Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
diese spezielle Information einfach „im Hinterkopf“, das ist, was ich Ihnen raten kann. Meistens fällt es einem wie Schuppen von den Augen, wenn man auf Ereignisse Rückblick nimmt und sieht, wie sich alles entwickelt hat. Dann weiß man auf einmal, was gemeint war.“
„Warum werden die Informationen aus der geistigen Welt so verschlüsselt? Wäre es nicht besser, man bekäme klipp und klar gesagt, was Sache ist?“
Mira schüttelte entschieden ihren Kopf. „Nein, nein. Auf keinen Fall. Wir bekommen nie gesagt: tu dies, tu das… Die geistige Welt achtet immer unseren freien Willen und nimmt uns vor allem keine Entscheidungen ab. Das wäre fatal, es würde unsere seelisch-geistige Entwicklung und Souveränität untergraben. Wir Menschen müssen unser Leben selbstverantwortlich gestalten. Auch auf die Gefahr hin, Fehler zu machen. So ist das nun mal.“
„Mira, das ist so unglaublich. Eine neue Liebe? Die wahre Liebe? Wo soll dieses Wunder von Mann denn auf einmal herkommen? Nein, ich denke, von der Liebe habe ich erst mal genug, schönen Dank auch. Und was soll das denn für eine „Prüfung“ sein? Ob ich für ihn gut genug bin? Ob ich es wert bin, die große Liebe zu erfahren? Ich kann mir einfach nichts darunter vorstellen. Da war wohl der gutgemeinte Wunsch Vater des Gedankens, entschuldigen Sie bitte, wenn ich das so offen sage.“ Ich schüttelte zweifelnd meinen Kopf. Mit den Vorhersagen für meine berufliche Laufbahn konnte ich viel leichter konform gehen. Dass ein Wechsel bevorstand, war mir ja selber schon aufgefallen.
„Okay, dann werde ich mir die Aufnahme zuhause nochmals anhören und mir Notizen machen. Mira, haben Sie vielen Dank für Ihre Arbeit, was bin ich Ihnen dafür schuldig?“
Sie schaute mich ein wenig irritiert an und meinte: „Auf der Fensterbank steht ein Sparschwein, das dürfen Sie füttern. Die Höhe des Betrages überlasse ich jedem selbst. Wie geht es denn Ihrer Mutter?“
„Oh. Besser als sonst. Sie ist momentan ganz aufgekratzt, sie wird nach Sylt ziehen, in die Nähe ihrer Schwester. Ich habe sie lange nicht mehr so energiegeladen erlebt. Es ist mir fast unheimlich, sie so zu erleben. Übrigens kann ich ihre Wohnung übernehmen, das erste meiner Probleme hat sich also zur rechten Zeit in Wohlgefallen aufgelöst.“
„Das freut mich zu hören. Umbruchzeiten im Leben sind immer so anstrengend, aber auch lohnend.“ Mira dachte flüchtig an ihre eigene unklare Situation als Mieterin.
„Was ich Ihnen noch sagen wollte, wegen ihrer Mutter, ich denke, dass sie noch hin und wieder in kleine „Löcher“ fallen wird, langjährige Depressionen verschwinden nicht so plötzlich vollständig. Seien Sie einfach darauf vorbereitet und seien Sie dann bitte besonders lieb zu ihr. Johanna hat ihre Trauer nie richtig verarbeitet. Das ist ein langer, schwerer Prozess. Eine Ärztin hat zu mir selbst vor vielen Jahren einmal gesagt, trauern sei so schwer wie Bergwerksarbeit. Ich kann Ihnen versichern, ich habe jahrelang schwer geschuftet, um wieder ans Licht zu kommen. Es war hart.“
Mira ließ die Mundwinkel hängen und sackte bei der Erinnerung ein klein wenig zusammen, ich sah förmlich die Last der Vergangenheit, die sie niederzudrücken drohte. Dieser Anblick verunsicherte mich. So kannte ich Mira gar nicht. Um ihre Aufmerksamkeit in die Gegenwart zu lenken, wechselte ich das Thema mit dem Erstbesten, was mir einfiel.
„Heute habe ich den Postboten getroffen!“
Mira schaute verwirrt drein.
„Ihren Postboten, Mira. Ich meine den Mann, der mich ins Haus getragen hat, als ich damals mit Thaddäus kollidierte. Wir haben uns nett unterhalten im Einkaufszentrum.“
Ihr Gesicht hellte sich auf. „Ach, Valerius! Ein prima Junge, ich mag ihn sehr. Er ist freundlich, fleißig und tüchtig.“
Lächelnd erzählte Mira, dass er seinen Namen Valerius nicht wirklich mochte, er fühle sich damit uralt, hätte er ihr gesagt.
„Valerius will im Ausland studieren, er hat sogar ein Stipendium bekommen. Ich habe ihn stundenweise als Gärtner beschäftigt, damit sein finanzielles Polster dicker wird. Er ist wirklich ein tüchtiger junger Mann und auch ein sehr zielstrebiger! Ich habe ihn immer als sehr zuverlässig erlebt.“
„Oh ja, er geht nach Australien! Er hat es mir gesagt. Meeresbiologie! Das finde ich sehr interessant. Damals, als ich mein Studium plante, da musste ich mich entscheiden. Ich wollte gerne journalistisch arbeiten, aber das Thema Umweltschutz hat mich auch
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