Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
Verhalten würde bei ihm dieselbe katastrophale Wirkung haben. Wie hätte das auch der Fall sein sollen, da er keine echten Gefühle, kein Herz hatte?
“Tina fand den Abend ziemlich enttäuschend”, fuhr er in kaltem Ton fort.
“Ach ja? Und wie beurteilst du ihn?”
“Ich bin nicht enttäuscht. Es ist immer gut zu wissen, wo man steht.”
“Natürlich!”
“Man sollte nie zu viel erwarten. Darauf kommt es an. Wenn man nicht zu viel erwartet, kann man auch nicht enttäuscht werden. Welterfahrene Menschen wie ich zucken nur mit den Schultern, wenn etwas nicht wie geplant verläuft.”
“Sind die Dinge nicht so verlaufen, wie du dir das vorgestellt hast, Leo? Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass sie eine angenehme Wende nehmen.”
“Vielleicht.” Abrupt lachte er auf. “Weißt du, Adela, manchmal denke ich, dass du wie ein Chamäleon bist. Von einem Augenblick zum anderen wechselst du dein Verhalten. Wie gelingt dir das?”
“Chamäleons sind hässliche Geschöpfe”, erwiderte Miranda leichthin. “Es würde mich stören, denken zu müssen, ich sei wie ein solches Tier, das ständig die Augen verdreht. Bestimmt bist du so geübt in Komplimenten, Leo, dass du mir etwas Netteres sagen kannst.”
“Oh, ich bin in vielen Dingen erfahren.”
Seine Stimme hatte kalt geklungen, doch sein Blick war aufgewühlt. Miranda fragte sich, ob er wütend sei. Einen Moment lang war sie dumm genug zu denken, Leo läge wirklich etwas an ihr. Doch dann dachte sie an seinen Ruf und an ihr gebrochenes Herz und war vom Gegenteil überzeugt.
“Ich hätte nicht gedacht, Leo, dass ein mit dir verbrachter Abend so langweilig sein würde. Du hast mich bis jetzt noch nicht einmal geküsst. Du küsst mich doch immer. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, küsst du mich. Warum küsst du mich jetzt nicht?”
Er lächelte. Dann streckte er die Hand aus, umfasste Adelas Kinn und drehte ihren Kopf hin und her, ganz so, als suche er nach einem körperlichen Makel.
“Du bist sehr hübsch”, äußerte er leidenschaftslos.
Sie war sicher, dass er sie gleich küssen werde. Gleich würde das Spiel zu Ende sein.
“Ich wüsste gern, ob das die natürliche Farbe deines Haars ist.”
Innerlich erstarrte Miranda. Die Unterstellung war eindeutig. Sie glaubte, sich verhört zu haben. “Wie bitte?”
“Dein Haar, Adela. Ist das deine natürliche Haarfarbe?”
Er hatte den Spieß schon wieder umgedreht und Miranda unvorbereitet getroffen. Ihre Verwirrung war beinahe komisch.
“Ich möchte das wissen, weil ich eine Vorliebe für rotes Haar habe, gefärbtes jedoch nicht mag.”
Wieder wirkte Leos Lächeln gefährlich. Miranda war auf der Hut. Sie wollte sich seiner Hand entziehen, aber er legte ihr den Arm um die Taille. Die Umarmung war alles andere als liebevoll. Hastig atmend starrte Miranda ihn an; sein Blick war spöttisch.
“Selbstverständlich ist das meine natürliche Haarfarbe”, sagte sie.
Er zog die Haarnadeln aus ihrer Frisur, sodass ihr die Locken auf die Schultern fielen. Dann neigte er sich zu ihr und atmete den Duft ihres Haares ein.
“Was machst du da?”, fragte sie erstaunt.
“Ich prüfe die Ware, Adela. Jetzt kann ich sagen, dass du keine billige Imitation bist.”
“Danke.” Ihre Stimme hatte nur leicht gebebt. Miranda schob eine Locke hinters Ohr. “Ich bin froh, dass ich deinen hohen Ansprüchen genüge. Und nun lass mich los.”
“Nein, Adela, noch lasse ich dich nicht los. Du hast mich aufgefordert, dich zu küssen, und das will ich tun. Ich meine, dass ich nach allem, was ich deinetwegen durchmachen musste, einen Kuss verdient habe.”
Leo gab ihr einen Kuss, der zwar nicht sehr stürmisch, aber eindeutig verlangend war. Die Tränen traten ihr in die Augen. Diesmal war es anders als früher. Das prickelnde Gefühl, das sie bei seinen Küssen empfunden hatte, stellte sich nicht ein, ohne dass ihr der Grund dafür klar war. Er erteilte ihr jetzt eher eine Lektion.
Sie stemmte sich gegen seine Brust, doch das half nichts. Und dann, als sie glaubte, seine Zudringlichkeit nicht länger ertragen zu können, löste er sich keuchend von ihr und starrte sie an. Ihre Lippen waren geschwollen, und in ihren Augen sowie auf den Wangen glitzerten Tränen. Sie sah sehr jung und wütend und verängstigt aus. Aber noch schlimmer war, dass sie sich offensichtlich verraten fühlte. Es war seine Absicht gewesen, ihr zu zeigen, dass ihm ebenso wenig etwas an ihr lag wie ihr an ihm. Nun schämte er sich. Ehe er
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