Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
langsam aus dem künstlichen Koma aufgeweckt werden. Er schaffte es, alleine zu atmen. Er konnte nicht mehr schlucken, nicht mehr sprechen und seine linke Körperhälfte war gelähmt. Während des Komas hatte er einen Hirnschaden durch Apoplexie erlitten, hervorgerufen durch Sauerstoffmangel und absterbendes Gewebe. Aber, bei Gott, er LEBTE!
Solidarität hin und her, jetzt konnte ich nicht mehr! Ich ging weinend vom Balkon in die Wohnung. Nach kurzem Zögern nahm ich mir den Autoschlüssel, flüchtete mich zu Max und fuhr raus aus der Stadt. Mir war egal wohin, Hauptsache raus ins Grüne! Als ich dann am Waldrand auf der riesigen Baumwurzel saß, meinem ganz persönlichen Kraftort, wurde ich gewahr, dass ich das Buch unbewusst mitgenommen hatte. Es lag auf dem Beifahrersitz. Ich fühlte mich gleichermaßen davon abgestoßen und angezogen. Da der Tag sich schon dem Ende zuneigte, beschloss ich weiterzulesen. Schlimmer als es jetzt gewesen war, konnte es ja nicht mehr kommen. (Obwohl ich diesbezüglich insgeheim meine Zweifel hatte.)
Als nächstes berichtete Frau Mertens von Träumen und Vorahnungen:
Langsam lernte er wieder, zu schlucken und zu sprechen. Er klagte über seinen Arm und sein Bein, weil er sie nicht spüren konnte, er erzählte von seinen Träumen während des Komas. Sie waren erfüllt von Kampfszenen, Gut gegen Böse, viel Gewalt, Blut und Gefahr. Aber auch Reisen in andere Länder, sogar nach Japan mit mir zusammen. Wir flogen wie Vögel über das Land. Sein Unterbewusstsein hatte also meine tägliche Gegenwart gespürt. Er sprach auch von einem weißen Schiff und ich erschrak, denn ich assoziierte es mit der Totenbarke alter Mythologien.
Während dieser Zeit fingen meine „Träume“ an, nein, eigentlich schon lange vorher. Mein Kontakt mit dem Jenseits begann an dem Morgen als ich im Moment zwischen Aufwachen und vollem Tagesbewusstsein eine männliche Stimme hörte, die sagte: "Martin hat einen Gehirntumor". Das war noch, bevor er erste neurologische Symptome zeigte, also im Juli des Vorjahres.
Jetzt erinnerte ich mich wieder daran. Ja, ich wusste es wieder. Ich hatte nach diesem Erlebnis gedacht: „Meine Güte, was machst du dir jetzt schon wieder für unnötige Sorgen, wovon träumst du denn bloß?“ Und dann verdrängte ich gleich die warnende Stimme und schimpfte innerlich mit mir, wegen meiner Ängstlichkeit und „Schwarzseherei“.
Ich konnte ja damals nicht wissen, dass Jenseitskontakte etwas Reales sind, dass wir Menschen tatsächlich von helfenden, liebenden Geistwesen begleitet werden.
Ich erinnere mich auch an etwas, das kein Traum war, sondern während des Tages geschah, während eines meiner vielen Aufenthalte im neurochirurgischen Krankenhaus. Ich schob Martin im Rollstuhl über den Hof des Krankenhauses. Mein Herz war so schwer, ich war unerträglich traurig. Auf einmal spürte ich die Anwesenheit mehrerer Geistwesen um mich herum. Sie waren vor mir, hinter mir, neben mir, mindestens fünf oder sieben verschiedene Geistwesen. Von ihnen ging eine Welle des Mitgefühls und der Unterstützung aus und der, der hinter mir ging, trat in mich hinein, legte seine Hände unter mein Herz und „hob es an“. Ich fühlte förmlich, wie mein Herz leichter wurde. Das ist eine so schöne Erinnerung, ein helles Licht in meiner dunkelsten Lebenszeit.
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ Psalm 139,5
Während Martins Gehirn vom Eiter vergiftet wurde, hatte ich einen Traum von einer brennenden, schwelenden Stadt mit lauter Totengeistern mit blanken Gesichtsknochen. In diesem Traum versuchte ich verzweifelt, Rohre zu legen, um das Wasser zum Löschen holen zu können, aber sie fielen mir immer auseinander. Dann, gegen Morgen, fiel Regen vom Himmel und die Totenkopfgeister verschwanden.
Ich hatte in der folgenden Zeit mehrmals Träume, die mir die Lebensgefahr zeigten, wie zum Beispiel brennende Meteoriten, die genau neben seiner Kinderkarre niederdonnerten, aber auch, dass der Tod abgewehrt wurde. Ich sah ihn in diesen Träumen seltsamerweise als Kleinkind.
Die Ärzte hatten den Eltern die vollständige Diagnose mitgeteilt: „Teratom, Germinom und embryonales Rhabdomyosarkom“. Ich verstand die Worte nicht, aber sie hatten einen bösen Klang. Die Ärzte hatten den Eltern gesagt, die Anlagen dazu mussten sich schon vor der Geburt in einem ganz frühen embryonalen Stadium manifestiert haben.
Martin war nun ein Pflegefall. Die Familie war rund um die Uhr
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