste Leo empfangen und ihm ein für alle Mal sagen, er solle sie in Ruhe lassen.
“Draußen ist ein Herr, der mich besuchen möchte, Esme”, sagte sie in einem Ton, der für jemanden, dem das Herz bis zum Hals klopfte, erstaunlich ruhig geklungen hatte. “Bring ihn zu mir. Über deine Pflichten reden wir später.”
Das Mädchen nickte verwirrt und verließ den Raum. Miranda setzte sich an den Schreibtisch und fragte sich, warum, ja warum Leo ausgerechnet jetzt hatte kommen müssen, in einer so katastrophalen Situation.
Esme kehrte zurück und flüsterte: “Der Duke of Belford möchte Sie sprechen, Madam.”
Er kam sofort in die Bibliothek und machte hinter sich die Tür zu. Er nahm den Hut ab und legte ihn mit seiner Reitpeitsche auf einen Tisch, eine kleine Staubwolke aufwirbelnd. Miranda wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war sicher, sofort wieder in den Sessel zurückzufallen, wenn sie den Versuch unternahm, sich zu erheben.
Leo musterte sie. “Oh, sehr gut, Adela. Ich nehme an, die Pose, die du hinter dem Schreibtisch eingenommen hast, soll mich davon überzeugen, dass du den Haushalt fest im Griff hast. Nun, ich bedauere, dir mitteilen zu müssen, dass ich deine Dienstboten soeben am Parktor getroffen habe.”
“Nicht alle.”
“Oh ja”, erwiderte Leo spöttisch. “Da ist noch das Mädchen da draußen vor der Tür, das dir helfen soll, den Haushalt zu führen. Was in aller Welt denkst du dir dabei?”
Der Stolz kam Miranda zu Hilfe. Sie würde nicht zulassen, dass Leo sie in ihrer Niedergeschlagenheit einzuschüchtern versuchte. Und wenn ihre dunkelbraunen Augen stärker glänzten als sonst, dann würde er das ihrer Wut zuschreiben und nicht den Tränen, die in ihnen brannten.
“Die Dienstboten haben die Arbeit verweigert und mich betrogen. Was hätte ich tun sollen? Hätte ich ihnen eine Lohnerhöhung geben sollen? Ich nehme an, das wirst du tun. Es freut dich, nicht wahr, dass man mir in meinem neuen Heim ein solches Willkommen bereitet hat.”
Ihr Ausbruch hatte Leos Verärgerung gedämpft. “Was hast du erwartet, Adela?”, fragte er ruhig. “Bouquets und rote Teppiche? Und was die Betrügereien angeht, so stimme ich dir zu. So beladen, wie der Karren war, den die Dienstboten mitführten, haben Sie dir die halbe Einrichtung gestohlen.”
Weißen Gesichts stand Miranda zitternd auf.
“Sei still! Ich habe mich mit ihnen befasst. Sie werden zurückbringen, was sie dir gestohlen haben, oder sie bekommen es mit mir zu tun. Im Gegensatz zu dir, Adela, bin ich jemand, mit dem man rechnen muss.”
Langsam und unsicher sank Miranda in den Sessel zurück.
“Ich muss mich bei dir bedanken …”
“Nicht der Rede wert, Adela. So etwas würde ich für jedermann tun, selbst für dich.”
In den Augen von Julians Vetter stand wieder dieser eigenartige Ausdruck, als mache er sich lustig. Miranda fiel nichts ein, was sie hätte erwidern können. Noch wenige Augenblicke zuvor hatte sie innerlich vor Wut gekocht, und
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