Mirandas Monsterwelt
und hob noch beide Arme.
»Gibst du auf?« schrie sie.
»Fast!« rief ich zurück und ließ bereits meine Rechte nach unten fallen, um mit einer glatten und sicheren Bewegung eine andere Waffe hervorzuholen.
Es war der Bumerang!
Und den schleuderte ich!
***
Ich hatte nicht auf den Werwolf gezielt, sondern auf die Gestalt, die mehr Macht besaß. Einer Kugel hätte der Zyklop sicherlich entgehen können, aber der wuchtig geschleuderte und auf ihn zurasende silberne Bumerang überraschte ihn doch.
Die Waffe wurde zu einem silbernen Kreisel. Sie jagte zielgenau auf den Einäugigen zu und hieb ihm den Schädel vom Hals. Ein wirklicher Volltreffer, der auch mich in seinen Bann zog, denn ich rechnete damit, daß der Kopf fallen würde.
Für einen Moment sah es auch so aus, bis der Schädel von einer anderen Kraft gepackt und vehement in die Höhe gerissen wurde. Raketenartig stieg er in den dunklen Himmel, ein Ball mit einem gühenden Oval in der Mitte, das einen dunkelroten Schweif hinter sich herzog, der genau in dem Moment verlöschte, als der Schädel in einer wahren Feuer- und Funkenglut wie ein abgeschossener Feuerwerkskörper auseinanderflog und die glühenden Teile irgendwo in den Sumpf regneten.
Das war geschafft.
Ich sah meine silberne Banane, die zu mir zurückkehren wollte und hatte vor, sie aufzufangen.
Gleichzeitig kippte auch der kopflose Körper um, und ich hörte das wilde wütende Fauchen der Bestie, das sich in den anfeuernden Schrei des Mädchens Miranda mischte. Ich stoppte.
Ein Fehler war es gewesen, weil die Bestie es nun schaffte, mich mit einem Sprung zu erreichen.
Wuchtig prallte sie gegen mich — und gegen das Kreuz!
In diesem Augenblick konnte ich nur existieren, wenn ich unwahrscheinliches Glück hatte. Es war mir zwar gelungen, noch einen Arm anzuwinkeln und ihn in die Höhe zu reißen, aber die offene Schnauze der Bestie befand sich dicht vor meinem Gesicht, als mich der gewaltige Rammstoß des Körpers zu Boden warf.
Der Werwolf fiel auf mich!
Zwischen den Zähnen klebte der Geifer in langen, gelblich weißen Bahnen, als würden die beiden Kiefer durch Kaugummistreifen miteinander verbunden sein.
Der Dämon hatte mein Kreuz berührt. Es stellte die absolute Macht des Guten dar und hatte schon wesentlich stärkere und mächtigere Gegner getötet. Würde die Zeit aber auch ausreichen, denn einen Biß in meine Kehle konnte die Bestie auch noch durchführen, wenn sie in den letzten Zuckungen lag.
Für die Dauer einer mir schrecklich lang vorkommenden Sekunde geschah nichts. Dann biß der Werwolf zu!
Doch genau in dem Augenblick, als er seinen Kopf nach hinten schleuderte, drang aus seinem weit aufgerissenen Maul ein röhrendes und mörderisches Schreien, während gleichzeitig seine Augen brachen.
Er kippte weg!
Allerdings blieb er noch schräg auf meinem Körper liegen. Und das bei seinem Gewicht! Ich zog die Beine an, riß alle Kraft zusammen und drückte ihn von mir weg.
Wie eine schwere Gliederpuppe rollte er zur Seite, so daß ich auch seine Vorderfront erkennen konnte.
Dort hatte ihn mein Kreuz erwischt und einen sehr tiefen Abdruck im Fell hinterlassen.
Nie hatte ich ihn so direkt aus der Nähe gesehen, aber ich wußte aus Erfahrung, daß das Fell eines Werwolfs nie so aschgrau war, wie ich es jetzt vor mir sah.
Ein Zeichen, daß sich die Bestie bereits im Stadium der Auflösung befand.
Sie würde verfaulen…
Ich kam hoch. Keuchend und auch ein wenig zitternd. Der Druck des Körpers machte mir noch im nachhinein zu schaffen. Als ich noch nicht richtig stand, hörte ich bereits Mirandas Stimme. Sie überschlug sich fast vor Haß. Klar, das Mädchen hatte mitansehen müssen, wie ich zwei seiner Helfer erledigte.
»Sinclair, verdammt!« brüllte sie. »Sinclair, du…« Ihre Stimme erstickte. »Schau nur her!«
Ich drehte den Kopf.
Sie stand da und hatte den Bumerang an sich genommen. Da sie ein normaler Mensch und kein Dämon war, konnte sie ihn ohne weiteres anfassen, und sie steckte voller Haß.
»Diese Waffe hat den Einäugigen getötet, und sie wird auch dich umbringen!« schrie sie, holte aus und warf die silberne Banane auf mich zu…
***
Das war mir noch nie passiert, daß man mich mit meinem eigenen Bumerang attackierte. Wenn der traf, konnte es böse für mich enden.
Nun ist es so, daß nicht jeder, der noch nie geübt hatte, einen Bumerang auch zielsicher werfen kann, und darauf setzte ich meine Hoffnungen, als ich mich mit einem pantherhaften
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